REnnovates-Projekt mit industrieller und vernetzter Plusenergie-Sanierung
Die Sanierung von Gebäuden benötigt neue Ansätze und Ideen, denn mit den bisherigen Mitteln sind wir nicht weit gekommen. Eine Sanierungsquote von knapp einem Prozent reicht bei weitem nicht aus um die Klimaschutzziele im Gebäudesektor zu erfüllen. Aus diesem Grund stelle ich hier immer wieder interessante neue Konzepte für einen attraktiveren Sanierungsmarkt vor. Eines dieser spannenden Konzepte ist das serielle Sanieren von Gebäuden nach dem Energiesprong-Prinzip. Einen Schritt weiter in der systematischen und effizienten Sanierung von Altbauten geht das Projekt REnnovates, das ebenfalls aus den Niederlanden stammt.
Inhalt
Das Konzept der REnnovates Sanierung
Wie auch bei Energiesprong ist der Ausgangspunkt einer REnnovates Sanierung die standardisierte und industrielle Renovierung. Die Bauunternehmen stellen vorgefertigte Elemente für die Fassade und das Dach her und montieren diese direkt vor die vorhandenen Bauteile. Dadurch kann die Sanierung schnell innerhalb von wenigen Tagen ablaufen, die Kosten verringern sich und die Qualität ist gewährleistet. Damit das Prinzip funktioniert müssen die angebauten Elemente eine deutliche Energieeinsparung von 60 Prozent erreichen.
Die Dach-Elemente enthalten eine vormontierte Photovoltaik-Anlage. Der Solarstrom versorgt die Gebäude mit Strom und indirekt – über eine Wärmepumpe – auch mit Wärme und Warmwasser. Dadurch sparen die Bewohner den Bezug von Energie ein und können somit – über 30 Jahre – die Sanierung refinanzieren.
Hinzu kommt für die Gebäude noch jeweils Energie-Modul. Dieses enthält den Solar-Wechselrichter, eine Wärmepumpe für die Heizung, eine Anlage für die Wohnungslüftung, die Warmwasserbereitung, einen Warmwasserspeicher und einen Batteriespeicher.
Soweit kennt man das Prinzip der Sanierung auch von Energiesprong. Bei REnnovates kommt noch ein Energiemanagement hinzu, das alle energie-relevanten Systeme verbindet. Es soll für eine optimale Nutzung des selbst erzeugten Solarstroms im Hau sorgen und mehrere Haushalte zu smarten Nachbarschaften verbinden.
Digitales Energiemanagement mit EEBUS in sanierten Häusern
Für die Vernetzung der energierelevanten Produkte und Geräte sorgt das digitale Energiemanagment mit dem EEBUS Standard. Dieses verbindet die solare Stromerzeugung mit der Heizungstechnik, weiterer Haustechnik, Elektro-Großgeräten und der Elektromobilität. Durch die Standardisierung ist eine Erweiterung flexibel möglich. Hinzu kommt auch noch die Anbindung an ein intelligentes Stromnetz, das Smart-Grid.
Die standardisierte Kommunikation mit EEBUS ermöglicht eine Einbindung von verschiedenen Herstellern, deren Produkte alle eine unterschiedliche Sprache sprechen. Durch die gemeinsame Plattform erreicht man eine bestmögliche Interoperabilität für das Ziel ein hocheffizientes Plusenergiehaus zu schaffen.
Marc Eulen, Executive Manger der KEO GmbH, Entwickler der Software-Lösung:
„Mit der Umsetzung des EEBUS Standards im REnnovates Projekt ist es uns gelungen, das große Potential und den Mehrwert von EEBUS zu demonstrieren. Die erfolgreiche Implementierung ist ein großer Schritt für den praktischen Erfolg von EEBUS als globale Sprache für Energie wie auch für die Zukunft von Smart Neighbourhoods und Smart Grids.“
Vernetzung von Häusern zu smarten Nachbarschaften
Bei der energetischen Betrachtung von einzelnen Häusern, wie sonst üblich, soll es aber nicht bleiben. Im REnnovates Projekt vernetzt eine Smart Energy Software die sanierten Gebäude in einer Nachbarschaft. Damit kann man den Anteil des lokal genutzten Solarstroms weiter steigern durch eine größere Anzahl an Verbrauchseinheiten. Auch ein gemeinsam genutzter Batteriespeicher ist möglich.
Durch die Vernetzung der Häuser lassen sich alle Häuser im Rahmen von „Smart Neighbourhoods“ und „Smart Micro Grids“ als aktive Verbraucher und Energiespeicher im lokalen Stromnetz einsetzen, etwa um Lastspitzen abzufedern.
Allerdings ist ein solches Modell in Deutschland schwierig umzusetzen, da der Strom aus der Nachbarschaft – im Gegensatz zum Strom vom eigenen Dach – über das öffentliche Leitungsnetz geht und somit alle Abgaben und Umlagen bezahlt werden müssen. Das scheint in den Niederlanden wohl einfacher zu sein. Die Folge wäre, dass der Strom nicht mehr wirtschaftlich attraktiv ist und mit Strom aus dem Netz konkurriert.
REnnovates Projektbeispiel
Ende August hat ein Konsortium um das größte niederländische Bauunternehmen, die Royal BAM Group, eine Sanierung von über 240 Einfamilien-Reihenhäuser im Rahmen des „REnnovates“ Projektes erfolgreich abgeschlossen.
Mit den Erfahrungen aus dem ersten Projekt möchte man die Idee dieser Plusenergie-Sanierung auch in weiteren europäischen Ländern umsetzen.
Weitere Texte mit Lösungskonzepten für die Sanierung
In diesen Beiträgen habe ich weitere Lösungskonzepte für das Problem der unzureichenden Attraktivität von energetischen Gebäudesanierung beschrieben:
- Was bedeuten serielles Bauen und serielles Sanieren?
- Beeindruckend wie Energiesprong die energetische Gebäudesanierung revolutioniert
- So wird die Fassade zu einem Teil der Haustechnik
- degewo Zukunftshaus, eine Sanierung für die CO2-neutrale Zukunft
- Studie mit Lösungsansätzen für die Sanierung aus der Sicht der Energieberater
- Vom Dilemma der Heizungssanierung
Quelle: EEBUS