ISH 2023: die Innovationskraft der Startups

Auf der Weltleitmesse für Wasser, Wärme, Luft ISH haben sich nicht nur die großen Player auf dem Markt der Wärmetechnik mit ihren Produkten präsentiert. Zum dritten Mal konnten Messebesucher sich über die innovativen Produkte und Dienstleistungen der Startups informieren. 

Sie sind ein Abbild der Entwicklungen der gesamten Branche. Mehr Startups als in den vergangenen Veranstaltungen haben sich den Lösungen für Wärmewende und Klimaschutz verschrieben. Grund genug für mich, wieder die interessantesten Startups in einem Beitrag vorzustellen. 

VdZ präsentierte Innovationskraft der Startups 

In diesem Jahr hat die VdZ Wirtschaftsvereinigung Gebäude und Energie e. V. zum dritten Mal auf der Messe ISH in Frankfurt Startups aus dem Umfeld der Sanitär- und Heizungsbranche präsentiert. 

Insgesamt 26 Startups haben sich angemeldet und ihr Unternehmen und ihre Angebote vorgestellt. 22 gehören zum Bereich “Energy” und 4 zum Bereich “Water”. Junge Gründer aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Finnland, Polen, USA, Schweden und Israel waren in diesem Jahr in Frankfurt vertreten.

Die Startups der ISH 2019 und 2021

Bereits Ende 2018 und im Vorfeld der ISH 2019 habe ich begonnen, Startups mit innovativen Lösungen vorzustellen.

• Wo sind die Innovationen und Startups in der SHK-Branche?
• Startup-Interview: Gebäude vor Schimmel schützen mit IoT-Sensoren von Rysta
• Die 10 spannendsten Energie-Startups auf der ISH 2019

Zur ISH digital 2021 habe ich in Zusammenarbeit mit der VdZ in drei Beiträgen über die Startups berichtet:

• Die Startup-Liste zur ISH digital 2021
• Beitrag von Startups zur Energiewende im Gebäudesektor
• Kooperationen mit Startups zur Reduzierung der CO2-Emissionen

Die 15 spannendsten Energy Startups der ISH 2023

Aus der Liste der vertretenen Startups stelle ich wieder die spannendsten Gründungen mit einem positiven Impact auf Energiewende und Klimaschutz vor. 

Greenventory

Aus Freiburg im Breisgau stammt die greenventory GmbH, die 2019 als Spin-Off der Fraunhofer ISE und KIT gegründet wurde. Sie unterstützt Kommunen und Städte bei der Energiewende in der Wärmeplanung und der Ermittlung des lokalen Potenzials für PV-Anlagen. Das zweite Standbein ist die Software-Plattform, die Kommunen und Versorgungsgebiete als digitalen Zwilling abbildet. Mit ihrer Hilfe können diese eine Bestandsanalyse ihres Energiesystems erstellen und Szenarien entwickeln. Weitere Bestandteile der Software-Module ermöglichen Kommunen, eine integrierte Netzplanung, die Planung der Ladeinfrastruktur und CO2-Bilanzierung durchzuführen.

autarc.energy

Noch sehr jung ist die 2022 gegründete autarc UG aus Berlin. Sie bietet eine Online-Software, die Handwerkern die Planung ihrer Arbeit erleichtert. Dazu gehören die raumweise Berechnung der Heizlast nach DIN 12831, die Auslegung der Heizflächen für die Wärmepumpe und den hydraulischen Abgleich. Handwerker und Planer können die Daten demnächst vor Ort in eine App eingeben. So soll die Planung für Aufträge mit Wärmepumpen effizienter gelingen.

elio GmbH

Die erst 2022 gegründete elio GmbH aus Sauerlach bei München setzt auf das elektrische Gebäude mit Solarenergie. Sie optimiert die Stromerzeugung mit Photovoltaikanlagen auf dem Dach und an der Fassade. Dem stellen sie die Nutzung des Stroms für elektrische Verbraucher, die Infrarotheizung und intelligente Wärmepumpen für das Brauchwasser sowie gegebenenfalls Ladestationen für Elektrofahrzeuge gegenüber.

Green Fusion

Seit 2021 beschäftigt sich die Green Fusion GmbH mit einem intelligenten Energiemanagement für Heizungsanlagen im Bestand und bei Neubauten. Ihre Software überwacht, steuert, analysiert und optimiert Heizungsanlagen in Echtzeit von jedem Ort aus. Der Einsatz ist in konventionellen Anlagen und für innovative Energiesysteme im Quartier mit erneuerbaren Energien und Sektorenkopplung möglich.

othermo

Die othermo GmbH, gegründet 2018 in Alzenau, hat ein IoT-Gateway für Heizungsanlagen und Peripheriekomponenten entwickelt, mit dem sie die Anlagen, unabhängig vom Hersteller, digitalisieren kann. Eigentümer können ihre Anlagen in einem Web-Portal überwachen und optimieren.

wattgeht

Das Konzept der 2021 gegründeten Wattgeht GmbH prüft jedes Gebäude auf die Möglichkeit des Einbaus einer Wärmepumpe. Mit ihrer herstellerneutralen Software berechnen sie die Heizlast, legen das Heizsystem auf geeignete Vorlauftemperaturen aus und ermitteln Daten für den hydraulischen Abgleich. Auftraggeber erhalten auf Wunsch ein komplettes Leistungsverzeichnis für den Einbau der Wärmepumpe oder ein komplettes Angebot für bestimmte Hersteller.

