Roll-Out Heizungsoptimierung in Berlin – Interview mit B.E.M. GF Klaus Gendner
Vor knapp einem Jahr haben drei Berliner Startups den Zuschlag erhalten zur energetischen Sanierung von öffentlichen Liegenschaften in Berlin. Das Projekt Roll-Out Heizungsoptimierung lief bislang so gut, dass weitere Gebäude nach dem gleichen Prinzip saniert werden sollen. Somit zeigt es auch gut, wie Kommunen und Städte voran gehen können und die CO2-Emissionen ihrer Gebäude reduzieren. Es ist aber auch nur ein Anfang eines längeren Prozesses der Sanierung. Wie dieses Projekt genau abläuft, welche Idee dahinter steckt und wie es weiter geht zeige ich in diesem Interview-Beitrag.
Interview mit dem Geschäftsführer der Berliner Energiemanagement GmbH
Der Beitrag über die Vergabe des Zuschlags an die Startup-Kooperation im vergangenen Jahr kam sehr gut an. Er war auch fast der einzige Bericht über das Projekt Roll-Out Heizungsoptimierung. Nach einem bisher positiven Verlauf und dem Gewinn des European Energy Service Award für Klimaschutz wollte ich erneut über dieses Projekt berichten. Der Geschäftsführer der B.E.M. Berliner Energiemanagement GmbH, Klaus Gendner, hat mir ein paar Fragen zu ihrem Projekt Roll-Out Heizungsoptimierung beantwortet.
Für die Vermittlung bedanke ich mich beim Gründer und Geschäftsführer der perto GmbH, Sebastian Schröer.
Berlin hat ambitionierte Klimaschutzziele. Wie kam es zu dem Projekt Roll-Out-Heizungsoptimierung?
Die Stadt Berlin hat sich mit dem Energiewendegesetz das Ziel gesetzt bis 2050 klimaneutral zu sein. Die BIM hat für die Erreichung dieses Ziels eine hohe Bedeutung. Als nächsten Schritt haben wir uns das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2025 eine Einsparung von 30.000 Tonnen CO2 im Gebäudebestand zu erreichen. Um dies zu realisieren, haben wir uns entschieden, mit geringinvestiven Effizienzmaßnahmen zu starten, die schnell umsetzbar sind und sich innerhalb möglichst kurzer Zeit über die Einsparung von Energiekosten amortisieren.
Aus unserer Sicht bieten Maßnahmen im Wärmebereich das größte Potenzial, sodass wir hier verschiedene Optionen im Detail betrachtet und uns für ein gut kombinierbares Maßnahmenbündel für das Projekt entschieden haben. Ein wichtiger Faktor neben den messbaren Effizienzgewinnen war dabei für uns, dass wir nur Maßnahmen durchführen, die das Potenzial haben, auch in großem Maßstab umgesetzt zu werden.
Warum haben Sie sich beim Roll-Out Heizungsoptimierung für die drei Startups, perto, myWarm und eGain, entschieden?
Aktuell ist der Markt für solche innovativen Maßnahmen noch relativ klein und es gibt nur wenige Anbieter, die unsere Bedürfnisse erfüllen können. Wir haben also zunächst verschiedene Anbieter in kleinem Rahmen getestet und die Ergebnisse evaluiert. Die genannten Unternehmen haben unsere Anforderungen an Konzept, professionelle Umsetzung und Skalierbarkeit am besten erfüllt.
Neben messbaren Einsparungen ist für uns die Umsetzung auch vor dem Hintergrund der aktuellen Knappheit an handwerklichem Fachpersonal besonders relevant. Dass die Unternehmen (noch) jung und klein sind, spielt für uns an dieser Stelle eine untergeordnete Rolle. Sie haben bewiesen, dass wir uns auf ihre Leistungsfähigkeit verlassen können.
Außerdem gehen wir ohnehin davon aus, dass der gegenwärtige Umbruch im Gebäudetechnikbereich neue Unternehmen entstehen lässt. Dies zu ignorieren würde unsere Möglichkeiten limitieren.
