Blogs können die Geschichte der Energiewende erzählen
Bei den vielen neuen sozialen Netzwerken rutschen Blogs immer weiter in den Hintergrund der Wahrnehmung. Der Hype um Blogs ist lange vorbei, sie begleiten uns schon viele Jahre und haben sich inzwischen fest als Medium etabliert. Es gibt weltweit mehr als 600 Millionen Blogs und mehr als 5,76 Millionen Blogbeiträge erscheinen täglich in Blogs. Doch was macht ein Blog aus, warum blogge ich und welche Bedeutung haben Blogs für die Energiewende?
Da ich aktuell wieder Zeit zum Bloggen habe, beschäftige ich mich mit diesen Fragen. Die Idee zu diesem Beitrag hatte ich schon länger, eine aktuelle Blogparade hat mich jetzt motiviert, ihn zu zu schreiben.
Inhalt
Was ist so toll an Blogs?
Während immer wieder neue soziale Netzwerke auftauchen und man sich fragt, ob man sie wirklich braucht, gibt es Blogs schon sehr lange. Ich hatte schon einige Zeit Blogs verfolgt, bevor ich im November 2006 energynet.de als Blog gestartet habe. Erinnert sich noch jemand von Euch an die WordPress Version 1.3? Damit habe ich angefangen.
Blogs sind inzwischen ein selbstverständlicher Teil einer immer größeren und schnelllebigeren Medienlandschaft. Jede:r kann die eigenen Gedanken zu einem Thema aufschreiben, andere informieren, Diskussionen starten, Geschichten erzählen, andere überzeugen, inspirieren oder unterhalten.
Es gibt unterschiedliche Formate, mit Reiseberichten, Kochrezepten, Bewältigung des Alltags, persönlichen Gedanken, Begleitmedium zum Podcast oder Berichte aus Unternehmen. Die Möglichkeiten für Bloginhalte sind sehr breit gefächert und die Auswahl ist eher eine Frage der persönlichen Vorlieben, der Ziele oder der Kreativität der Blogger:innen.
Auch wenn sie nicht mehr das große Thema sind, Blogs sind mittlerweile selbstverständlich geworden. Interessant ist, dass 81 Prozent der Online-Konsumenten den Inhalten in Blogs ihr Vertrauen schenken (Quelle hierfür und für die Zahlen in der Einleitung).
Warum und wie blogge ich?
Einer der Gründe, damals auf die Blogsoftware WordPress umzusteigen, war die Einfachheit Inhalte zu publizieren. Ich musste mich nicht mehr um die Navigation oder die Gestaltung kümmern. Bis dahin hatte ich noch mit einem HTML-, bzw. WYSIWYG-Editor gearbeitet. Die älteren Leser:innen werden sich noch an diese Zeit erinnern.
Über die vielen Jahre hat sich meine Art zu bloggen verändert. Vom bloßen Publizieren interessanter Meldungen bis hin zu fachlich informativen Texten, zu Diskussionsanregungen und multimedialen Elementen in Form eines Podcast.
Die Beiträge nutze ich mittlerweile hauptsächlich, um Informationen über wichtige Themen der Energiewende aus meiner Sicht aufzubereiten. Ich möchte diese Themen möglichst vielen Menschen verständlich nahebringen, möchte offen sein für Diskussionen und mich mit Gleichgesinnten vernetzen.
Ein wesentliches Merkmal von Blogs ist die Diskussion über mehrere Beiträge hinweg, wenn Blogger:innen Inhalte aufgreifen und, mit einem Link zur Quelle, weiter diskutieren. In meinem Nischenthema kommt das leider nur sehr selten vor. Dazu gibt es zu wenige Blogger:innen mit dem gleichen Thema und Verständnis vom Bloggen.
Häufiger sind dagegen Kommentare zu den Beiträgen. Gelegentlich kommt es zu sehr interessanten Diskussionen. Dass es sie immer noch gibt, zeigen die Kommentare im Hzwei-Blog von Sven Geitmann zu seinen nachhaltigen Wünschen für das Jahr 2021. Solche Diskussionen hatte ich lange nicht mehr unter meinen eigenen Beiträgen.
Als Blogger habe ich die Freiheit, meine Themen selbst auszuwählen. Ich kann mich nach meinen Interessen richten und muss nicht auf den Umfang des Suchvolumens achten. Dafür habe ich es schon mehrfach geschafft, ganz vorne in den Suchergebnissen aufzutauchen. Das gehörte zu den Highlights meiner Bloggerkarriere.
