CO2-Preis für fossile Brennstoffe, ein weiterer Schritt für Klimaschutz im Gebäudesektor
An allen Tankstellen zahlen Autofahrer:innen seit Jahresanfang höhere Preise für Benzin und Diesel. Der recht deutliche Anstieg ist durch die Einführung eines CO2-Preises für die Emissionen in den Bereichen Wärme und Verkehr entstanden. Den Preisanstieg in der Wärmeversorgung werden wir erst bei der nächsten Öllieferung, Rechnung des Gasversorgers oder bei der Nebenkostenabrechnung bezahlen müssen. Ziel dieser Bepreisung ist die Treibhausgasemissionen in diesen Sektoren zu reduzieren.
Im Gebäudebereich hat sich, trotz steigender Ansprüche an die Energieeffizienz, in den vergangenen Jahren kaum etwas verändert. Das wird aber Zeit, denn wir müssen die Treibhausgasemissionen aus dem Gebäudesektor deutlich reduzieren um die gesetzten Klimaziele erreichen zu können. Im Beitrag zeige ich auf, wie der nationale Emissionshandel mit dem CO2-Preis für fossile Brennstoffe funktioniert und welche Folgen er in einzelnen Bereichen haben kann.
Inhalt
- So funktioniert das nationale Emissionshandelssystem für Brennstoffe in Deutschland
- Wie hoch steigen der Ölpreis und der Gaspreis?
- Folgen für den Heizungsbestand in Deutschland
- Auswirkungen auf die energetischen Sanierungen
- Auswirkungen auf den Neubau von Gebäuden
- Was ist mit der Wohnungswirtschaft und den Mietern?
- CO2-Preis für fossile Brennstoffe ist ein weiterer Schritt für Klimaschutz im Gebäudesektor
So funktioniert das nationale Emissionshandelssystem für Brennstoffe in Deutschland
Ende 2019 hat die Bundesregierung ein Klimaschutzgesetz verabschiedet, das sie gleich noch einmal verschärfen musste. Schließlich soll dieses Gesetz ein wesentliches Element sein, um die deutschen Klimaziele zu erreichen. Ein zentrales Instrument ist die Einführung einer CO2-Bepreisung für Emissionen aus den Bereichen Verkehr und Wärme.
Diese ergänzt den bereits vorhandenen europäischen Emissionshandel, EU-ETS, für emissionsintensive Anlagen der Energiewirtschaft und der Industrie. Alle Bereiche außerhalb des EU-ETS mussten bisher keine Kosten für die Emissionen tragen. Entsprechend gab es bislang wenig Anreize zur Minderung der Emissionen.
Seit Beginn diesen Jahres müssen alle Unternehmen, die fossile Brennstoffe auf dem Markt anbieten, am nationalen Emissionshandelssystem (nEHS) teilnehmen. Dieses ist in einem Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) geregelt. Die Kosten reichen sie an ihre Abnehmer:innen weiter, für die damit Maßnahmen zur Minderung der Emissionen attraktiver werden.
Begonnen hat der nationale Emissionshandel mit einem festen Preis von 25 Euro pro Tonne CO2-Emissionen. Er erhöht sich bis 2025 schrittweise auf 55 Euro je Tonne. In den darauf folgenden Jahren soll der Preis durch Auktionen ermittelt werden. Für 2026 ist ein Korridor von 55 bis 65 Euro festgelegt.
Wie hoch steigen der Ölpreis und der Gaspreis?
An den Tankstellen konnten die Autofahrer einen Anstieg von rund sieben bis zwölf Cent pro Liter beobachten. Bei einem solchen Kostenanstieg gibt es sicher Mitnahmeeffekte. Denn nach Angaben des Umweltbundesamtes sollten Benzin und Diesel lediglich sieben bzw. acht Cent pro Liter mehr kosten.
Bei Heizöl geht das Umweltbundesamt von einem Anstieg von acht Cent pro Liter aus. Für Erdgas rechnen sie mit 0,6 Cent je Kilowattstunde.
Nach Berechnungen der gemeinnützigen co2online GmbH kommen auf die deutschen Haushalte durchschnittliche Mehrkosten in Höhe von 40 bis 140 Euro pro Jahr für Heizöl, Erdgas oder Fernwärme zu – je nach Größe der Wohnung bzw. des Hauses. Bis 2025 gehen sie von durchschnittlich 315 Euro Mehrkosten aus.
