Startup-Interview: Crowdinvesting in Solarenergie in Afrika mit ecoligo
In vielen Entwicklungsländern ist der Einsatz von Photovoltaik für die Stromversorgung rentabel. Strom aus dem Netz ist teuer und die Stromversorgung ist nicht immer zuverlässig. Doch es fehlte an geeigneten Möglichkeiten zur Finanzierung von Photovoltaik-Anlagen. Dies haben Markus Schwaninger und Martin Baart erkannt und in 2016 ecoligo gegründet. Sie wollen die Finanzierungslücke schließen mit einer Crowdinvesting-Plattform, die kleine Anleger ab einem Betrag von 500 EUR an den Projekten beteiligt. So kommt die Energiewende in Regionen, die es sich nicht leisten können und vielleicht bereits von den Folgen des Klimawandels betroffen sind.
Inhalt
So ermöglicht ecoligo Solarenergie-Projekte in Entwicklungsländern
Für die Beantwortung meiner Fragen bedanke ich mich bei Markus Schwaninger.
Wie ist die Idee für ecoligo entstanden?
Martin und ich haben uns 2013 auf einer Solarkonferenz in Nairobi, Kenia kennengelernt. Wir haben beide an der Umsetzung von Solarprojekten in Ost- und Westafrika gearbeitet, wo wir immer wieder das gleiche Problem gesehen haben: rentable Projekte, bei denen Unternehmen bis zu 30% ihrer Stromkosten sparen könnten, wurden wegen einem Mangel an geeigneten Finanzierungen nicht umgesetzt. Parallel dazu hatten wir beide das beeindruckende Wachstum von Crowdinvesting in Europa verfolgt und sahen das Potenzial, die Finanzierungslücke durch Crowdinvesting zu schließen. Wir entschlossen uns dieses Problem zu lösen und gründeten ecoligo im Februar 2016.
Wie sieht das Angebot von ecoligo genau aus?
In Ländern wie Ghana und Kenia bieten wir Gewerbe- und Industrieunternehmen eine vollständig finanzierte Solar-as-a-Service Lösung an. Das bedeutet, dass die Kunden von niedrigeren Stromkosten profitieren, während wir die Finanzierung, Installation und Verwaltung der Solaranlage übernehmen.
Die Finanzierung der Anlagen erfolgt über die Crowdinvesting-Plattform ecoligo.investments, die privaten Investoren durch die Präsentation der Projekte eine nachhaltige, transparente und rentable Anlagemöglichkeit bietet. Unsere Lösung ist vollständig digital, was unseren Partnern vor Ort die Arbeit erleichtert, unsere Abläufe vereinfacht und so eine schnelle Abwicklung der Projekte erlaubt und gleichzeitig den Crowdinvestoren Sicherheit bietet.
Wer ist Eure Zielgruppe?
Wir konzentrieren uns auf Gewerbe- und Industriekunden in Subsahara-Afrika: besonders in Ghana und Kenia, wo Martin und ich zusammen über 15 Jahre Erfahrung verfügen und auch in beiden Ländern bereits gelebt haben. Unternehmen in dieser Region haben besonders hohe Stromkosten, was ein bekanntes Hindernis für unternehmerisches Wachstum und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft darstellt. Projekte von Drittfirmen in anderen „Sunbelt“ Ländern wie den Philippinen und Chile werden ebenfalls über die Plattform ecoligo.investments finanziert.
Mit einer Mindestanlagesumme von 500 € kann jeder mit einem kleinen Investitionsbudget auf der Plattform investieren. Die Crowdinvestoren sind neben der finanziellen Rendite an Themen wie Solarenergie, Umweltschutz und nachhaltiger Entwicklung interessiert.
Was unterscheidet die von euch initiierte Crowdinvesting Plattform ecoligo.investments von anderen Plattformen, die Crowdinvesting-Projekte in Entwicklungsländern anbieten?
Projekte die die ecoligo GmbH auf die ecoligo.investments bringt, profitieren von der langjährigen Erfahrung in der Solarbranche und dem tiefen Verständnis der Zielmärkte. Gleichzeitig durchlaufen diese Projekte, und speziell die Endkunden, auch eine Due Diligence. Dies ermöglicht uns, diese Projekte im Risiko zu minimieren. Das wird weiterhin verstärkt durch die Vorauswahl von qualifizierten Partnern, die die Solaranlagen bauen und warten.
Darüber hinaus haben wir die Allianz Climate Solution (ACS) als Partner für die ecoligo.investments Plattform gewinnen können. ACS unterstützt als technischer Berater bei der Prüfung der zur Finanzierung angefragten Projekte und erstellt ein für die Crowdinvestoren zugängliches Projektfazit, dass mittels Ampelsystem auf Details des Projektes hinweist. Diese externe, unabhängige Bewertung der Projekte sehen wir als deutlichen Mehrgewinn um für Privatanleger eine Risikoabschätzung durchführen zu können.
Wir glauben außerdem, dass der Marktfokus der Plattform auf Gewerbe- und Industriekunden und der Technologiefokus auf Solar Photovoltaik dazu führen, dass Crowdinvestoren das Risikoprofil besser verstehen und daher auch leichter einzuschätzen sind. Eine Vermischung mit andersgearteten Projekten, wie zum Beispiel Projekten zur ländlichen Elektrifizierung, oder aber Energieeffizienz Projekten, würde unserer Meinung nach eher zu Verwirrung bei den Investoren führen.