Meine Beiträge sollen informieren und inspirieren
Auch als zurückhaltender Mensch hat man doch einiges zu sagen. Mich faszinieren viele Themen der Energiewende und rund um energieeffizientes Bauen. Durch meinen Blog habe ich die Möglichkeit, mich mit meinen Themen intensiver auseinander zu setzen. Ich suche weitere Informationen und tauche tiefer in diese Themen ein, als Pressemitteilungen von Unternehmen das normalerweise können.
Meine Beiträge sollen informieren und aufklären, sie sollen den Fokus auf verschiedene Themen und wenig beachtete Inhalte lenken. Ich möchte die Leser:innen inspirieren und dazu anregen, sich eigene Gedanken über ein Thema zu machen.
So wollte ich mit meinem letzten Text zu den zehn Argumenten für Optimismus im Bereich Photovoltaik einzelne Aspekte nur kurz anreißen. Aber diese sollten zeigen, dass beim Ausbau der erneuerbaren Energien nicht alles schlecht ist. Man kann das Glas auch als halb voll betrachten und nicht als halb leer. Die Resonanz war durchweg positiv und ich habe schöne Bestätigungen erhalten. Eine gute Motivation weiter zu schreiben.
Mir fallen noch so viele Geschichten und Themen ein, über die ich schreiben könnte. Es fehlt nur oft die Zeit, sie umzusetzen.
Blogs und die Energiewende
Die Umsetzung der Energiewende ist ein sehr komplexes Thema mit sehr vielen Facetten. Es ist wichtig, die Bürger:innen einzubeziehen und damit meine ich nicht nur die Interessierten. Denn es betrifft alle Menschen, sei es durch die Energiepreise, durch eigene Maßnahmen oder ein Projekt im nahen Umfeld.
Ein Blog kann dazu beitragen, den Menschen die Energiewende näher zu bringen und zeigen, was sie genau bedeutet. Mit einem Blog können Akteure für Projekte werben, Ängste abbauen und zeigen, dass die erneuerbaren Energien wirklich funktionieren. Ein Blog kann mehr leisten als ein Social-Media Post. Klimaschutzmanager:innen und Energiegenossenschaften können ihre Arbeit zeigen, mit den Höhen und Tiefen. Ein Blog eignet sich sehr gut, um die lokale Arbeit zu dokumentieren. Beispiele für Blogs von Energiegenossenschaften sind der Landstrom-Blog aus Thüringen und der Blog der Energiegewinner eG aus Köln.
Die Energiewende findet dezentral vor Ort in vielen einzelnen Projekten statt, anders geht es gar nicht. Daher sind solche lokalen Initiativen wichtig und für diese kann es hilfreich sein, über einen Blog mit den Mitbürger:innen ins Gespräch zu kommen. Sie können im Blog offen zeigen wie sie arbeiten und welche Schwierigkeiten sie haben – mit Erfolgen und Misserfolgen. So können andere diese Arbeit und ihre Bedeutung besser verstehen. Ich würde mich daher freuen, wenn mehr Energiegenossenschaften und Klimaschutzmanager:innen bloggen würden. Denn eine offene Geschichte im Blog kann mehr bewirken, als nur Forderungen an die Politik zu stellen oder auf Fehlentwicklungen aufmerksam zu machen.
Texte bringen einzelne Technologien den Menschen näher durch eine verständliche Aufbereitung. Diese Erfahrung habe ich mit dem Text über die kalte Nahwärme gemacht. Er ist einer meiner wenigen Blogbeiträge, die bei der Suche in Google weit vorne zu finden sind, teilweise sogar auf Platz 1. Dieser Beitrag hat dadurch auch einige Anfragen nach weiteren Informationen durch lokale Initiativen oder Bürger:innen ausgelöst.
Die Blogparade: Das Blog – ein Medium von gestern?
Die Idee für diesen Text hatte ich schon vor langer Zeit, aber ich bin bislang nicht dazu gekommen und hatte keine Zeit oder keine Lust zu schreiben. Momentan habe ich die Zeit wieder, mich mehr mit eigenen Texten zu beschäftigen. Der ausschlaggebende Anlass war jedoch die Blogparade mit dem Titel “Das Blog – ein Medium von gestern?”, gestartet im Blog Start Talking von Meike Leopold.
