Startup-Interview: Intelligente Verteilnetze der Energiewende mit envelio
Die Anforderungen an die Verteilnetze ist heute durch die Energiewende sehr hoch. Sie müssen die schwankende Erzeugung aus Sonnen- und Windenergie aufnehmen, die aus vielen kleinen verteilten Anlagen stammt. Hinzu kommen viele neue Verbraucher, wie z.B. die Elektromobilität. Netzbetreiber müssen beides effizient in ihre Netze integrieren. Hier setzt das Startup Envelio GmbH aus Köln an. Sie haben eine Software-Plattform entwickelt, die hilft Transparenz in den Verteilnetzen zu schaffen, die automatisiert Handlungsempfehlungen abgibt und hilft das Netz wirklich smart zu machen.
Inhalt
So sorgt envelio für ein smartes Verteilnetz in der Energiewende
Für die Beantwortung meiner Fragen bedanke ich mich bei Simon Koopmann, Gründer und Geschäftsführer der envelio GmbH.
Wie ist die Idee für envelio entstanden? Was ist der Hintergrund?
Die Idee für envelio ist bei unserer Tätigkeit im Bereich Energiesystemforschung am Institut für Hochspannungstechnik der RWTH Aachen entstanden. Alle Gründer haben dort ihre Dissertation rund um das Thema „Intelligente Verteilnetze“ gemacht. In vielen Forschungsprojekten mit Netzbetreibern ist dabei deutlich geworden, dass es an einer skalieren Softwareplattform für das Management zukünftiger Netze mit vielen erneuerbaren Energien und z.B. Ladepunkten für Elektroautos fehlt.
Wie sieht das Angebot von envelio genau aus?
Wir bieten Energienetzbetreibern die Intelligent Grid Platform (IGP), ein digitales Assistenzsystem für technische Planungs- und Betriebsprozesse im Verteilnetz. Damit bieten Data Analytics- und Optimierungsmodule, um Ingenieure bei Netzbetreibern in ihren täglichen Aufgaben zu unterstützen. So digitalisieren wir z.B. alle technischen Prüfprozesse für neue Erzeugungsanlagen oder Ladepunkte. Mit unserer Plattform funktioniert eine erste Prüfung in weniger als 30 Sekunden. Heute dauert die oft einige Wochen.
Wer ist Eure Zielgruppe? Wer sind die Kunden?
Unsere Lösung adressiert Netzbetreiber, insbesondere Verteilungsnetzbetreiber. Zu unseren bisherigen Kunden gehören u.a. Westnetz, E.DIS Netz, enercity, BEW Netze, Regionetz und die Rheinische Netzgesellschaft.
An einem intelligenten Stromnetz, das die fluktuierenden erneuerbaren Energien und die Elektromobilität als neuen Verbraucher aufnehmen kann, arbeiten auch andere Unternehmen. Was ist an Eurem Angebot besser?
Unsere Lösung bietet zwei zentrale Vorteile. Zum einen kann unsere IGP sehr automatisiert mit großen Datenmengen umgehen. Damit können wir Netze bis zum Letztverbraucher berücksichtigen und unterstützen (Niederspannungsebene). Zum anderen setzen die Module in unserer Plattform auf den Algorithmen aus unseren Dissertationen auf. Damit erreichen wir mehr Kostenersparnisse für unsere Kunden als alternative Angebote.
Wir erreichen unsere Kunden u.a. über Fachkongresse und Messen. Zudem nutzen wir auch unser Kontaktnetzwerk aus unserer Zeit an der RWTH Aachen.
Was war bisher die größte Schwierigkeit und was musstet Ihr an dem Konzept von envelio ändern?
Eine wichtige Erkenntnis bereits in einer frühen Phase war, dass Datenmanagement für viele Netzbetreiber ein wichtiges Thema ist. Wir haben daraufhin unsere Entwicklungs-Roadmap in der Priorisierung geändert und ein Modul speziell für diese Anforderungen entwickelt.
Welchen Beitrag leistet envelio zur Energiewende und zum Klimaschutz?
Mit unserer Lösung IGP helfen wir erneuerbare Energien und z.B. Ladepunkte für Elektromobilität schneller und kosteneffizienter in das Energiesystem zu integrieren. Gleichzeitig kann unsere skalierbare Lösung auch bei weiter steigenden Durchdringungen von dezentralen Anlagen eingesetzt werden. Das wird ein ganz wesentlicher Schritt in der nächsten Phase der Energiewende.
Was sind die nächsten Ziele?
Auf Basis unser bisheriger Kundenprojekte wollen wir unsere Marktpräsenz in Deutschland ausbauen und auch erste europäische Pilotprojekte angehen. Außerdem entwickeln wir unsere IGP fortlaufend weiter und werden bis Ende des Jahres weitere Module herausbringen, um auch den Netzbetrieb zu unterstützen.
Weitere Artikel über Envelio
In diesen Beiträgen hatte ich Envelio bereits kurz vorgestellt:
- Die erfolgreichsten Energie-Startups bei Gründerwettbewerben 2017
- Climate-KIC sucht neue Cleantech–Gründerteams
Flexibilisierung der Stromnetze für die Energiewende
Im Rahmen der Energiewende ist viel die Rede von der Belastung der Verteilnetze und von einer notwendigen Flexibilisierung. Mit der Envelio GmbH hat ein junges Unternehmen, gegründet 2017, eine Lösung entwickelt, die bereits auf großes Interesse in der Branche stößt. Sie haben bereits erste Kunden, wie die Westnetz GmbH, die E.DIS Netz GmbH und enercity Netzgesellschaft. Und recht aktuell ist auch eine Finanzierung in Höhe von einer Million Euro durch den High-Tech Gründerfonds (HTGF) und Demeter Partners aus Frankreich. Mit diesem Betrag möchte envelio die Intelligent Grid Plattform weiterentwickeln und die Marktpräsenz in Deutschland und Europa ausbauen.