Nochmal Solarenergie-Förderung und der Strompreis
Jetzt habe ich schon mal angefangen mit der Diskussion über die Solarstrom-Einspeisevergütung und die Auswirkungen auf den Strompreis, dann muss ich auch weiter machen. Gestern habe ich noch gefragt, ob die Solarindustrie schon den Marktkräften überlassen werden kann. Heute habe ich zwei weitere interessante Beiträge zu diesem Thema entdeckt. Diese zeigen, dass die öffentliche Diskussion dringend korrigiert werden muss und sich nicht auf die Kosten durch die höhere EEG-Umlage verengen darf.
Auf dem Portal für strategischen Konsum, Utopia, erklärt Martin Unfried, dass die Diskussion um die Kosten der Erneuerbaren Energien völlig falsch läuft. Die Verengung der Diskussion auf die EEG-Umlage ist falsch, so Unfried, denn die Preisbildung auf dem Strommarkt ist viel komplexer und der Strom wäre heute nicht 3,5 cent günstiger ohne EEG-Förderung. Zudem hat die EEG-Umlage entscheidende Konstruktionsprobleme:
In der theoretischen Welt der Berechnung bedeuten sinkende Preise an der Strombörse auch eine höhere EEG-Umlage. Das ist eigentlich gut für den Kunden, aber schlecht für das Image der Erneuerbaren. Die Netzbetreiber haben dabei kein eigenes Interesse an hohen Verkaufserlösen des EEG-Stroms, da sie die höheren Kosten über die Umlage bequem durchreichen können. Die Umlage wird auch maßgeblich von Privathaushalten und kleinen Unternehmen gezahlt. Strom intensive Betriebe zahlen kaum was. So lautet auch die eigentliche soziale Frage:
Warum finanzieren die größten Verbraucher den Ausstieg aus der schmutzigen Energie nicht mit?
Zur Zeit läuft die Diskussion immer nur um die Kosten, nicht aber um die Vorteile, denn der Strom aus erneuerbaren Energien hat auch preissenkende Wirkungen und jeder Euro für erneuerbare Energien ist eine Investition in die Zukunft.
Passend dazu hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW) eine Information veröffentlicht, dass der Anstieg der Strompreise künftig kaum durch erneuerbare Energien getrieben wird.
Ohne den Ausbau erneuerbarer Energien würde der Börsenpreis künftig deutlich stärker steigen. Zugleich sind als Folge der Einspeisevergütung für erneuerbare Energien bis 2020 nur noch geringe Strompreiserhöhungen für Haushalte zu erwarten. Dies ist das Ergebnis einer heute veröffentlichten Studie des DIW Berlin.
Nach einer Modellrechnung des DIW Berlin wird sich der Preis an der Strombörse von 2010 bis 2020 inflationsbereinigt nur um 11 Prozent auf 4,9 Cent pro Kilowattstunde (kWh) erhöhen – trotz steigender Preise für Brennstoffe und CO2-Zertifikate. Ohne den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien wäre hingegen ein deutlich stärkerer Anstieg um 20 Prozent zu erwarten. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wird sich bis 2020 mehr als verdoppeln. Die EEG-Umlage als Teil des Verbraucherpreises wird dann jedoch mit 3,64 Cent pro Kilowattstunde nur wenig höher sein als heute.
Hauptgrund ist das Absenken der Einspeisevergütung für neue Anlagen durch die sogenannte Degression. Da zudem für jede Anlage feste Beträge als Einspeisevergütung gezahlt werden, sinkt ihr realer Wert aufgrund der Teuerung. Die Modellrechnung des DIW Berlin geht außerdem davon aus, dass wirksame Maßnahmen gegen die derzeitige Überhitzung bei Solarstrom ergriffen werden. Des Weiteren wird vorausgesetzt, dass sich der privilegierte Verbrauch stromintensiver Unternehmen nicht weiter erhöht und dass es zu keinen wesentlichen Belastungen durch das sogenannte Grünstromprivileg für bestimmte Stromhändler kommt.
Aus Sicht der DIW-Experten sollte die Förderung nach dem EEG auf jeden Fall beibehalten werden, wenn auch die Vergütungssätze insbesondere für PV-Anlagen noch deutlich vermindert werden können. Langfristig muss sich die Einspeisung jedoch stärker an den Bedarf der Verbraucher anpassen.
Für die weitere Entwicklung erneuerbarer Energien ist es zudem wichtig, dass Stromnetze und Energiespeicher ausgebaut werden. Die Auswirkungen auf die Stromverbraucher sind insgesamt stark von den Marktbedingungen abhängig. „Die Strompreissteigerung kann deutlich vermindert werden, wenn der Wettbewerb funktioniert und somit die geringeren Börsenpreise auch an die Verbraucher weitergegeben werden“, so die Ko-Autorin Prof. Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung EVU am DIW.
Die Studie des DIW: „Strompreise: Künftig nur noch geringe Erhöhung durch Erneuerbare Energien.“ (pdf)