Debatte um Energiekosten muss transparenter und ehrlicher geführt werden
Zur Debatte um die Kosten der Energiewende wollte ich mich eigentlich hier nicht beteiligen, aber da das Thema immer präsenter wird, und auch andere Energie-Blogs sich dazu äußern, möchte ich dazu noch meinen Standpunkt erläutern. Wer die Energiekosten insgesamt begrenzen möchte, kommt meines Erachtens nicht an dem Thema Energieeffizienz vor, wie ich schon ausführlich dargestellt habe. Leider ist dieses Thema den Personen, die von den Kosten reden, scheinbar nicht wichtig. Sonst würden sie mehr nach Lösungen für eine effizientere Energienutzung suchen und die EU-Energieeffizienzrichtlinie nicht länger blockieren. Was flexible oder freiwillige Lösungen bringen, haben wir schon oft festgestellt: leider so gut wie gar nichts.
Dass die Energiekosten pro kWh künftig steigen werden, egal ob für Strom, Wärme oder Kälte, kann man nicht leugnen. Aber wenn die Steigerung der Strompreise die Erhöhung von EEG-Umlage und Netzumlage bei weitem übersteigen, dann stimmt die Argumentation nicht mehr, dass die Erneuerbaren Energien die Strompreise in die Höhe treiben würden. Die Argumentation ist leider unvollständig und nicht nachvollziehbar, daher schiebt man einfacherweise den Erneuerbaren Energien die Schuld in die Schuhe. Bei einer offenen und transparenten Begründung, worauf die Mehrkosten für den Strom beruhen, würde die Argumentation vielleicht anders aussehen und die Akzeptanz erneuerbarer Energien wäre vielleicht höher.
Wie wäre eigentlich die Kostenentwicklung ohne Energiewende?
Die Diskussion, wie sie momentan geführt wird, tut ja immer so, dass nur die Energiewende an den Preiserhöhungen Schuld ist. Aber auch ohne Energiewende müsste man neue Kraftwerke bauen, Netze ausbauen und instand halten. Das alles gäbe es sicherlich nicht zum Nulltarif und die Brennstoffkosten für Kohle und Gas werden langfristig deutlich ansteigen (auch wenn momentan Kohlestrom durch ein verqueres Konstrukt des Emissionshandels günstiger wird). Auch diese Fakten müssten auf den Tisch bei einer Diskussion über die Energiekosten. In einem, bei der ZEIT veröffentlichten Interview, hat Prof. Eicke-Weber vom Fraunhofer-Institut ISE sich schon klar geäußert, auch ohne Energiewende würden die Stromkosten ansteigen. Dies hat die Wirtschaftsprofessorin und Energieökonomin Claudia Kemfert via Facebook auch bestätigt, auch in ihren Modellrechnungen würde der Strompreis ohne Energiewende ansteigen.
Was bringen uns Subventionen für einkommensschwache Haushalte?
Als Lösung möchte die Bundesregierung einkommensschwache Haushalte finanziell unterstützen, um dem Problem der Energiearmut entgegen zu wirken. So berichtet der eingangs erwähnte Blog, auf Berufung des Magazins Spiegel. Dabei wird jedoch mit keinem Wort auf eine vorhergehende Energieberatung eingegangen. Dabei gibt es hier gute Lösungen, wie die Aktion Stromspar-Check, die mit Energieberatungen Beziehern von Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe oder Wohngeld hilft ihre Energiekosten zu senken – immerhin können so jährlich ca. 100 Euro eingespart werden. Alles andere wäre eine Subventionierung von Energieverschwendung.
Nach der bisherigen Argumentation gibt es dabei noch ein weiteres Problem, denn so lange es Kohle- oder Gaskraftwerke gibt, wird der Strompreis langfristig weiter ansteigen, So lange werden einkommensschwache Haushalte wohl weiter unterstützt werden müssen, wenn nicht deutlich in Energieeffizienz investiert wird.
Update: Leserbrief an den Spiegel von Karl-Heinz Remmers:
Im Blog des Magazins Photovoltaik erschien heute ein Leserbrief des Herausgebers der Zeitschrift „Photovoltaik“ Karl-Heinz Remmers zu diesem Thema, und dass immer noch (wofür Spiegel ja mittlerweile bekannt ist) einige Fakten verdreht und nicht beachtet werden.
Update II: Der Bundesverband Windenergie fordert eine fair Kostenverteilung (auf den Punkt bin ich noch gar nicht eingegangen):
„Der BWE begrüßt, dass sich der neue Bundesumweltminister Peter Altmaier am Wochenende mehrfach zur Energiewende und zum Atomausstieg bekannt hat. Ein gutes Zeichen ist , dass er dabei vor allem auf die Windenergie setzen will. Sie hat in Deutschland das größte Potenzial und ist an Land heute die kostengünstigste unter den Erneuerbaren. Positiv ist auch Altmaiers offener Umgang mit der Kostenfrage.
Wir weisen darauf hin, dass seit einiger Zeit eine einseitige Verschiebung der Belastung zu Ungunsten von Haushaltskunden und mittelständischen Unternehmen stattfindet. Gleichzeitig werden aber immer größere Teile der energieintensiven Industrie von der EEG-Umlage befreit. Auf der anderen Seite profitieren gerade diese Unternehmen von einem niedrigen Börsenstrompreis, der durch die verstärkte Einspeisung Erneuerbarer Energien zustande kommt (sogenannter Merit-Order-Effekt).
Die Energiewende kann nur gelingen, wenn die Kosten fair auf alle Schultern verteilt werden. Wir brauchen daher auch eine Debatte darüber, wie sich die energieintensive Industrie ihrer Verantwortung stellt und sich an dem Jahrhundertprojekt Energiewende beteiligt.“
von Henning Dettmer, Geschäftsführer des Bundesverbandes WindEnergie e.V. (BWE)