Können energetische Sanierungen über einen umlagefinanzierten Fonds finanziert werden?


Im Zuge der Diskussionen um die Sanktionen gegen Russland wird kaum darüber gesprochen wie die Abhängigkeit von russischem Erdgas dauerhaft reduziert werden kann. Immerhin stammen 39% unseres Erdgases aus Russland. Einer der größten Anteile davon wird zur Beheizung der Gebäude benötigt. Höhere Preise für Gas treffen damit vor allem Hausbesitzer und Mieter.
Eine Pressemitteilung des Verbandes UnternehmensGrün weist nun auf eine Studie des Fraunhofer-Institutes IWES für die Bundestagsfraktion Bündnis90/ Die Grünen. Diese Studie hat gezeigt, dass Deutschland in weniger als 16 Jahren unabhängig werden kann von Gasimporten.
Es sind dazu große Anstrengungen in der Gebäudesanierung notwendig, denn mehr als zwei Drittel des Gasverbrauchs wird für die Wärmeerzeugung benötigt (Quelle: green.wiwo.de mit Verweis auf die AG Energiebilanzen). Der Haken daran ist, dass die jährliche Sanierungsquote bei Gebäuden auf 3% gesteigert werden muss von heutigen 0,8%.
Inhalt
Energiewende braucht auch energetische Gebäudesanierungen
Ohne energetische Gebäudesanierung kann es daher keine Energiewende geben, hier ist also mehr notwendig als reine Absichtserklärungen.
Gottfried Härle, Brauer und Vorstand von UnternehmensGrün, weist auf die Bedeutung des Gebäudebestandes hin:
„Drastische Investitionen in die Gebäudesanierung würden die Heizkosten (im Wesentlichen für Gas und Erdöl) deutlich senken. Die Situation ist aber vertrackt. Eigentümer investieren ohne Anreize und Zwang nicht genug, weil die Mieter schließlich für die Wohnheizkosten zahlen. Wir haben die Quadratur des Kreises ermittelt. Es ist ganz einfach: Auf den richtigen Switch kommt es an.“
Bisher wurden kaum Lösungen auf den Tisch gebracht um das Investor-Nutzer Dilemma zu lösen. Der Verband UnternehmensGrün möchte nun wieder, das bereits im Herbst 2013 veröffentlichte, umlagefinanzierte Fondsmodell für eine verlässliche Finanzierung der energetischen Gebäudesanierung auf den Tisch bringen.
Hybrides Fondsmodell zur Finanzierung von Sanierungen
Klaus Stähle, Inhaber einer Anwaltskanzlei und Vorstand von UnternehmensGrün:
„Die Idee des Fondsmodells ist: Auf Heizkosten, sprich Gas und Erdöl wird eine Umlage erhoben, die der Vermieter zu zahlen hat und nicht auf den Mieter abwälzen kann. Abwälzen kann er die Umlage erst, wenn er spürbar und effektiv in die Gebäudesanierung investiert hat. Der Fonds, der aus der Abgabe gespeist wird, steht dem investierenden Vermieter zur Verfügung.“
Stähle weiter:
„Für die Mieter erhöht sich zwar kurzfristig die Miete, langfristig haben aber alle einen Vorteil: Der Mieter durch nicht mehr so stark ansteigende Nebenkosten; der Vermieter, weil der Wert seiner Immobilie durch die Investition gestiegen ist – und die Umwelt, weil weniger CO2 in die Atmosphäre gepustet wird. Ach ja: Preise sinken und wir sind deutlich weniger von Russland abhängig.
Mehr Informationen zum Fondsmodell gibt es in der Studie „Prämienmodell für eine verlässliche Finanzierung der energetischen Gebäudesanierung“ zum Download als pdf-Datei.
Diskussion über Förderung von Sanierungen notwendig
Ich begrüße jeden konstruktiven Vorschlag der zum Ziel hat die Hürden in der energetischen Gebäudesanierung abzubauen. Jeder Vorschlag sollte genauer betrachtet und diskutiert werden, ich hoffe hier melden sich wieder einige Experten zu Wort.
Wird das Vermieter-Mieter-Problem wirklich aufgelöst bei diesem Modell? Ich befürchte es nicht, denn der Vermieter erhält damit wieder ein Grund für eine höhere Miete, der Mieter muss also doch die Kosten tragen. Damit sind auch Mitnahmeeffekte möglich. Dass der Vermieter dann in den energetischen Zustand des Gebäudes investiert, ist damit immer noch nicht gesagt.
Der bürokratische Aufwand könnte zudem recht hoch sein. Wie legt man fest wie hoch die Abgabe für das jeweilige Gebäude ist, richtet man sich nach dem bedarfsabhängigen oder verbrauchsabhängigen Energieausweis? Wie weit wird sich die Abgabe reduzieren nach der Investition, wird diese Reduzierung von dem theoretischen Zielwert, wie bei der KfW-Förderung, oder von der tatsächlichen Energieeinsparung, abhängig gemacht?
Wie sagt man so schön jedes Haus ist anders.