Folgen für den Heizungsbestand in Deutschland
Im Bestand der Heizungsanlagen hat sich in den vergangen Jahren nicht viel verändert. Der Bundesverband der deutschen Heizungsindustrie (BDH) rechnet immer noch mit 12 Millionen veralteten Heizungsanlagen in Deutschland. Eine Modernisierung dieser Heizungen alleine kann schon die Hälfte der bis 2030 benötigten CO2-Reduktion einbringen, so der BDH.
Mit der Erhöhung der Kosten für die Heizung wird auch das Interesse an einer Modernisierung der Heizungsanlage steigen. Eine neue Heizung benötigt weniger Brennstoffe und hat damit somit weniger laufende Kosten. Noch mehr lässt sich mit einer Heizung sparen, die keine fossilen Brennstoffe benötigt. Das ist eine gute Gelegenheit sich mit erneuerbaren Energien für die Heizung zu befassen.
Auch Wärmepumpen werden durch die Bepreisung von CO2-Emissionen im Heizungssektor attraktiver. Denn die Einnahmen verwendet der Staat unter anderem für die Reduzierung der EEG-Umlage. So wird der Strom für Wärmepumpen günstiger. CO2online hat errechnet, dass Haushalte im Einfamilienhaus mit einer Wärmepumpe in diesem Jahr im Schnitt 240 Euro weniger für ihren gesamten Stromverbrauch bezahlen. In einem Mehrfamilienhaus belaufen sich die Einsparungen auf 70 Euro pro Wohnung.
Es ist also damit zu rechnen, dass sich der Trend zu Wärmepumpen für die Heizung fortsetzen wird. Spannend wird es, welche weiteren erneuerbaren Energien von dem höheren Preis für fossile Energien profitieren werden.
Auswirkungen auf die energetischen Sanierungen
Eine energetische Sanierung von Gebäuden verringert den Bedarf an Heizenergie. In der Praxis gibt es jedoch keine Garantie für diese Einsparung, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Auch wenn der CO2-Preis Sanierungen attraktiver macht, wird dieser nicht alleine ein Grund für eine zunehmende Anzahl von Gebäudemodernisierungen sein. Dazu ist die mögliche Einsparung noch zu gering. Nur mit dem langfristigen Blick auf die Zukunftsfähigkeit von Gebäuden, mit einem eventuell deutlich höheren CO2-Preis, sind Sanierungen eine Option. Da kommt es dann auf die ganzheitliche Betrachtung mit Gebäudehülle und Heizungsanlage an.
Auswirkungen auf den Neubau von Gebäuden
Ungeachtet der Klimadiskussion wurden 2020 von den insgesamt 108.100 neuen Wohngebäuden nach wie vor 42,8 % mit einer Öl- oder Gasheizung ausgestattet, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Vor zwanzig Jahren lag der Anteil der Neubauten, die vorwiegend mit Öl- oder Gas beheizt wurden, noch bei 93,1 %. Die Ölheizung spielt mittlerweile keine Rolle mehr, nur noch 0,9 Prozent der Neubauten heizen mit Öl. Erdgas wird hingegen noch in 41,9 Prozent aller Neubauten genutzt. Die Auftraggeber müssten eigentlich wissen, dass die Folgekosten ansteigen werden.
Wärmepumpen steigern im Neubau weiter ihren Marktanteil. Das statistische Bundesamt spricht bei erneuerbaren Energien für die Heizung im Neubau von 47,7 Prozent Anteil. Die verkauften Wärmepumpen konnten aber laut BDH im Jahr 2019 nur um zwei Prozent zulegen. Für 2020 liegen noch keine Zahlen vor.
Im Bereich Neubauten mit einem relativ geringen Wärmebedarf wird die Wärmepumpe sicher schnell die Hälfte des Heizungsmarktes erreichen. Hinzu kommt die nach wie vor sehr attraktive Förderung für ein KfW Effizienzhaus (künftig nur noch Effizienzhaus genannt).
Das Ökozentrum NRW berichtet zudem von einer höheren Förderung nach der neuen Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG), wenn mindestens 55 Prozent der Wärme aus erneuerbaren Energien stammen. So wird die Nutzung erneuerbarer Energien für die Heizung noch attraktiver – bei Investitionen und Betriebskosten.
