Windpark im Hunsrück als Gemeinschaftsprojekt von Bürgern und Energieversorgern eingeweiht
Windenergie ist nicht nur etwas für die Küstenregion oder für bevölkerungarme Regionen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Aber in Süddeutschland tut sich die Stromerzeugung aus Windenergie noch sehr schwer. In Rheinland-Pfalz hat der Zubau an Windenergie-Anlagen in den letzten Jahren jedoch deutlich zugenommen. Der Landesverband Rheinland-Pfalz im Bundesverband WindEnergie berichtet von einem deutlichen Anstieg des Zubaus in den letzten Jahren auf einen Rekordwert von 413 MW im Jahr 2013. Das war der zweithöchste Wert in den Bundesländern nach Schleswig-Holstein.
Zu den mittlerweile über 2.300 MW installierte Windenergie-Leistung in Rheinland-Pfalz sind in der vergangenen Woche mit dem Gemeinschaftswindpark Kandrich weitere 18 MW hinzu gekommen. Der Windpark steht auf dem Kandrich im Hunsrück und erstreckt sich über die Gebiete der Gemeinden Daxweiler und Dichtelbach.
Bürger und Energieversorger gleich hoch am Windpark beteiligt
Die Besonderheit an diesem Projekt ist, dass hier die verschiedensten Gruppen beteiligt war – ich nehme nicht an, dass das der Normalfall ist. Realisiert wurde das Projekt von dem kommunalen Energieversorger und Netzbetreiber Rheinhessische Energie- und Wasserversorgungs-GmbH (Rheinhessische) mit Unterstützung der Thüga Aktiengesellschaft. Er wurde errichtet und wird betrieben von der Thüga Erneuerbare Energien GmbH. Zu den Gesellschaftern gehört auch der energynet.de Sponsor WEMAG AG aus Schwerin.
Die Energieversorger sind nur zur Hälfte an dem Windpark beteiligt, sie sind in der Rheinhessische Windpark Beteiligungs GmbH & Co. KG zusammengeschlossen, die als Finanzierungsgesellschaft dient und zu 60 % der Rheinhessischen und zu 40 % der Thüga Erneuerbare Energien GmbH & Co. KG gehört. Die zweite Hälfte an der Gemeinschaftswindpark Kandrich GmbH & Co. KGs gehört Bürgern aus der Region. In der GEDEA-Ingelheim GmbH & Co. Kandrich Bürgerbeteiligungs-KG haben sich über 300 Bürger aus dem Umfeld mit ihrem Kapital engagiert.
3 Punkte die den Windpark Kandrich so besonders machen
Über den Blog der WEMAG AG bin ich auf das Projekt erst aufmerksam geworden. Interessant fand ich die Punkte, die dort hervorgehoben wurden, die diesen Windpark so besonders und damit zu einem Zukunftsmodell machen.
- Die Flächen des Windparks gehören den beteiligten Kommunen, die damit auch die Pachterträge erhalten. So sind die Bürger der Region indirekt wieder beteiligt.
- Die Hälfte des Windparks ist im Besitz von Menschen, die überwiegend in der Region leben.
- Zusammenarbeit von regionalem Energieversorger und Thüga sichert Vertrauen bei Kommunen und Bürgern.
Mit der Windenergie-Branche habe ich sehr wenig Erfahrung. Aber für mich klingt das nach einer guten Zusammenarbeit. Vielleicht meldet sich auch jemand und kann mir sagen, ob das wirklich so besonders ist und vielversprechend für die Zukunft.
Na ja es muß nicht, aber es kann dann Probleme geben wenn z.B. in zehn Jahren ein Neuinvest ansteht. Gesellschaften/Konzerne denken in langen Zeiträumen. Privatpersonen investieren heute um vielleicht in 20 Jahren mit dem Geld aus dem Windpark ihre Rente aufzupeppen. Wenn dann ein ReInvest (auch wenn es gute Rendite abwerfen würde) aber erneut langfristig Geld bindet gibt es unterschiedliche Interessen und dann schauen die kleinen in den Mond!
Meine Aussage dazu, schaut immer mit wem ihr zusammen in der Gesellschaft investiert. Die Gesellschafter müssen zusammen passen. Nicht nur kurzfristig sondern auch langfristig.
Ja Andy da hast du einige Vorteile gut erkannt und beschrieben. Die Windräder stehen auf städtischem Gelände und über die Pacht erhält jeder Bürger etwas vom Windertrag. Die Windradprojektierer auch in der Gesellschaft zu integrieren hat natürlich den Vorteil, dass die „Experten“ sich auch ordentlich um den Betrieb kümmern und dass die Bürger die das Windrad sehen sich beteiligen können ist auch Klasse. Ein „kleiner“ Wermutstropfen möchte ich doch anmerken. Da die beiden Energieversorger 50% der Anteile halten benötigen sie nur noch eine Stimme um eine Mehrheit zu haben! Im Gegensatz haben die Bürger ohne einen der Energieversorger zu überzeugen keine Mehrheit. Dies ist meines erachtens ein Ungleichgewicht, das nicht sein müsste. Die Mehrheitsverhältnisse könnten ja auch 60/40 für die Bürger eingerichtet werden.
Aber in Summe ein geiles Projekt.
Da hast Du sicher Recht, Erhard. Die Energieversorger werden sich eher einig sein in der Praxis als 300 einzelne Menschen. Kann das in der Praxis zum Problem werden? Du hast da ja deutlich mehr Erfahrung als ich.