10 überzeugende Argumente für starkes Wachstum der Photovoltaik 2021
Die Photovoltaik-Branche freut sich wieder über steigende Zubauraten in Deutschland. Nach Jahren der Stagnation oder des Rückgangs stehen wir vor einem deutlichen Ausbau der erneuerbaren Energien. Besonders die Photovoltaik wird 2021 davon profitieren – die Zeichen stehen gut für eine sonnige Zukunft. Ging es im vergangenen Jahr noch um die Aufhebung des Förderdeckels und die Zukunft der Anlagen, die keine Einspeisevergütung mehr erhalten, sind jetzt die offenen Fragen geklärt und Hindernisse beseitigt. Dem weiteren Ausbau von Photovoltaikanlagen steht nichts mehr im Wege.
In diesem Text habe ich zehn Argumente zusammengestellt, die zeigen, dass 2021 das Potential hat, ein erfolgreiches Solarjahr und der Beginn eines solaren Zeitalters zu werden.
Inhalt
- Für Ü20-Anlagen ist die Zeit der Einspeisevergütung vorbei
- Erste Photovoltaikanlagen werden ohne EEG gebaut
- Rolle der Photovoltaik im Gebäudeenergiegesetz
- Hohe Akzeptanz der erneuerbaren Energien vor Ort
- Mieterstrom im EEG 2021
- Solarstrom ist heute besonders kostengünstig
- Druck für Klimaschutz steigt
- Hohe Nachfrage im Segment der PV-Kleinanlagen
- Steigende Nachfrage nach Photovoltaik bei Gewerbe und Industrie
- Internationale Entwicklung des Zubaus von Photovoltaikanlagen
- Genug Gründe für Optimismus bei Photovoltaikanlagen
Für Ü20-Anlagen ist die Zeit der Einspeisevergütung vorbei
Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) hat im letzten Jahr den 20. Geburtstag gefeiert. Damit erhalten die ersten Anlagen mit diesem Jahr keine Einspeisevergütung mehr. Alle Photovoltaikanlagen, die vor Ende 2000 installiert und ans Netz angeschlossen wurden, liefern jetzt Strom ohne eine Einspeisevergütung.
Das sind nur ca. 115 MW, 45 MW aus dem Jahr 2000 und 70 MW aus der Zeit davor (Quelle). Aber für diese Anlagen gab es eine Einspeisevergütung von 99 Pfennig pro Kilowattstunde. Mit den frei gewordenen Mitteln wäre dafür, bei der heutigen Höhe der Einspeisevergütung (um 8 Cent/kWh), ein Zubau mit 10 GW Leistung möglich.
Mit diesem Schritt beginnt eine neue Zeitrechnung – das Ende der Folgen der hohen Einspeisevergütung. Die alten Anlagen liefern günstigen Strom oder versorgen die Eigentümer:innen direkt mit Solarstrom.
Erste Photovoltaikanlagen werden ohne EEG gebaut
Nicht nur alte Anlagen liefern Strom ohne Einspeisevergütung. 2020 ist ein erster förderfreier Solarpark errichtet worden und in Brandenburg ans Netz gegangen. Es handelt sich um das größte Solarkraftwerk in Deutschland, mit einer Leistung von 187 Megawatt und 465.000 Modulen.
Weitere solcher Projekte werden folgen. Es sollen bereits Lieferverträge für förderfreie Solarparks mit einer Leistung von 560 Megawatt abgeschlossen sein, berichtete das Enorm-Magazin im vergangenen Jahr. Ab einer Leistung von 50 MW ist es aktuell wirtschaftlich möglich, auf die Einspeisevergütung zu verzichten.
Durch feste Lieferverträge mit Stromhändlern, die sogenannten PPA (Power-Purchase-Agreement), lassen sich alte und neue Anlagen mit erneuerbaren Energien betreiben. Bei alten Anlagen, die keine Einspeisevergütung mehr erhalten, bieten sich PPA mit kurzen Laufzeiten von wenigen Jahren an. Hier demonstriert der Energieversorger Naturstrom ein aktuelles Beispiel.
