Einblick in die Eröffnung der EU Sustainable Energy Week 2015
Als ich vor etwas mehr als einer Woche erzählt hatte, dass ich nach Brüssel fahren werde zur Sustainable Energy Week, hieß es, das kann ich mir vorstellen wie die Berliner Energietage – nur größer und internationaler. So ähnlich ist auch mein erster Eindruck nach dem ersten Vormittag. Auch in den Pausen war es ähnlich eng.
Inhalt
Europa wird das Ziel für 20% Erneuerbare Energiebn bis 2020 erreichen
Inhaltlich gab es bis jetzt nur die Eröffnungs-Veranstaltungen im großen Konferenzsaal. Als Gastgeber hatte der EU-Kommissar für Energie und Klima Miguel Arias Canete die Gelegenheit genutzt die Entwicklung der erneuerbaren Energien in Europa als Erfolg zu verkaufen. Europa ist auf dem richtigen Weg, um das Ziel 20% Erneuerbare Energien bis 2020 zu erreichen und es gibt kein Weg mehr zurück, betonte Canete. Weiter ging es mit dem schön klingenden Satz, erneuerbare Energien sind gut für Europa und Europa ist gut für Erneuerbare Energien.
klingt nach einem schönen Eigenlob, aber wie sieht die Realität aus in den Mitgliedsländern? Teilweise jedenfalls deutlich anders, darauf hat Claude Turmes hingewiesen. Er ist aus Luxemburg für die Grünen im Europaparlament und eine der bekanntesten und engagiertesten Europapolitiker im Energiebereich (oder muss es Energiepolitiker in Europa heißen?).
NIcht nur gute Aussichten für erneuerbare Enrgien in Europa
Er hat darauf hingewiesen, dass in Rumänien die Investitionen für erneuerbare Energien bis auf Null zurück gefahren wurden, Spanien eine Steuer für sie Nutzung der Sonnenenergie einführt und in Deutschland der Ausbau der Photovoltaik extrem zurück gegangen ist. Es gibt also nicht wirklich Grund dazu sich zu feiern, auch wenn man insgesamt im Plan liegt.
Und warum lohnem sich Investitionen in Solarenergie in Baden-Württemberg mehr als in Griechenland, fragte Claude Turmes weiter. Wir brauchen einen fairen Markt für erneuerbare Energien. Fossile Energien erhalten mehr Subventionen als erneuerbare Energien. Das ist kontraproduktiv, diese Subventionen müssen abgebaut werden.
Vorrang für Energieeffizienz mit Efficiency First
Einer der wesentlichen Projekte in der aktuell diskutierten Energie-Union ist das Prinzip Efficiency First, eine Art Vorrang für Energieeffizienz. Bei anstehenden Entscheidungen in Energie-Infrastruktur oder neue Erzeugungs-Anlagen sollen Investitionen in Energieeffizienz vorgezogen werden, wenn sie kostengünstiger oder gleich teuer sind.
Dieses Thema ist noch neu und in der Diskussion, könnte aber der Energieeffizienz einen Aufschwung bringen. Wie ernst es die EU mit dem Thema meint, wird sich im Winter zeigen, so Claude Turmes. Dann geht es wieder um die Abhängigkeit von russischem Erdgas oder um die Reduzierung des Energiebedarfs durch mehr Energieeffizienz.
Nach der Ankündigung im Programm hatte ich mehr Raum für das Thema Energieeffizienz erwartet. Da ist man vielleicht doch nicht so ambitioniert wie es aussieht. Von mangelnden Ambitionen sprach auch Claude Turmes in Bezug auf das ZIel von 27% mehr Energieeffizienz bis 2030. Da ist viel mehr möglich.
Energielabel wird verständlicher für Verbraucher
Gespannt bin ich was aus der Ankündigung von Canete wird, die Richtlinie für das Energielabel zu überarbeiten. Es soll künftig nicht mehr so kompliziert sein und einfacher zu verstehen für Verbraucher. Die Energieeffizienzklasse A soll immer für die effizienteste Klasse stehen. Für mich läuft das auf eine Art Toprunner-Programm hinaus. Die Beratungen sollen auch schon laufen habe ich gehört.
Für Sylvia Maurer (BEUC) ist es wichtig, dass das Energielabel überarbeitet wird, denn Verbraucher müssen Klarheit haben über den Energieverbrauch der Geräte. Die Effizienz muss aber auch eingehalten werden, eine Überwachung fehlt meistens.
Morgen geht es nochmal um das Energielabel, vielleicht werde ich wieder berichten.
Efficiency Rap lockert die Veranstaltung auf
Zum Abschluss des ersten Teils gab es noch eine lockere Rap-Einlage von Claude Turmes. Mit der Basecap, die nach der Rede von Monica Frassoni von der European Alliance to Save Energy ausgegeben wurden, auf dem Kopf, versuchte er zu zeigen, wie viel Spaß Energieeffizienz machen kann. Es gab immerhin Beifall und fliegende Hüte für den Efficiency-Rap.
Anschließend ging es weiter mit dem World Energy Outlook und Fatih Birol von der IEA. Die IEA hat relativ wenige Mitglieder, aber ihr Wort scheint großes Gewicht zu haben. Daher sind die Aussagen im aktuellen World Enerygy Outlook Special Report für Energie und Klima besonders bemerkenswert.
„Von mangelnden Ambitionen sprach auch Claude Turmes in Bezug auf das ZIel von 27% mehr Energieeffizienz bis 2030.“
Wie kommt man auf genau 27% als Ziel? Das ist wahrscheinlich ein Beispiel für den vielzitierten Bürokratie-Irrsinn der EU, oder?
Viel Spaß bei der Sustainable Energy Week und halte uns auf dem Laufenden…
Die 27% sind ein Kompromiss-Ziel, der vermutlich nach stundenlanger Verhandlung entstanden ist.