Unter diesem Link sehen Sie ein Mehrfamilienhaus bei dem durch dämmen der obersten Geschossdecke und Heizkörpernischen der tatsächliche „Gasverbrauch“ um 43,74 % gesenkt wurde.
http://www.henke-daemmtechnik.de/Dach/Projektbeispiel/projektbeispiel.html
Bei diesem Haus liegt die Amortisation doch sehr deutlich unter 35 Jahren.
Einzigster Schwachpunkt sind die jetzt geringeren staatlichen Einnahmen durch Energie- und Mehrwertsteuern bedingt durch den geringeren Verbrauch.
Solche Massnahmen Kosten keine Unsummen und sind ohne eine „exorbitante“ Mieterhöhung von 3 Euro a/m² sehr wohl möglich.
Nur wenn absolut kein Wille vorhanden ist und zudem die geltende Energieeinsparverordnung z. B. im Bezug zur Dämmung von obersten Geschossdecken nicht von staatlicher Seite kontrolliert und auch entsprechend „sanktioniert“ werden, entsteht bei vielen Vermietern natürlich auch kein nachhaltiges Interesse etwas zu verbessern.
Weiterhin wird die Wärmedämmung von Gebäuden sehr oft von selbsternannten Fachleuten schlecht geredet und als wirkunglos bezeichnet.
Startpunkt zur Umsetzung des Projekts in Düren war übrigens die Analyse eines Fachingenieurs .
Ein wirklich „unabhängiger“ Energieberater mit entsprechender Altbauerfahrung und ohne nebenher schnell Abendschulausbildung !
http://www.id-hubrich.de
Jedes Haus ist individuell.
Bei der energetischen Gebäudesanierung gibt sinnvolle und weniger sinnvolle Massnahmen den Energieverbrauch zu senken.
Blinder Aktionismuss gepaart mit pauschalisierung und eine fehlende Analyse führt meistens nicht zum erhofften Ergebniss und ist langfristig gesehen entsprechend teurer und unwirtschaftlich !
Jedes Haus ist individuell. Völlig richtig und damit ist die Diskussion ob Gebäudesanierungen unwirtschaftlich sind, anhand eines Beispiels, völliger Unsinn. Doch gerade das erleben wir häufig in den großen Zeitungen und im Fernsehen. Es gibt Sanierungen, die sehr teuer sind und die Mieter praktisch aus dem Haus jagen. Aber es gibt eben auch Sanierungen, die zur Zufriedenheit aller Beteiligten durchgeführt werden, aber über diese spricht man leider nicht. Gerade das Thema oberste Geschossdecke wird noch zu wenig beachtet, ich werde mich in den nächsten Wochen mal ausführlicher damit befassen.
Zum Punkt Analyse und Individuell:
Anderes Haus, andere Massnahmen,
gleiches Ergebniss.
Mögliche Einsparung am Beispiel eines Einfamilienhauses aus dem Baujahr 1981.
Ohne die Fassade zu berühren 41% weniger Verbrauch möglich!
Die Massnahmen:
Einbau einer Gasbrennwertheizung mit solar unterstützter Warmwasserbereitung, plus Dämmung der Kellerdecke und Austausch der Fenster.
Dies ist das Ergebniss einer detailierten Energieberatung mit Angabe der zu erwartenden Einsparung.
Zu sehen hier als pdf Projektkarte:
http://www.id-hubrich.de/Beispiele_pdf/Projektkarte_BAFA_44.pdf
Bei Mietshäusern zahlt der Mieter ja den überhöhten Verbrauch und nicht der Vermieter.
Viele Häuser entsprechen dabei nicht mal dem Minimalstandard des jeweiligen Baujahres.
Dies gilt auch manchmal bei jüngeren Häusern trotz geltender Wärmeschutzverordnung.
Der jeweilige Wärmeschutznachweis gegenüber dem Bauamt wurde und wird, von manchen Architekten ohne jegliche Überprüfung unterschrieben und als konform eingereicht.
Leider durchaus gängige Praxis.
Hier sollte besonders die Haftung für diese Berufsgruppe umfangreich erweitert werden. Auch müsste überlegt werden bestehende Verjährungsfristen aufzuheben oder empfindlich zu erhöhen.
Ohne Kontrolle und Reglementierung wird sich in den wenigsten Fällen etwas verbessern oder ändern.
Gesetze und Verordnungen ohne jegliche Sanktionierung (EneV) sind wirkungslos.
Gefordert sind natürlich auch die Bauämter, denen es obliegt die Einhaltung der geltenden EneV zu überprüfen.
Ich habe es für mein Mietshaus durchgerechnet nach nur nach 35 Jahre haben such die Investitionen über die Einsparungen bezahlt gemacht. Wenn ich wie gesetztlich erlaubt 11% der Investion auf die Miete umlegen würde müsste ich die Miete um 3€ erhöhen, dann hätte ich aber keine Mieter mehr. Fazit es ist weder für den Mieter noch für den Vermieter wirtschaftlich darstellbar.
Das heißt also Vermieter brauchen Zuschüsse, bzw. einen externen Invester, damit es sich für sie wirtschaftlich rechnet?