Was ist mit der Wohnungswirtschaft und den Mietern?
Bei selbstgenutzten Gebäuden ist der Anreiz zur Investition in energiesparende Maßnahmen logischerweise vorhanden, wenn die Heizkosten steigen. Schwieriger ist es bei vermieteten Wohnungen und Gebäuden. Vermieter:innen interessieren sich in der Regel nicht für die Höhe der Heizkosten, da diese von den Mieter:innen getragen werden. Damit haben sie nur Ausgaben und keine zusätzlichen Einnahmen, wenn sie in energiesparende Maßnahmen investieren.
Mieter:innen hingegen müssen die höheren Heizkosten tragen, haben dafür vielleicht eine Entlastung bei den Stromkosten, je nach Stromversorger. Viele Möglichkeiten zur Einsparung haben sie jedoch nicht. Sie können nicht die Heizung austauschen oder in andere umfangreiche Maßnahmen investieren.
Was Mieter:innen bleibt, ist die Reduzierung des Energieverbrauchs. Eine hilfreiche Maßnahme, ohne frieren zu müssen, ist eine digitale Heizungsregelung. Diese können sie an die Therme oder an die Heizkörper anschließen und den Wärmeverbrauch besser an den Bedarf anpassen. Eine zeitabhängige Steuerung, Anwesenheitserkennung oder intelligente Regelung helfen den Verbrauch zu reduzieren, ohne dass die Nutzer:innen etwas merken. Laut Paradigma Blog ist die Energieeinsparung für 39 Prozent der Haushalte die Motivation zum Kauf von Smart Home Produkten.
Neue Aufteilung der Mehrkosten notwendig
Viel Wirkung kann der CO2-Preis im vermieteten Wohnungsmarkt nicht zeigen, dazu sind die Interessen zu unterschiedlich. Aus diesem Grund haben der Deutsche Mieterbund und die Deutsche Umwelthilfe im Herbst 2020 gefordert, dass die Mehrkosten komplett von den Vermieter:innen getragen werden sollen. Nur so kann die gewünschte Lenkungswirkung erzielt werden. Zudem würden nicht alle Mieter:innen von Rückerstattungsmechanismen profitieren, so der Mieterbund.
Dieses Thema ist noch völlig ungeklärt und es ist noch keine hilfreiche Lösung in Sicht. Dass wir neue Wege brauchen, um Sanierungen sozial gerecht umsetzen zu können, habe ich bereits vor einigen Jahren gefordert. Getan hat sich nicht viel. Ein weiterer Weg ist die Umstellung des Mietmarktes von Kalt- auf Warmmieten. Im Herbst hat die Agora Energiewende gemeinsam mit der Universität Kassel ein solches Modell vorgestellt. Vorbild ist Schweden, wo seit dem Jahr 2000 eine Kombination aus steigenden CO₂-Preisen bei gleichzeitiger Einführung des Warmmieten-Prinzips gilt. Die Emissionen der dortigen Haushalte sind seither um 95 Prozent gesunken.
CO2-Preis für fossile Brennstoffe ist ein weiterer Schritt für Klimaschutz im Gebäudesektor
Ein steigender Preis auf die CO2-Emissionen aus dem Heizungsbereich ist notwendig, um die Emissionen im Gebäudesektor zu reduzieren. Aber als alleiniges Mittel und in der Höhe ist es nicht ausreichend. Es sind weitere begleitende Maßnahmen notwendig, wie z. B. eine Umstellung von Mietverträgen auf die Warmmiete.
Zu den weiteren Maßnahmen gehören kommunale Wärmekonzepte. Sie unterstützen Eigentümer:innen vor Ort bei der Umstellung ihrer Heizungen auf erneuerbare Energien. Höhere CO2-Preise machen die kommunalen Wärmekonzepte wirtschaftlicher und helfen, diese umzusetzen.
Es wird Zeit, wirksame Maßnahmen zur Reduzierung der CO2-Emissionen im Gebäudesektor zu ergreifen. Ein erster Schritt ist mit der CO2-Bepreisung erfolgt, wir dürfen da aber nicht stehen bleiben und benötigen weitere Schritte.
Danke für diesen tollen Blog. War sehr interessant zu lesen.