Darüberhinaus fokussieren wir uns auf Gewerbe und Industrieunternehmen, die oft mehrere Hundert bis zu über 1.000 Mitarbeiter haben und das Rückgrat der lokalen Volkswirtschaften bilden, können die Projekte auf ecoligo.investments einen hohen wirtschaftlichen Effekt erzielen indem sie Unternehmen, und damit die Wirtschaft, direkt unterstützen.
Was war bisher die größte Schwierigkeit und was musstet Ihr an dem Konzept von ecoligo ändern?
Eine der größten Schwierigkeiten war es den Kunden abzuholen. Viele Kunden hatten zuerst kein wirkliches Verständnis für Solaranlagen und wie diese Ihnen einen Vorteil verschaffen. Gerade auch das Konzept des Solar-as-a-Service musste im Detail erklärt werden. Vertriebsseitig haben wir auf Feedback der Kunden aber dann Prozesse und Materialien so optimiert, das Kunden den Mehrwert viel klarer sehen, und wir so schneller zum Vertragsabschluss zu kommen. Weiterhin haben wir den Prozess standardisiert und digitalisiert, , was der Skalierung unseres Geschäftsmodelles zugutekommt.
Hinsichtlich der Finanzierungsseite haben wir uns auf Basis der Revision des Kleinanlegerschutzgesetzes dazu entschieden, den Betrieb der Crowdinvesting Plattform ecoligo.investments auszugliedern. Dies hat für die Crowdinvestoren den zusätzlichen Vorteil, dass nicht nur wir, ecoligo GmbH, als verantwortliche Partei für die Projektauswahl, sondern auch der gesellschaftsrechtlich unabhängige Plattformbetreiber, ecoligo invest GmbH, eine Plausibilitätsprüfung aller Projekte vornimmt. Für uns hatte dies jedoch zur Folge, dass wir durch die Umstrukturierung ein wenig Zeit verloren haben. Durch die zusätzliche Sicherheiten für die Crowdinvestoren sind wir aber davon überzeugt, dass sich der Schritt langfristig für uns auszahlt.
Was macht Euer Angebot so attraktiv für die Kunden und wie kommt ihr an neue Kunden?
Für unsere Kunden in Entwicklungsländern ist die Senkung ihrer Energiekosten äußerst attraktiv und sie können dadurch teilweise bis zu 50% ihrer Stromkosten reduzieren. Unser vollständig finanziertes Solar-as-a-Service-Modell macht es dem Kunden zudem möglichst einfach preiswerten Solarstrom zu beziehen: die Kunden benötigen keinerlei technische Expertise und müssen sich selbst zudem nicht um die Wartung kümmern. Der Kunde bekommt von uns alles aus einer Hand.
Mit einem Büro und Mitarbeiter vor Ort in Ghana können wir Beziehungen zu unseren Kunden und Partnern aufbauen. Wir bauen in Accra eine starke Reputation auf und erhalten Kunden oft durch Empfehlungen von Partnern oder anderen Unternehmen. Besonders bereits umgesetzt Projekte von uns sind hier der Schlüssel zum Erfolg.
Auf der Seite der Crowdinvestoren, konnten wir aus dem Feedback zu bereits realisiereten Projekten lernen, dass unser Fokus auf Gewerbe- und Industriekunden für die Investoren sehr gut ankommt. Das unsere Projekte sehr schnell finanziert werden ist der Beweis, dass Investoren die Qualität der Projekte, die externe Überprüfung durch die Allianz Climate Solutions und den Level an Details zur Entscheidungsfindung ihrer Investition sehr zu schätzen wissen.
Was sind die nächsten Ziele?
Bis Ende 2018 planen wir 20 Projekte in mindestens 5 Ländern zu akquirieren. Diese Projekte werden den Unternehmen, die von diesen Projekten profitieren, über die Projektlaufzeit hinweg insgesamt 5 Millionen Euro einsparen und über 30.000 Tonnen CO2-Emissionen vermeiden.
Aktuelles Projekt zur Finanzierung bei ecoligo.investments
Aktuell kann man sich an der Finanzierung eines Solar-Batterie-Hybridsystems für das Resort Cauayan auf den Philippinen beteiligen. Das Finanzierungsvolumen beträgt 500.000 EUR und ist damit das größte Solarprojekt in Asien, das von deutschen Crowdinvestoren finanziert wird. Weitere Informationen zum Projekt gibt es auch bei ecoligo im Blog.
Weitere Artikel über ecoligo
In diesen Artikeln habe ich ecoligo bereits erwähnt:
- „Crowdinvesting für ein Offgrid Solar-Batterie-Hybridsystem eines Urlaubsressort auf den Philippinen“ vom 28.02.2018
- „Sicherheit bei Energie-Crowdfunding-Projekten keine Frage der gesetzlichen Regelung“ vom 15.05.2017
- „5 aktuelle Crowdfunding-Projekte für nachhaltige Energieversorgung in Afrika“ vom 24.04.2017
- „Das waren die Startups beim Energy Startup Networking“ vom 20.09.2016
- „Heute ist der Climate-KIC Demo-Day“ vom 13.09.2016
Investitionen mit Gewinn für alle Beteiligten
Es klingt vielleicht wie ein Widerspruch, wenn Solarenergie wirtschaftlich ist, aber die Finanzierung fehlt. Aber der Markt in Afrika und in anderen Entwicklungsländern ist schwierig für uns Europäer zu beurteilen. Die beiden Gründer von ecoligo bringen Erfahrung mit aus den Märkten in afrikanischen Ländern. Sie verbinden sie mit dem Interesse in Deutschland die globale Energiewende voranzubringen und die Bereitschaft in Solarenergie-Projekte zu investieren. Die bisherigen Projekte waren alle schnell finanziert. Entscheidend ist für den Erfolg eher immer wieder neue Projekte zu finden.
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