Smart Meter: jetzt soll es losgehen
Eine kürzlich veröffentlichte Umfrage hat es offengelegt: Die meisten Deutschen wissen nicht, was ein Smart Meter ist. Noch weniger wissen, wer für den Einbau der Geräte zuständig ist. Das wird sich vermutlich ab 2025 ändern, denn dann soll der Einbau dieser Geräte starten.
Im Herbst 2024 sollte sich im geplanten Smart Meter Rollout noch einmal einiges ändern. Das dachte ich und habe den Text fertiggestellt. Dann kam das Bundeskabinett mit einer neuen Fassung um die Ecke. Ob diese vom Bundestag noch vor der Neuwahl beschlossen wird, ist völlig offen.
Dieser Beitrag informiert über den aktuellen Stand der Planungen im November 2024. Er zeigt, wer voraussichtlich neue Stromzähler bekommt und welchen Nutzen sie bringen sollen. In dem Artikel erfahren Sie auch, wo die Probleme liegen und welche Vorschläge zur Verbesserung auf dem Tisch liegen. Die möglichen Änderungen sind im Text farbig gekennzeichnet.
Inhalt
Was ändert sich ab 2025?
Nach jahrelangem Warten soll der Einbau der intelligenten Strommessgeräte in Deutschland ab 2025 starten.
Haushalte und Unternehmen mit einem Stromverbrauch von 6.000 bis 100.000 kWh oder einer Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von mehr als sieben Kilowatt erhalten ein intelligentes Messsystem. Der Einbau ist verpflichtend und soll bis Ende 2030 zu mindestens 95 Prozent abgeschlossen sein.
Wer eine sogenannte steuerbare Verbrauchseinrichtung hat, benötigt einen Smart Meter, damit der Netzbetreiber die Leistung dieser Geräte (Wärmepumpen oder Ladestationen für Elektroautos) reduzieren kann.
Unternehmen, die einen höheren Stromverbrauch haben, müssen bis 2028 einen Smart Meter als Stromzähler eingebaut bekommen. Dies gilt auch für Betreiber von Photovoltaikanlagen mit mehr als 100 kW Leistung.
Private Haushalte, die weniger als 6.000 kWh Strom verbrauchen, können sich auf freiwilliger Basis einen Smart Meter einbauen lassen. Die bisherigen analogen Stromzähler, sogenannte Ferraris-Zähler, werden bis Ende 2032 durch einen digitalen Stromzähler, eine moderne Messeinrichtung, ersetzt. Dieser Wechsel erfolgt ab 2025 in Abhängigkeit vom Alter des aktuell eingebauten Zählers, von der Eichfrist und dem örtlichen Messstellenbetreiber.
Was versteht man unter einem Smart-Meter?
Im bisherigen Text habe ich unterschiedliche Begriffe verwendet, Smart Meter, intelligente Strommessgeräte und intelligentes Messsystem. Bei diesem Thema ist eine genaue Definition der Begriffe wichtig, damit man versteht, was genau gemeint ist.
Ein digitaler Stromzähler ist noch kein Smart Meter, er verfügt lediglich über eine digitale Erfassung und Anzeige des Stromverbrauchs und wird als moderne Messeinrichtung (mME) bezeichnet. Die Ablesung des Stromverbrauchs erfolgt über das Display der Messeinrichtung. Es ist auch möglich, die aktuelle Leistung aller angeschlossenen Elektrogeräte sowie den Verbrauch in verschiedenen Zeiträumen (Tage, Wochen, Monate oder Jahre) in den letzten zwei Jahren abzulesen. Die Geräte können keine Messwerte nach außen übertragen oder empfangen. Sie müssen wie bisher manuell abgelesen werden.
Durch den Einbau einer zusätzlichen Kommunikationseinheit, dem Smart Meter Gateway (SMGW), wird aus einer modernen Messeinrichtung ein intelligentes Messsystem (iMSys), das in Deutschland als Smart Meter gilt. Das Gateway empfängt die Messdaten der Messeinrichtung und leitet sie an den zuständigen Messstellenbetreiber weiter. Es kann auch mit steuerbaren Energieerzeugern, wie der Photovoltaikanlage, und Energieverbrauchern, wie der Wärmepumpe oder Wallbox kommunizieren. Jede Kommunikation des Gateways erfolgt gesichert und verschlüsselt, um die Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit zu gewährleisten.