Die gewählten Maßnahmen zur Heizungsoptimierung sind geringinvestive Maßnahmen. Haben Sie sich aus Kostengründen für diese Maßnahmen entschieden?
Geringinvestive Maßnahmen sind sehr wirtschaftlich und die Grundlage zur Erreichung der Klimaschutzziele. Die Kosten sind für uns selbstverständlich eine wesentliche Entscheidungsgrundlage, jedoch immer im Vergleich zu den Resultaten. Wir finanzieren unsere Maßnahmen aus einem revolvierenden Fonds, das bedeutet, die erzielten monetären Einsparungen jeder Maßnahme fließen an uns zurück, bis wir die Investitionssumme refinanziert haben. Daraus ergibt sich für uns ein starker Anreiz, Maßnahmen mit einer möglichst guten Wirtschaftlichkeit zu priorisieren.
Davon abgesehen lassen sich geringinvestive Maßnahmen aber auch mit kurzem Vorlauf und wenigen störenden Eingriffen in den betroffenen Liegenschaften umsetzen, verglichen beispielsweise mit Dämmmaßnahmen. Mit den richtigen Partnern können so sehr schnell messbare Ergebnisse erzielt werden, die sich dann auf größere Gebäudebestände ausrollen lassen.
Nicht zuletzt sammeln wir mit den kleineren Maßnahmen wertvolle Erfahrungen nicht nur im Prozessmanagement. Auch in der Nutzung neuer Technologien lernen wir und machen die Effekte folgender, größerer Investitionen messbar.
Wäre eine große Lösung mit der kompletten Heizungsanlage nicht sinnvoller gewesen?
Die beim Heizungsrollout durchgeführten Maßnahmen konkurrieren nicht mit einem späteren Heizungstausch, sondern ergänzen ihn. Mit den gewonnenen Daten können wir eine neue Heizungsanlage anhand der realen, gemessenen Betriebsdaten auslegen und eine belastbare Wirtschaftlichkeitsberechnung durchführen.
Durch die verbaute Technik lassen sich außerdem die Resultate weiterer Maßnahmen messen, was aufgrund des bereits erläuterten Finanzierungsmodells für uns essenziell ist. Außerdem erleichtern uns die gesammelten Erfahrungen bei der Umsetzung der geringinvestiven Maßnahmen die späteren Komplettmaßnahmen.
Dort wo es wirtschaftlich sinnvoll oder technisch notwendig ist, tauschen wir selbstverständlich die Anlagen aus. Aufgrund der hohen Investitionen ergeben sich jedoch teilweise lange Amortisationszeiten.
Die in Deutschland noch wenig standardisierte Ausführung von Komplettmaßnahmen, die derzeitige Situation auf dem Handwerksmarkt und die teilweise noch hohen Kosten für klimaneutrale Technik machen zudem die Skalierbarkeit solcher Projekte schwierig. Natürlich setzen wir für große Liegenschaften mit hohen Energiekosten auch individuelle Energiekonzepte um wie bspw. bei der Polizeiliegenschaft in der Friesenstraße.
Bedeutet Roll-Out, dass noch weitere Anlagen optimiert werden sollen?
Unser Ziel ist eine sukzessive Erweiterung dieser und ähnlicher Maßnahmen auf alle Gebäude, bei denen es energetisch und wirtschaftlich sinnvoll ist. Der erste Rollout könnte insofern immer noch als eine Art Pilotprojekt angesehen werden. Wir wollen sicherstellen, dass unser Konzept in größerem Maßstab funktioniert und die beauftragten Unternehmen neben innovativen Lösungen auch die notwendige Managementkompetenz zur Bearbeitung größerer Portfolien mitbringen.
Vor dem Hintergrund der positiven Erfahrungen freuen wir uns, dass in dem aktuellen zweiten Rollout-Projekt nach einer öffentlichen Ausschreibung die gleichen Unternehmen hier für uns tätig sein werden.
In den Schulen und Feuerwehrhäusern konnte bereits einiges eingespart werden. Was sind die nächsten Schritte?
