Chance für Beteiligung von Mietern an der Energiewende vertan mit der EEG-Novelle
Mir liegt es fern hier alle verpassten Chancen der EEG-Novelle aufzuführen. Wenn es wirklich um den Strompreis der „kleinen Leute“ ginge, könnten viele Maßnahmen helfen, um den Anstieg der EEG-Umlage zu bremsen, oder vielleicht sogar die Umlage zu reduzieren, und gleichzeitig den Ausbau der erneuerbaren Energien fortführen. Dazu hatte ich mich kürzlich erst im Blog Dialog-Energie-Zukunft äußern dürfen und gefragt wo die Bundesregierung eigentlich hin möchte. Wo die EEG-Novellierung hinführen soll, wissen wir jetzt besser, mehr Vorteile und mehr Ausnahmen für die bestehende Energiestruktur und für die Industrie.
Inhalt
Was hat das noch mit Energiewende zu tun?
Die gerade erst begonnene Entwicklung zum lokalen Verbrauch des Stroms aus erneuerbaren Energien oder energieeffizienter Kraft-Wärme-Kopplung wird mit der EEG-Novelle abgewürgt. Dabei wäre dies eine hervorragende Möglichkeit Mieter von der Energiewende mit günstigeren Strompreisen profitieren zu lassen, ohne (oder zumindest deutlich weniger) Förderung in Anspruch zu nehmen und ohne die Netze zu belasten.
So gibt es völlig unterschiedliche Verbände, die sich einsetzen für den Erhalt der Möglichkeit lokal erzeugten Strom direkt zu beziehen, bzw. zu vermarkten.
Wohnungswirtschaft sieht Chancen zur Entlastung von Mietern
Von der Wohnungswirtschaft, die sich für die Entlastung der Mieter einsetzt, hatte ich bereits Anfang März berichtet. Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen fordert daher, dass „der in Gebäuden und Quartieren erzeugte und direkt durch Mieter verbrauchte Strom – wir nennen das Mietereigenstrom – als eine Art ‚virtueller Eigenverbrauch‘ diesem gleichgestellt und von der EEG-Umlage entlastet wird“.
Der GdW sieht diese Regelung als volkswirtschaftlich unbedenklich, auch wenn viele anderes behaupten, denn bei einem starkem Ausbau des Mietereigenstroms kann nur eine Gesamtstrommenge erreicht werden, die bei unter einem Prozent des deutschen Stromverbrauches liegt. Mieter hätten jedoch Vorteile durch günstigeren Strom und der Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und von Erneuerbaren Energien wird unterstützt.
Die vollständige Meldung des GdW, der die dezentrale Energieerzeugung als wichtigen Baustein der Energiewende sieht.
Belastung des Eigenverbrauchs gefährdet Ausbauziele
Der VDI Verein Deutscher Ingenieure sieht die Pläne der Bundesregierung kritisch, Eigenstromerzeuger künftig an der EEG-Umlage zu beteiligen.
„Die Belastungen gefährden die Wirtschaftlichkeit neuer Anlagen. Sie stellen damit auch das Erreichen der Ausbauziele der Bundesregierung für die erneuerbaren Energien in Frage, ohne dass durch die Beteiligung der Eigenstromerzeuger an der EEG-Umlage die Stromkosten für Endverbraucher nennenswert sinken würden“, so VDI-Direktor Ralph Appel.
Vollständige Meldung des VDI.
Benachteiligung von Mietern bei Eigenstrom
Auch der Bundesverband der neuen Energieanbieter, die kein eigenes Stromnetz haben, der bne, sieht in der Umlage auf den Eigenverbrauch einen falschen Weg um die Kosten in den Griff zu bekommen. Die EEG-Reform verhindere zudem ohne jede Not innovative Vermarkungsmodelle für Ökostrom.
Der Geschäftsführer des bne, Robert Busch, fordert daher die Beibehaltung der anteiligen Direktvermarktung für mehr Vermarktung des Strom außerhalb des Marktprämienmodells. Dies werde allerdings durch die Reform erschwert. Dabei fällt keine Förderung an für (lokale und) regionale Ökostrom-Produkte, was die EEG-Umlage entlastet und die Gesamtkosten der Verbraucher reduziert.
