In der Vernetzung der elektronischen Geräte im Haushalt liegt wohl die Zukunft, aber wie sieht sie aus?

Bei den Berichten über die Internationale Funkausstellung IFA habe ich bisher noch nichts geschrieben über das Trendthema Vernetzung der Haushaltsgeräte. Viele Hersteller aus unterschiedlichen Bereichen haben sich mit unterschiedlichen Technologien und den verschiedensten Ansätzen beschäftigt. In diesem Thema lagen die meisten Zukunftsvisionen der Aussteller, unabhängig davon, ob sie zu den Anbietern von Unterhaltungselektronik oder von Haushaltsgeräten gehören.
So hat der für Unterhaltungselektronik bekannte Konzern Toshiba ein Haushalts-Energiemanagementsystem, mit dem phantasielosen Namen „Energy Place“ präsentiert, das den aktuellen Stromverbrauch einzelner Geräte auf dem Fernsehgerät darstellt und überwacht. Ein Smart-Meter wird dazu nicht benötigt, das System ist also unabhängig von Stromanbieter, eine zentrale Box und Datenlogger an den Steckdosen werden dazu eingesetzt. Die Verbrauchsdaten werden in der Cloud gespeichert, analysiert und der Verbraucher erhält am heimischen Bildschirm Empfehlungen zum Energiesparen. Das System wurde in Frankreich entwickelt und wird dort auch zuerst eingeführt, ob es in Deutschland eingeführt wird, steht noch nicht fest.
Der japanische Konzern Panasonic, auch mehr für Unterhaltungselektronik bekannt, hat ein komplett vernetztes Haus präsentiert. Von Daten zur Gesundheit an verschiedenen Endgeräten bis hin zur Nutzung des Stroms aus der Photovoltaik-Anlage entsprechend des Angebotes und der Speicherung des nicht genutzten Stroms in einer stationären Speichereinheit im Keller, bzw. in einer mobilen Batterie im Elektroauto war alles möglich im beispielhaft dargestellten Haus der Zukunft. All das wird Panasonic mit Produkten aus dem eigenen Haus realisieren, wenn es so realisiert wird.
Am Stand von Siemens war das Haus der Zukunft auch als Vision dargestellt, wobei man hier eher von der Küche der Zukunft sprechen kann. Denn Anwendungen, wie eine Smartphone-App., die einem unterwegs den Inhalt des Kühlschranks anzeigen, weisen den Bezug vor allem auf die Küche. Andere geplante Funktionen, wie die Steuerung der Haushaltsgeräte, wenn Strom aus der Photovoltaik-Anlage zur Verfügung steht, beziehen sich wiederum auf das gesamte Haus. Aber diese Steuerung ist mit Komponenten eines deutschen Wechselrichter-Herstellers heute schon möglich, dazu schreibe ich gerne in einem anderen Artikel mehr.
Bei Miele setzte man wieder auf die im letzten Jahr bereits vorgestellten Smart-Grid-fähigen Haushaltsgeräte. Allerdings lässt ein entsprechendes Stromangebot der Versorger noch immer auf sich warten. Diese Geräte reagieren auf einen veränderten Strompreis, der vom Anbieter über das Netz mitgeteilt wird. Bei Preissenkungen schalten z.B. die Miele Waschmaschinen dann automatisch ein. Damit können die SG-Ready (= fit für Smart-Grid) Geräte mit dem Sunny Home Manager von SMA kombiniert werden, den ich oben bei Siemens gemeint hatte.
Gut beschrieben wird das Zusammenspiel beider Technologien in einer Pressemeitteilung von Miele:
Der Sunny Home Manager bildet die Schnittstelle zwischen PV-Anlage und Stromverbrauchern. Er optimiert den Einsatz der Hausgeräte und anderer Haustechnikkomponenten so weit, dass möglichst viele Geräte mit selbst erzeugtem PV-Strom laufen. Welche Leistung die Photovoltaik-Anlage in den kommenden Stunden erbringen wird, ermittelt der Sunny Home Manager unter anderem per Wettervorhersage aus dem Internet. Damit ist der Energiemanager quasi die Schaltzentrale für die Angebotsseite. Sein Pendant auf der Nachfrageseite ist das Miele-Gateway, die Schaltzentrale der SG-Ready-Technologie. Mit dem Gateway sind alle angeschlossenen Miele-Hausgeräte verbunden.