Die Geräte teilen den Verbrauch in Intervalle von 15 Minuten und senden die Werte einmal täglich an den Messstellenbetreiber, sofern es keine andere Vereinbarung mit dem Stromversorger gibt. Solche Vereinbarungen können bei dynamischen Stromtarifen erforderlich sein. Es dürfen jedoch nur die Daten weitergeleitet werden, die zur Erfüllung der Pflichten des Versorgers notwendig sind.
Mit einer zusätzlichen Steuereinrichtung kann ein Netzbetreiber über einen verschlüsselten Kanal (CLS-Kanal) Steuersignale an das Smart Meter Gateway und angeschlossene Geräte senden. Diese Geräte wiederum sind mit einem entsprechenden Adapter und einer Steuerbox mit dem SMGW verbunden. Das Smart Meter Gateway verfügt über drei Kommunikationsschnittstellen:
- das Heimnetz (HAN),
- die Übermittlung der Verbrauchsdaten (LMN) und
- die Kommunikation und den Empfang von Steuersignalen (WAN).
Wer sich hier tiefer einarbeiten möchte, findet im Blog des IT-Dienstleisters items GmbH & Co. KG eine ausführliche Beschreibung.
Kosten für einen modernen Stromzähler
Für den bisher analogen Stromzähler fallen jährliche Kosten von ca. 13 Euro an, die auf der Stromrechnung ausgewiesen sind. Bei den neuen Zählern hat der Gesetzgeber Obergrenzen für die jährlichen Kosten festgelegt.
Für eine moderne Messeinrichtung dürfen nicht mehr als 20 Euro (25 Euro) pro Jahr brutto berechnet werden.
Beim Pflichteinbau eines intelligenten Messsystems gelten derzeit folgende Obergrenzen:
- Stromverbrauch zwischen 6.000 und 10.000 kWh im Jahr oder Erzeuger mit 7 bis 15 kW Leistung: 20 Euro pro Jahr brutto
- Steuerbare Verbrauchseinrichtungen nach § 14 a EnWG, wie Wärmepumpe oder Wallbox: 50 Euro pro Jahr
- Stromverbrauch zwischen 10.000 und 20.000 kWh im Jahr oder Erzeuger mit 15 bis 25 kW Leistung: 50 Euro pro Jahr brutto
- Stromverbrauch zwischen 20.000 und 50.000 kWh im Jahr: 90 Euro pro Jahr brutto
- Stromverbrauch zwischen 50.000 und 100.000 kWh im Jahr oder Erzeuger mit 25 bis 100 kW Leistung: 120 Euro pro Jahr brutto
Geplant ist eine Erhöhung der Preisobergrenzen für Verbraucher wie folgt:
- Stromverbrauch zwischen 6.000 und 10.000 kWh: 40 Euro
- Stromverbrauch zwischen 10.000 und 20.000 kWh: 50 Euro
- Stromverbrauch zwischen 20.000 und 50.000 kWh: 110 Euro
- Stromverbrauch zwischen 50.000 und 100.000 kWh: 140 Euro
- PV-Anlagen mit einer Leistung von 2 bis 15 kW und steuerbare Verbrauchseinrichtungen nach § 14a: 50 Euro für das intelligente Messsystem und 100 Euro für die Steuerungseinrichtung
Für den Einbau der modernen Messeinrichtungen oder intelligenten Messsysteme können einmalige Kosten anfallen, wenn der Umbau des Zählerschranks erforderlich ist. Der reguläre Einbau ohne Umbauten ist in den jährlichen Kosten bereits enthalten.
Bei einem freiwilligen Einbau eines intelligenten Messsystems müssen einmalige Kosten von 30 Euro für den Einbau gezahlt werden, der jährliche Betrag ändert sich im Vergleich zum Pflichteinbau nicht.
Weitere Kosten fallen bei Zusatzleistungen, wie für die Datenkommunikation zur Steuerung nach § 14a, Anbindung eines Wasser- oder Gaszählers oder für die Direktvermarktung des erzeugten Stroms an.
Wer ist für den Einbau eines Smart Meters zuständig?