Neue Anlagen benötigen längere Laufzeiten. Aber auch bei diesen sind PPA zunehmend interessant, denn auf der einen Seite sinken die Stromgestehungskosten und auf der anderen Seite steigt der Börsenstrompreis. Daher steht diese Entwicklung noch am Anfang und es werden noch viele solcher Solarprojekte entwickelt werden.
Rolle der Photovoltaik im Gebäudeenergiegesetz
Seit November 2020 gilt für alle Neubauten das Gebäudeenergiegesetz (GEG). Dieses fasst die Energieeinsparverordung, das Erneuerbare Energien Wärmegesetz und das Energieeinsparungsgesetz zusammen und löst diese ab. Eine der wenigen Neuerungen im GEG ist, dass Photovoltaikanlagen jetzt für die Deckung des vorgeschriebenen Anteils für erneuerbare Energien herangezogen werden dürfen.
Zusätzlich ist die Anrechnung der Photovoltaikanlagen auf den Jahresprimärenergiebedarf vereinfacht worden. Diese Anrechnung berücksichtigt jetzt auch den höheren Eigenverbrauch von Solarstrom durch den Einsatz eines Batteriespeichers. So kann die Photovoltaikanlage theoretisch bis zu 30 bzw. 45 Prozent an Einsparung beim Primärenergiebedarf leisten – unabhängig von der Nutzung des Solarstroms zur Deckung des Wärmebedarfs.
Diese Änderung setzt neue Anreize für die Berücksichtigung von Photovoltaikanlagen in der Planung von Neubauten. Sie tragen damit dazu bei, die Anforderungen einzuhalten, bzw. die Effizienzhaus-Standards zu erreichen. Theoretisch wäre dadurch eine Einsparung bei der Wärmedämmung möglich, ist aber nicht zielführend.
Hohe Akzeptanz der erneuerbaren Energien vor Ort
Der Ausbau von Erneuerbaren Energien wird von 86 Prozent der Deutschen unterstützt, so die aktuelle Akzeptanzumfrage der Agentur für Erneuerbare Energien im Dezember 2020. Solarenergie hat dabei die höchste Akzeptanz. 76 Prozent der Befragten finden einen Solarpark in ihrer Nähe gut. Das ist der höchste Wert aller Kraftwerksarten. Andere Bauformen, wie Aufdachanlagen, wurden nicht abgefragt. Da dürfte die Akzeptanz sicher noch höher liegen.
Mieterstrom im EEG 2021
Seit der EEG Novelle 2017 ist der Verkauf des Solarstroms vom Dach an die Nutzer:innen im Haus mit dem Begriff Mieterstrom gesetzlich geregelt. Damit sollen auch Mieter:innen in den Städten günstigeren Strom beziehen und sich an der Energiewende beteiligen können. Doch der Aufwand ist höher als bei der PV-Anlage für ein Einfamilienhaus. Hinzu kommt, die Stromversorgung der Mieter:innen hat nicht die gleichen finanziellen Vorteile wie die Eigenversorgung. Für kleine Gebäude ist es kaum möglich, ein wirtschaftliches Angebot zu entwickeln und auch bei großen Objekten ist die Wirtschaftlichkeit für die Eigentümer:innen nicht das ausschlaggebende Argument.
So liegt die installierte Leistung in diesem Bereich noch weit hinter den Erwartungen zurück. Es sind bislang keine 50 MW nach diesen Regelungen installiert. Daher ist es an der Zeit, dass sich das mit der Novellierung des EEG ändert.