Es wird auch kritisiert, dass im Gesetz Eigenversorger auch Betreiber der Anlage sein müssen, der bne sieht darin eine Benachteiligung von Mietern gegenüber Eigentümern. Der bne plädiert daher dafür, bei der Belastung des Eigenstromverbrauchs weiterhin auch Geschäftsmodelle durch wettbewerbliche Anbieter zu ermöglichen. „Es kann nicht im Interesse der Bundesregierung sein, dass nur ein Teil der Bevölkerung direkt von der Energiewende profitieren darf“, betont Busch.
Vollständige Meldung des bne zur EEG-Reform.
Unterschiedliche Verbände betonen Bedeutung des Mieterstroms
Das sind völlig unterschiedliche Verbände, die sich dafür einsetzen, dass Mieter von der Energiewende profitieren können und völlig neue Geschäftsmodelle außerhalb der Förderung erschlossen werden können. Sie setzen sich zudem ein für Modelle, die eine geringere Gesamtbelastung bei den Stromkosten bei gleichzeitigem Ausbau der erneuerbaren Energien bedeuten. Die klassischen Verbände aus dem Umweltbereich habe ich extra nicht erwähnt, auch nicht die geplante Klage der Solarwirtschaft gemeinsam mit dem vzbv.
Auf die Idee für diesen Beitrag bin ich gestern durch die Tweets von Gabi Kostorz, TV-Korrespondentin ARD-Hauptstadtstudio Berlin, und Fabio Longo, Eurosolar, gekommen:
.@GabiKostorz Solardächer auf Mietshäusern sind auch gut für Geldbeutel der #Mieter -> siehe #WohnbauGießen #Solarpreis2013 @mittagsmagazin
— Fabio Longo (@LongoFL) April 9, 2014
Der erwähnten Beitrag des ARD Mittagsmagazins ist hier zu finden. Nachdem ich in dieser Twitter-Diskussion meinen Beitrag zu den ersten Angeboten für Mieterstrom aus dem Dezember 2013 veröffentlicht hatte, machte dieser wohl die große Runde. Noch am Nachmittag war der Beitrag im Branchennewsletter Energiewirtschaft von Xing.
Weitere Beiträge zum Thema:
- enbausa.de: Mieter sollen PV besser nutzen können
- energiezukunft.eu: Solarer Eigenverbrauch wird teurer
- Photovoltaik-Forum Magazin: Im Sinn der Industrie
- blog.stromhaltig.de: Wohneigentumsgemeinschaften und die PV-Anlage auf dem Dach
Sehe ich auch so: http://www.energie-experten.org/experte/meldung-anzeigen/news/solarstrommodelle-fuer-mieter-vor-dem-aus-4366.html
Das Verrückte am derzeitigen Gesetzesentwurf ist, dass zukünftig kein Grünstrom „Made in Germany“ mehr gibt, sondern alles über die Börse verkauft wird.
Das ist ja das Verrückte an dieser Deform des EEG, die Energiewende könnte mehr und mehr funktionieren ohne Förderung. Mehr Menschen könnten heute von der Energiewende durch niedrige Strompreise profitieren, doch das wird verhindert. Die notleidende Industrie muss mittlerweile vom kleinen Stromverbraucher subventioniert werden.
Das unsere Bundesregierung die Energiewende vor die Wand fahren würde war klar.
Das dies nun mit Beteiligung der SPD geschieht . . .
Irgendwie wackelt hier mein Demokratieverständnis!
Ich bin immer noch überzeugt von der Energiewende!
Bezahlbare Energie umweltfreundlich und nachhaltig erzeugt!
Wenn unsere gewählten Volksvertreter dies aber torpedieren und lieber bei ihrer Lobbyarbeit bleiben, hilft dem Volk wohl nur noch der zivile Ungehorsam.
Dann müssen wir eben die „Klimaschutzziele“ der Bundesregierung ohne ihre Unterstützung erreichen und selber für eine bezahlbare Energiewende sorgen.
Wie auch immer!