Die meisten Menschen denken vermutlich, dass ihr Stromversorger für Einbau und Betrieb ihres Stromzählers zuständig ist. Doch bei den modernen Messeinrichtungen sind die Aufgaben aus wettbewerbsrechtlichen Gründen aufgeteilt. Der Stromversorger liefert den Strom, der Netzbetreiber stellt die Netze bereit und um die Stromzähler kümmert sich ein Messstellenbetreiber. In vielen Fällen sitzen diese Unternehmen unter einem Dach. Bei analogen Stromzählern ist noch der Netzbetreiber für die Stromzähler und ihre Ablesung verantwortlich.
Ein Messstellenbetreiber kümmert sich um den Einbau, den Betrieb, die Wartung und die Ablesung der digitalen Stromzähler. Dieses Unternehmen ist dafür verantwortlich, dass Stromversorger und Netzbetreiber die Höhe des Stromverbrauchs und die Stromerzeugung der Photovoltaikanlage ihrer Kunden kennen.
Bei den Pflichteinbauten der neuen Geräte ist der lokale Messstellenbetreiber für den digitalen Stromzähler zuständig, nach dem Messstellenbetriebsgesetz (MbG) wird er als grundzuständiger Messstellenbetreiber (gMSB) bezeichnet.
Es ist aber möglich, sich selbst einen wettbewerblichen Messstellenbetreiber (wMSB) auszusuchen. Dieser ist jedoch nicht an die gesetzlich festgelegten Obergrenzen für die jährlichen Kosten gebunden – es kann in diesem Fall also teurer werden. Bietet der ausgewählte Messstellenbetreiber zusätzliche Dienstleistungen an, kann sich ein Wechsel dennoch lohnen. Zusätzliche Leistungen können Schnittstellen zu Energiemanagementsystemen, ein Echtzeitzugriff auf die eigenen Daten oder andere Angebote mit Mehrwert sein. Wer sich für einen dynamischen Stromtarif entscheidet oder aus anderen Gründen freiwillig einen Smart Meter haben möchte, kann sich auch den Messstellenbetreiber aussuchen. Mieter benötigen allerdings für den Wechsel des Stromzählers die Zustimmung ihres Vermieters.
Welchen Nutzen sollen Smart Meter bringen?
Die Einführung der Smart Meter ist eine sehr umfangreiche und komplexe Aufgabe. Da stellt sich die Frage nach dem Nutzen.
Verbraucher
Die intelligenten Stromzähler erfassen den Stromverbrauch in Echtzeit und sorgen damit für mehr Transparenz. Verbraucher erhalten die Gelegenheit, ihren Verbrauch besser kontrollieren und anpassen zu können. Über dynamische Stromtarife können sie ihre Geräte entsprechend in Zeiten mit günstigen Strompreisen nutzen.
Prosumer
Wer den Strom mit einer PV-Anlage selbst erzeugt, kann diesen mit einem Smart Meter effizienter nutzen und die Energiekosten weiter senken. Durch die zusätzliche Flexibilität können sie einen Beitrag zur Netzstabilität leisten.
Unternehmen
Mit mehr Transparenz im Energieverbrauch können Unternehmen ihr Energiemanagement optimieren und weitere Effizienzpotenziale erschließen. Ein intelligentes Lastmanagement erkennt die Lastspitzen und hilft, Maschinen entsprechend zu steuern, damit Netzentgelte und Kosten reduziert werden.
Energiewirtschaft
Smart Meter liefern wertvolle Daten zum Verbrauchsverhalten und helfen, die Netzlast besser zu steuern und Engpässe im Stromnetz zu minimieren. Sie ermöglichen damit eine effiziente Planung der Versorgung und Entwicklung der Stromnetze. Smart Meter bilden eine Grundlage für die Digitalisierung der Energieversorgung und Einführung der Smart Grids.
Energiewende
Auch die Energiewende profitiert durch den Ausbau der intelligenten Stromzähler. Sie liefern aktuelle Verbrauchsdaten und tragen damit dazu bei, dass mehr Strom aus erneuerbaren Energien vom Netz aufgenommen werden kann und Netze besser ausgelastet werden.
Deutschland hinkt der Entwicklung hinterher
Wer in andere Länder Europas reist, sieht dort fast überall schon Smart Meter. Laut eines aktuellen Berichts haben 50 Prozent der Haushaltskunden in der EU einen Smart Meter als Stromzähler. In 8 Mitgliedsstaaten sind fast 100 Prozent mit Smart Meter ausgestattet. Deutschland gehört zu den 6 Ländern mit einer Quote von weniger als 10 Prozent.