Das Miele-Gateway meldet an den Energiemanager, welche Geräte im SG-Ready-Modus und damit startbereit sind, welche Wasch-/Trocken-/Spülprogramme angewählt wurden und welcher Energiebedarf dafür prognostiziert werden kann. Schließlich berücksichtigt der Energiemanager noch, welchen Endzeitpunkt der Anwender an seinem Hausgerät eingestellt hat, sprich, wann die Wäsche spätestens fertig sein muss.
Ein Beispiel: Waschautomat und Geschirrspüler (zum Beispiel erhältlich im Miele Online Shop) sollen um 19 Uhr ihre Arbeit beendet haben. Laut Wetterprognose scheint ab Mittag die Sonne, so dass um 13 Uhr erst der Geschirrspüler startet und zwei Stunden später der Waschautomat. Bei diesem Beispiel ist schon berücksichtigt, dass die PV-Anlage nicht genug Leistung liefert um beide Geräte gleichzeitig plus weitere Verbraucher mit Strom zu versorgen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang: Die SG-Ready-Technologie gewährleistet Prozesssicherheit. Selbst wenn die Photovoltaik-Anlage nicht genügend Strom vorhält, startet die Waschmaschine automatisch das gewählte Programm und hat zum vorgegebenen Endzeitpunkt den Job erledigt.
Neu ist bei Miele die Einbindung in das Qivicon-Projekt der Deutschen Telekom AG. Dieses Projekt, an dem auch Samsung als weiterer Hersteller von Haushaltsgeräten beteiligt ist, will die Vernetzung vereinfachen und vorantreiben. Die Kommunikation der Geräte untereinander soll über eine gemeinsame Plattform realisiert werden und die Bedienung so simpel wie möglich über ein Smartphone, Tablet-PC oder einen Webbrowser.
Es gibt also einige interessante Ansätze zur Vernetzung der Technik im Haus, die man schon bald häufiger in der Umsetzung erleben kann. Ich bin mir sicher, dass diese Vernetzung gar nicht so sehr visionär ist, da sie den Nutzern einen großen Vorteil bringt und technologisch gar nicht so weit weg ist.
Ich bin sehr beeindruckt von Ihrem Artikel beeindruckt, das ist wirklich sehr genial Blog i love it.
Vielen Dank für Post.
Sie SG-Geräte finde ich ja recht spannend. Ich wusste gar nicht, dass es sowas schon gibt. Ist ja super praktisch, aber wahrscheinlich noch nicht erschwinglich oder?
Miele ist ohnehin ein hochpreisiger Anbieter.
Hört sich ziemlich spannend an!
Ich freu mich schon auf meinen Haushalt in ein paar Jahren. Auch wenn ich meine Kinder dann schon höre: „Mama, wo ist meine Lieblingshose?“ ich darauf: „Ist noch in der Wäsche, es war noch kein schönes Wetter.“ Ach ne, die Waschmaschine startet ja dann trotzdem, puuuh, Glück gehabt. 🙂
Spaß beiseite, ich finde die Smart-Haushaltsgeräte-Entwicklung gut. Möchte mich „Lelala“ aber gerne anschließen. Für die Normalverdiener wird das eine ganze Weile unerschwinglich bleiben, wenn da nicht politisch nachgeholfen wird.
Vielleicht werden die steigenden Strompreise mehr nachhelfen, als die staatliche Förderung es jemals leisten kann.
Danke für die nette Grafik (hast du die selbst gemacht?)
Was mir auch hier jetzt gerade wieder aufgefallen ist: Für den Ottonormalbürger mit Ottonormaleinkommen (laut DeStatis irgendwas knapp über 24000 Euro) ist all dieser ganze Krempel einfach noch nicht erschwinglich genug, um wirklich von der „Smart Grid Revolution“ zu träumen. Die Einstiegshürden sind aus finanzieller Parameterisierung einfach noch zu hoch – für den Dipl.Ing mit hohem Gehalt keinProblem, ja, aber nicht für den kleinen Mann mit kleinem Einkommen.
Hier muss was getan werden – und damit meine ich nicht, irgendwelche vergünstigten KfW Kredite sondern ich denke eher an richtige Subventionierung (jetzt bitte nicht mit FDP-Marktwirtschaftsdenke ankommen 😉
Die Grafik stammt von Miele.
Das Smart Grid für den privaten Nutzer, wie dargestellt, steht erst noch am Anfang. Vielleicht wird es irgendwann bezahlbar durch Einsparmöglichkeiten.