powerfox

Die power42 GmbH aus Berlin bietet mit ihrer Marke powerfox Produkte zur lokalen Erfassung von Verbrauchsdaten aus digitalen Zählern an. Das Gerät zur Auslesung kann jeder selbst installieren, es ist mit fast allen digitalen Stromzählern und vielen Wärme- und Wasserzählern kompatibel. Die Plattform bietet verschiedene Leistungen für Haushalts- und Geschäftskunden, mit denen sie den Energieverbrauch erfassen und optimieren können. 

vilisto

Schon seit 2016 ist die vilisto GmbH aus Hamburg mit ihren selbstlernenden digitalen Thermostatventilen aktiv. Die Thermostate für Nichtwohngebäude besitzen eine integrierte Anwesenheitserkennung anhand von Bewegung, Schall und Licht. Daraus ermitteln sie den Bedarf zur Beheizung der Räume. Die Thermostate lernen selbständig aus dem Aufheizverhalten der Räume, dem Nutzerverhalten und lokalen Wetterdaten. Ohne Programmierung der Thermostate können die Heizkosten um bis zu 32 Prozent reduziert werden. 

Brick4U

Die Brick4U GmbH aus Oederan in Sachsen (gegründet 2019) bietet IoT-Hardware, mit deren Hilfe herstellerübergreifend unterschiedliche Zählerdaten erfasst und verarbeitet werden können. Das können Messwerte, Sensordaten und Zustandsdaten aus Immobilien sein. Anschließend werden die Daten in einem Kundenportal aufbereitet. Daraus können die Kunden spezifische Anwendungen für die Energieversorgung oder Wohnungswirtschaft umsetzen.

Heliostorage

Heliostorage ist ein finnischer Anbieter für die Nutzung der thermischen Solarenergie mit einem saisonalen Wärmespeicher. Dieser speichert die Wärme im Erdreich ringförmig um einen heißen Kern herum, wobei sich mit jedem weiteren Ring die Temperatur reduziert. Die Temperaturen im Speicher reichen von 30 bis 95 Grad, wobei auch 300 Grad für industrielle Anwendungen möglich sind. Die Bohrungen für den Speicher haben eine Tiefe von 20 bis 60 Metern.

Innovation Energy

Das polnische Startup Innovation Energy bietet ein System zur Erfassung des Energieverbrauchs von kleinen und mittelständischen Unternehmen mit einem Cloud- basierten Energiemanagement. Dieses hilft nicht nur bei der Überwachung des Energieverbrauchs und der Reduzierung der Energiekosten, es lässt sich auch für Submetering einsetzen.

Luftmeister

Lüftungs- und Klimatechnik ist in vielen Bereichen unverzichtbar. Die Gründer der Luftmeister GmbH aus Kirchzarten im Schwarzwald haben einen geeichten Luftenergiezähler entwickelt. Dieser erfasst beispielsweise die gelieferten Wärme- und Kältemengen in gewerblich genutzten Räumen und in der Industrie. Dadurch ist erstmals eine verbrauchsabhängige Abrechnung der Energie über die Klimaanlage möglich.

Nexol Photovolthermic

Die Nexol Photovolthermic AG ermöglicht die Warmwasserbereitung direkt mit Gleichstrom aus der Photovoltaikanlage. Dazu bietet sie ein Upgrade-Set für vorhandene Pufferspeicher oder einen kompletten Speicher mit eingebauter Zweizonenheizung. Die Warmwasserbereitung mit Heizstäben kann als Plug-and-Play Lösung nachträglich installiert werden. Sie nutzt den PV-Strom als bevorzugte Energiequelle und bei Bedarf heizt sie mit Strom aus dem Netz.

nista.io

Mit den Sensoren von nista.io, einer Marke der Campfire Solutions GmbH aus Wien, behalten Unternehmer und Energiemanager den Energieverbrauch und die entsprechenden Kosten im Blick. Die Software analysiert die Messwerte und ermittelt mit künstlicher Intelligenz Chancen zur Energieeinsparung. 

Sensaru

Die Sensaru GmbH aus Pforzheim bietet Sensoren zur digitalen Datenerfassung aus Heizungsanlagen für Wohngebäude von privaten Hausbesitzern und der Immobilienwirtschaft. Die Sensoren können ohne Fachkenntnisse angebracht werden und erfassen zum Beispiel die Vor- und Rücklauflauftemperatur, den Druck und Zählerstände. Alle Messwerte werden in die Cloud übertragen und dort analysiert. Hausbesitzer und Verwalter erhalten über ein Dashboard oder eine App den Überblick über die Daten und konkrete Tipps zur Optimierung der Heizungsanlage.

Fazit

Die Heizung ist im Fokus der Innovationen zur Energieeinsparung angekommen. Mehr als ein Drittel der Startups auf der ISH 2023 bietet Technologien und Lösungen zur Erfassung und Optimierung des Heizenergieverbrauchs an. Ein weiterer Trend ist die optimierte Planung und Einbindung von erneuerbaren Energien in moderne Heizungssysteme.

Sind Innovationen, die über die Digitalisierung bestehender Anlagen und den optimierten Einsatz erneuerbarer Energien hinausgehen, in der Heizungsbranche noch nicht möglich?

Oder fehlten einfach auf dieser Messe noch die Startups, die Lösungen gefunden haben, den Einsatz von Solarstrom in großen Immobilienbeständen zu optimieren?