In der EEG Novelle sind daher auch einige wichtige Änderungen für Mieterstrom enthalten:
- Anhebung der Mieterstrom-Förderung auf 2,37 bis 3,79 Cent pro Kilowattstunde
- Zulässigkeit der Strombelieferung über Dritte nach dem Lieferkettenmodell
- Verbesserung der Anlagenzusammenfassung
- Änderung des räumlichen Zusammenhangs im Quartier
Hinzu kommt noch die Planung, Einnahmen aus dem Mieterstrom künftig von der Gewerbesteuer zu befreien. Dies war bislang ein Hemmnis für viele Wohnungsunternehmen.
Die Bedingungen für Mieterstrom sind nach wie vor noch nicht optimal, aber so gut wie noch nie. In diesem Bereich ist daher mit einem höheren Wachstum zu rechnen.
Solarstrom ist heute besonders kostengünstig
Die Investitionskosten für Photovoltaikanlagen sind seit 2008 um mehr als 75 Prozent gesunken (Quelle Seite 8). Sie werden sich durch Fortschritte in der Technologie sowie Skalen- und Lerneffekte noch weiter reduzieren,. Eine Verdoppelung der installierten Leistung deutet bisher auf eine Reduzierung der Kosten um 24 Prozent hin.
Bei sehr großen Solaranlagen sind die Kosten mittlerweile günstiger als von neuen Kohlekraftwerken, wie die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) berichet. Sie beziffert die Stromgestehungskosten für PV-Projekte, die in 2021 in Betrieb gehen auf durchschnittlich 0,039 USD/kWh. Das entspricht einem Rückgang von 42 Prozent gegenüber 2019. Photovoltaik ist damit heute mehr als ein Fünftel günstiger als Kohlekraftwerke, der billigste Konkurrent im Bereich fossiler Brennstoffe. Auktionspreise zeigen bereits eine weitere Entwicklung hin zu 0,03 USD/kWh.
In den USA werden große Kohlekraftwerke mittlerweile, durch Photovoltaik- und Batteriekraftwerke abgelöst. Der Solarpionier und Mitentwickler des EEG, Hans-Josef Fell, berichtet in seinem Newsletter, dass die Pro-Kopf Investitionen in erneuerbare Energien in den USA in 2019 weit höher lagen als in Europa und vor allem als in Deutschland.
Druck für Klimaschutz steigt
Das Jahr 2020 war das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Messungen. Zum zehnten Mal in Folge hat die Durchschnittstemperatur das vieljährige Mittel übertroffen, wie der DWD Ende mitgeteilt hat. Gleichzeitig waren neun der letzten zehn Jahre zu trocken.
Höhere Temperaturen sind nicht nur angenehm. In den letzten Jahren gab es häufig extreme Sommer, die vielen Menschen das Leben schwer gemacht haben. Auch der Wirtschaft können steigende Temperaturen einen Schaden zufügen, wie das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) 2020 berichtet hat. Eine globale Erwärmung um 4° C bis 2100 kann dazu führen, dass diese Regionen im Durchschnitt fast 10 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung verlieren – in den Tropen sogar mehr als 20 Prozent. Hinzu kommen noch Schäden durch Wetterextreme, wie z. B. Stürme oder Starkregen.
Hohe Nachfrage im Segment der PV-Kleinanlagen
Von den 2020 neu installierten Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 4,88 GW (Korrektur 01.02.21, Quelle: energy-charts)entfällt rund ein Viertel auf kleine Anlagen von unter 10 kWp, für Einfamilienhäuser. Damit wurden, nach Angaben von EUPD Research, erstmals mehr als 1 GW innerhalb eines Kalenderjahres in diesem Bereich installiert. Der Branchenumsatz wurde auf 1,4 Milliarden Euro geschätzt, 73 Prozent Wachstum gegenüber dem Vorjahr.
Dieses starke Wachstum bei Kleinanlagen hat auch eine hohe Bedeutung für den Absatz von Heimspeichern, Ladestationen für Elektromobilität, Smart Home– und Wärmelösungen. Entscheidend ist jeweils das Angebot des Installationsunternehmens. Während Batteriespeicher fast Standard sind, haben sich Ladestationen für Elektroautos an die zweite Stelle gesetzt und werden vermutlich in Zukunft häufiger angeboten.