Ein Blog ist das, was Mensch daraus macht. Der Hype um Blogs ist lange vorbei, er ist weitergezogen und die Aufmerksamkeit liegt heute bei anderen Medien. Aber ein eigener Blog ist wie das eigene Haus. Jede:r kann es nach den eigenen Vorstellungen bauen (lassen) und mit Leben füllen. Jede:r kann das eigene Haus nach den eigenen Wünschen umbauen und ist unabhängig. Kein anderes Medium bietet diese Chancen.
Für die Energiewende bieten sich diverse Themen zum Bloggen an. Ich würde mir wünschen, dass diese mehr genutzt werden. Blogs haben noch so viele Möglichkeiten, auch wenn sie nicht mehr die Aufmerksamkeit einer neuen App bekommen.
Hi Andreas,
jetzt kommen ich auch endlich mal dazu bei Dir etwas zu schreiben – das Starterfeld von Meike hat ja nun schon fast Kompanie-Stärke. Da dauert das durchforsten der Beiträge etwas – dein Nischenblog ist da bei den überwiegenden Reisebloggern und Coaches mal thematisch etwas anderes – zeigt aber auch, dass jedes Thema durch Blogs abgedeckt werden kann – und das mit durchaus ansprechendem Outfit!
Soziale Netzwerke kommen und gehen – der Blog bleibt. Warum? Weil dahinter immer eine große Unternehmung steht, die Kasse machen will, bzw. muss. Wenn ich als Blogger nicht grade von meinem Blog leben muss, ist mir das monetäre doch erst mal zweitrangig. Ich bin schließlich keinem Aktionär gegenüber verantwortlich. Was war mit g+, was mit den VZ-Netzwerken? Jetzt auf Twitter hypt man sich gegenseitig um Mitgliedschaft im ClubHouse (was immer das sein mag) zu kriegen. Das neue ist jetzt natürlich ganz toll – bis es wieder was neues gibt.
Es vergessen wohl viele, dass alles was die sozialen Netzwerke bieten mit einem selbst gehosteten Blog auch möglich ist. Echtzeitchatten, Bilderupload, Foren, geschützte Räume.
Ich sehe vernünftigen Blog-Content als echte Bereicherung zu den einseitig gefärbten Unternehmensblogs. Du schreibst ja selber, dass 81% dem Blogger vertrauen. Das ist eine beeindruckende Zahl.
Ich bin auch der Meinung, dass sich gut gemachte Blogs, die echten Mehrwert bieten durchsetzen werden. Ich habe letztes Jahr meine Zugriffszahlen verdoppeln können – ebenso wie die Verweildauer und die Absprungrate sich stark verbessert hat. Das kommt sicher auch daher, dass die meisten meiner Beiträge bei google in den Top-Rankings erscheinen. Wenn ich als „Amateur-Blogger“ besser bewertet werde als Fachjournale oder bekannte Techblogger, dann ist das für mich als wenn mir einer ein kleines goldenes Krönchen aufsetzt.. 🙂
CU
Peter
Hallo Peter,
ich freue mich sehr über Deinen ausführlichen Kommentar. Das zeigt, dass so eine Blogparade außerhalb der eigenen Blase hilft ganz neue Leser zu gewinnen. Toll auch, dass so wieder Diskussionen zustande kommen, die nicht so flüchtig sind wie in den sozialen Medien. Es ist leicht einen kurzen Tweet zu schreiben, der aber auch schnell wieder in der Versenkung verschwindet. Einen Blog zu betreiben, ist, wenn man ihn selbst hostet, eben etwas mehr Aufwand, als einen Account in den sozialen Medien. Aber man kann dafür viel mehr in die Themen eintauchen und sich intensiver damit beschäftigen. So können Blogs, wie Du schreibst, echten Mehrwert bieten und sich in ihrem Thema gegenüber klassischen Medien durchsetzen. Auf jeden Fall habe ich in den vielen Jahren durchaus die Erfahrung gemacht, dass man als Blogger respektiert und anerkannt wird.
Viele Grüße,
Andreas
Hallo Andreas
Danke für deinen Artikel. Ich werde auch noch mitmachen.
Kennst du das Blog von Energiedienst? https://blog.energiedienst.de/ Das ist dein Thema.
Grüße
Valerie
Hallo Valerie,
für das Blog von Energiedienst durfte ich vor einigen Jahren auch schon schreiben.