Die Ursachen für dieses “Hinterherhinken” Deutschlands sind vielfältig. Man hat es sehr kompliziert gemacht, alles sollte perfekt sein, mit einer Sicherheit von 150 Prozent. Zusätzlich kommen die Funktionen der Steuerung hinzu. Das macht das Verfahren nicht einfacher.
Theoretisch soll es Anfang 2025 mit dem Einbau der intelligenten Messsysteme richtig losgehen. Doch die Nachrichtenlage stimmt nicht zuversichtlich, es gibt Lieferschwierigkeiten bei der Hardware, auf einen freiwilligen Einbau muss man unter Umständen mehrere Monate warten. Die Messstellen- und Netzbetreiber müssen mitspielen und ihre Prozesse entsprechend umstellen.
Kann das nicht schneller gehen?
In Industrie und Energiewirtschaft haben sich zwei Initiativen gebildet, die den Rollout beschleunigen bzw. vereinfachen wollen.
In der Smart Meter Initiative haben sich vier digitale Stromanbieter zusammengeschlossen, um die Einführung der intelligenten Stromzähler in Deutschland zu beschleunigen. Dazu arbeiten Octopus Energy, Tibber, Rabot Energy und Ostrom mit lokalen Messstellen- und Netzbetreibern zusammen, um die Prozesse zu beschleunigen.
Die andere Initiative möchte den Rollout beschleunigen, indem das ganze Messwesen vereinfacht wird. Simplify Smart Metering wurde von engagierten Experten gegründet und bekommt mittlerweile breite Unterstützung aus Industrie und Energiewirtschaft. Sie setzen sich für eine klare Priorisierung ein, welcher Anschluss eine komplexe Messtechnik benötigt und für welchen Anschluss einfache Lösungen ausreichen. Es braucht eine pragmatische Umsetzung mit weniger Regulierung, sagt die Initiative. So kann der Einbau einer smarten modernen Messeinrichtung, die auch ohne Smart Meter Gateway fernauslesbar ist, eine kosteneffiziente Lösung für Kunden mit dynamischen Tarifen, zeitvariablen Netzentgelten und kleinen PV-Anlagen unter 7 kW, den Rollout deutlich vereinfachen und beschleunigen. Diese Lösung reiche aus, um die gewünschte Transparenz für Endkunden im Stromverbrauch herzustellen.
Fazit
Die Einführung der Smart Meter in Deutschland wird eher komplizierter und dauert viel zu lange. Mit jeder Änderung im Energiewirtschaftsgesetz soll der Einbau der intelligenten Messsysteme vorangebracht werden, doch die Verwirrung wird damit noch größer.
Dieser Text soll Verbrauchern helfen, zu verstehen, was Smart Meter sind und was sich ab 2025 ändern soll. Wer einen Stromverbrauch von weniger als 6.000 kWh oder eine PV-Anlage mit weniger als 7 kW hat, ist vorerst nicht betroffen und erhält in den nächsten Jahren lediglich einen digitalen Stromzähler ohne eine Möglichkeit zur Übertragung von Daten. Wer einen dynamischen Stromtarif möchte, kann sich diesen freiwillig einbauen lassen, muss aber eventuell länger warten. Es bleibt zu hoffen, dass es nicht noch komplizierter wird und sich damit weiter in die Länge zieht.
In 8 Mitgliedsstaaten sind fast 100 Prozent mit Smart Meter ausgestattet. Deutschland gehört zu den 6 Ländern mit einer Quote von weniger als 10 Prozent.
Das sagt doch einfach alles. Wir hinken hinterher und als ich das mit den möglichen Änderungen gelsen habe, dachte ich, ja klar, Interessenverbände wollen es wieder einmal hinauszögern.
Und weil es Personen gibt, die die Vorteile nicht erkennen, z.B. „Der Vater Staat kann mich damit kontrollieren“, … gabs von diesen 100 Punkte.
Zu Glück hat es die Ampel nicht mehr geschafft. Warten wir ab, ob die neue Regierung da gleich was hinterherschiebt, was ich nicht glaube, und ich bin leidenschaflicher Tibber Fan, und freue mich über jeden Cent, den ich sparen kann.