Neben den Strompreisen sind die steigende Sensibilisierung für den Klimawandel sowie die stark wachsende Elektromobilität die wesentlichen Triebfedern einer weiteren positiven Entwicklung des PV-Kleinanlagenmarktes in Deutschland.
Steigende Nachfrage nach Photovoltaik bei Gewerbe und Industrie
Strompreise und steigende Sensibilisierung für den Klimaschutz sind Gründe für das gestiegene Interesse von Unternehmen in Gewerbe und Industrie an der Installation von Photovoltaikanlagen. Große Dachflächen sind sehr gut für die Belegung mit Photovoltaikmodulen geeignet. Häufig ist es möglich den Solarstrom komplett selbst zu verbrauchen, was wirtschaftlich günstiger ist als eine Einspeisung .
Unternehmen müssen aktiv werden, denn Kunden und Anteilseigner fordern zunehmend ihren aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Der Drucksteigt und die Installation von Photovoltaikanlagen ist mehr als nur eine sichtbare Maßnahme. Sie reduziert den CO2-Fußabdruck des Unternehmens.
Ein aktuelles Beispiel ist die Beteiligung des Handelsverbandes NRW an der Initiative zum Ausbau der Photovoltaik im Gewerbe, die vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW (MWIDE) ins Leben gerufen wurde. Die Initiative möchte die bereits installierte Photovoltaik Leistung in NRW bis 2030 auf 10 GW verdoppeln.
„Die Erzeugung von Solarstrom und die Installation von Photovoltaikanlagen auf Handelsimmobilien ist direkter Klimaschutz. Dieser ist auch in Zeiten der Krise wichtig. Wir freuen uns deshalb besonders, dass der Einzelhandel in NRW mit der Landesregierung vorangeht“,
erklärt Rainer Gallus, Geschäftsführer des Handelsverband NRW.
Internationale Entwicklung des Zubaus von Photovoltaikanlagen
Diese Entwicklung mit einem deutlichen Wachstum der Photovoltaik beschränkt sich nicht auf Deutschland. Die Internationale Energie-Agentur IEA erwartet ein Wachstum von 50 Prozent bei Erneuerbaren Energien zwischen 2019 und 2024. 60 Prozent der prognostizierten 1200 Gigawatt sollen auf den Bereich Photovoltaik entfallen.
Für 2021 prognostizieren Analysten einen weltweiten Zubau an Photovoltaikanlagen von mehr als 140 GW. Ein Teil davon sind allerdings Anlagen, die aufgrund der Covid-19 Pandemie in 2020 nicht fertiggestellt werden konnten.
In den USA werden in 2021 rund 39 Prozent der neuen Erzeugungskapazitäten Photovoltaikanlagen sein, ungeachtet des Ausstiegs aus dem Pariser Klimaschutzabkommen. Windenergie wird einen Anteil von 31 Prozent haben, Batteriekraftwerke, betrieben mit erneuerbaren Energien, von 11 Prozent. Gas hat nur noch einen Anteil von 16 Prozent.
Genug Gründe für Optimismus bei Photovoltaikanlagen
Wir haben mindestens zehn gute Gründe zuversichtlich zu sein, was die Entwicklung der Photovoltaikanlagen betrifft. Ich habe mich auf die schöne runde Zahl zehn beschränkt, es gibt aber bestimmt noch mehr Gründe.
Natürlich gibt es auch jede Menge Kritik und für den Klimaschutz kann es nicht schnell genug gehen. Auch die Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien im Strommarkt könnten deutlich besser sein. Besonders bei größeren Anlagen beinhaltet die Regulierung noch Hemmnisse.
Luft nach oben gibt es immer, aber der Weg zeigt deutlich nach oben. Für mich ist das Glas aber mindestens halb voll, für Dich auch?
Ich sehe es genau. Werde mir auch so eine Anlage anschaffen. Vielen Dank für den Beitrag!