Blauen-Engel gibt es auch für Photovoltaik-Wechselrichtern
Brauchen auch Photovoltaik-Wechselrichter den Blauen-Engel als Umweltlabel? Ich bin gespannt, ob ich dazu auch Kommentare von Fachleuten bekomme. Wenn man sich die Kriterien ansieht, ist die Vergabe der Auszeichnung jedenfalls sinnvoll.
Um Sonnenenergie möglichst ohne Verluste ins Stromnetz einzuspeisen, braucht es effiziente Wechselrichter. Das Öko-Institut hat nun Kriterien entwickelt, wann diese das Umweltzeichen „Der Blaue Engel“ erhalten dürfen. Sie müssen dafür einen besonders hohen Wirkungsgrad von mindestens 95 Prozent aufweisen. Das bedeutet, dass maximal fünf Prozent der auf dem Dach erzeugten Energie bei der Umwandlung von Gleich- auf Wechselstrom verloren gehen darf. Dieser Umwandlungsprozess ist nötig, damit der Strom ins Netz eingespeist werden kann.
„Jede Kilowattstunde Solarstrom ist kostbar und darf nicht durch unnötige Umwandlungsverluste verschwendet werden“, erläutert Jens Gröger, Projektleiter im Projekt Top 100, die Bedeutung dieser Produktgruppe.
Sonnenstrom für die Energiewende
Solare Energie spielt eine wichtige Rolle, wenn die Pläne der Bundesregierung, bis zum Jahr 2020 35 Prozent der in Deutschland benötigten Energie aus erneuerbaren Energien bereitzustellen, Wirklichkeit werden sollen. Photovoltaik (PV)-Wechselrichter, die den Blauen Engel erhalten wollen, müssen deshalb besonders energieeffizient aber auch schadstoffarm und recyclingfähig sein. So dürfen sie selbst nur sehr wenig Energie für den Eigenbetrieb verbrauchen und müssen dazu beitragen, das Stromnetz zu stabilisieren. Da die Produktion der Solarenergie jahres- und tageszeitbedingt schwankt, müssen Blaue Engel-Wechselrichter Aufgaben im Bereich des Netzmanagements übernehmen.
„Dirty Four“ – Weniger Schadstoffe im Haus
Modelle, die sich für den Blauen Engel qualifizieren, müssen auf problematische Stoffe wie Blei, Cadmium, Quecksilber und sechswertiges Chrom verzichten. Die Hersteller verpflichten sich freiwillig, diese Stoffe nicht in Gehäuse oder Elektronik einzusetzen. Sie entsprechen damit der EU-Richtlinie zur Beschränkung der Verwendung bestimmter gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten (RoHS), die derzeit noch nicht verpflichtend für Photovoltaikprodukte gilt.
Lärm, Garantie, Recycling – neue Anforderungen
Auch weitere Qualitätsaspekte, wie ein besonders leiser Betrieb und ein kostenfreier Garantie- und Recyclingservice, müssen die künftigen Anwärter auf den Blauen Engel erfüllen. So dürfen die Geräte einen maximalen Schallleistungspegel von 55 dB(A) nicht überschreiten. Hersteller müssen defekte Teile innerhalb der fünfjährigen Garantiefrist durch einen kostenfreien Vor-Ort-Service innerhalb von 48 Stunden austauschen sowie kaputte Wechselrichter unentgeltlich zurücknehmen.
„Die Kriterien sind bestens geeignet, dass Investoren von Solaranlagen besonders energieeffiziente und umweltfreundliche PV-Wechselrichter im Markt erkennen können“, fasst Gröger zusammen. „Damit setzen sich beste Geräte durch und tragen nicht zuletzt dazu bei, dass die Anlagen auch wirtschaftlich arbeiten.“
PROSA – Methode für die Kriterienentwicklung für Umweltkennzeichnung
Für die Ableitung von Vergabekriterien für das Umweltzeichen „Der Blaue Engel“ prüfen die am Forschungsprojekt beteiligten Institute gemäß ISO 14024, welche Umweltauswirkungen für die potenzielle Vergabe eines Klimaschutz-Umweltzeichens relevant sind. Neben dem Energieverbrauch und dem Treibhausgasausstoß werden weitere wichtige Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte analysiert wie die umweltgerechte Produktion, die Schadstofffreiheit, der Gesundheits- und Arbeitsschutz, die Reparaturfreundlichkeit oder die Recyclingfähigkeit.
Grundlage für die Kriterienentwicklung ist jeweils eine Nachhaltigkeitsanalyse mit der vom Öko-Institut entwickelten Methode PROSA (Product Sustainability Assessment). Ausgehend von einer Marktanalyse beinhaltet PROSA eine vereinfachte Ökobilanz an repräsentativen Produkten, die Berechnung typischer Lebenszykluskosten und eine Nutzenanalyse der Produktgruppe. Entlang des Produktlebensweges werden Nachhaltigkeitsaspekte untersucht, die besonderen Hot-Spots des Produktes identifiziert und daraus Vergabekriterien abgeleitet.