Die Evaluierung des ersten Projektes ist noch nicht vollständig abgeschlossen, wir rechnen jedoch mit einer Einsparung von jährlich ca. 1.300 Tonnen CO2 und ca. 340.000 Euro Energiekosten. Aktuell beginnen wir mit der Umsetzung des zweiten Roll-Outs, der erweiterte Leistungen beinhaltet.
In diesem Jahr sanieren wir Liegenschaften der Polizei und von Kultureinrichtungen wie Museen und Theater. Bei einem ähnlichen Projektvolumen und Maßnahmenpaket werden nun die zu installierenden Hocheffizienzpumpen mit Messtechnik zur Fernauslesung und -steuerung ausgestattet, um mittels der Betriebsdaten die Heizungssysteme noch besser zu verstehen, was zu weiteren Einsparungen führen wird.
Parallel beginnen wir mit dem Roll-Out verschiedener weiterer Maßnahmen wie beispielsweise dem großflächigen Tausch von Leuchtmitteln hin zu modernen LED- Leuchtmitteln. Da der Markt jedoch in einigen Bereichen noch nicht die Technologie bietet, wie wir sie benötigen, planen wir gemeinsam mit Unternehmen weitere Kompetenzen aufbauen, die letztlich auch anderen öffentlichen Liegenschaftsverwaltern zugutekommen können.
Kann das Projekt ein Vorbild für andere Städte sein oder gibt es bereits vergleichbare Projekte?
Wir sind generell der Meinung, dass die öffentliche Hand eine Vorbildfunktion beim Klimaschutz einnehmen sollte, in Berlin ist dies sogar im Energiewendegesetz verankert. Diese Vorbildfunktion füllen wir mit der Umsetzung solcher Projekte aus und ich denke, die gemessenen Ergebnisse und die großartige Resonanz auf den Heizungs-Roll-Out, beispielsweise mit dem Gewinn des European Energy Service Award für Klimaschutz der EU zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Wir hoffen natürlich, dass wir mit solchen Positivbeispielen bei anderen Städten und Kommunen, aber auch bei privatwirtschaftlichen Marktakteuren, die Durchführung ähnlicher Projekte fördern. Bisher wird im Gebäudebereich häufig erst gehandelt, wenn Anlagen kaputt gehen oder es Beschwerden seitens der Nutzer gibt. Hier hoffe ich, dass wir einen Anstoß zum Umdenken Richtung aktivem Klimaschutz geben können, zumal ja alle Maßnahmen auch wirtschaftlich sinnvoll sind und das Raumklima sich sogar verbessert.
Vorbildliches Projekt für Kommunen, Städte und Unternehmen
Das Projekt Roll-Out Heizungsoptimierung hat nur wenig Aufmerksamkeit erhalten. Man kann es auch kritisieren, weil die B.E.M. nicht gleich komplette Heizungsanlagen ausgetauscht oder umgestellt hat auf Erneuerbare Energien. Wenn es so einfach möglich wäre, hätten sie das auch getan. Da bin ich mir sicher.
Wer weitere gute und vorbildliche Projekte kennt, ich freue mich mehr solcher Beispiele vorstellen zu können. Schickt mir bitte eine Mail an kontakt(at)energynet.de. Ich melde mich innerhalb weniger Tage zurück.
Der Artikel ist enttäuschend und ohne Nutzen für den Leser: Nicht ein Satz, welches die konkreten „geringinvestiven Maßnahmen“ nun sind oder sein können. So bleibt das relatives bla-bla.
Der Kommentar ist enttäuschend! Ganz oben ist ein Hinweis auf einen vorherigen Artikel mit Link, in dem alles erklärt ist. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil…
Hallo Herr Steineck,
das Interview bezog sich auf ein Projekt zur Energieeinsparung in öffentlichen Liegenschaften durch Tausch von Heizungspunpen, automatiserten hydraulischen Abgleich und intelligente Regelung. Es war nur ein älterer Beitrag verlinkt, vielleicht hätte ich es auch nochmal aufzählen können. Ich hoffe jetzt ist es verständlicher.