Blockheizkraftwerken gehört die Zukunft
Gastbeitrag von Christian Märtel, www.heizungsfinder.de , als viertem Teil einer Serie von Artikeln zum Thema Heizung (weitere Beiträge sind willkommen).
Herkömmliche Großkraftwerke sind nicht nur schwerfällig. Sie haben auch einen sehr niedrigen Wirkungsgrad um die 40 Prozent. Einen Großteil der eingesetzten Energie verpufft als Abwärme nutzlos in der Luft. Viel effizienter sind Blockheizkraftwerke. Sie produzieren Strom und Wärme und erzielen so Wirkungsgrade von bis zu 90 Prozent. Ein umfassender Klimaschutz ist ohne Kraft-Wärme-Kopplung also gar nicht denkbar.
Abkopplung von Großkonzernen
Noch etwas unterscheidet Blockheizkraftwerke von atomaren oder fossilen Großkraftwerken. Sie sind für eine dezentrale Energieversorgung gedacht. Kein aufwändiger Transport von der Großanlage über endlos lange Rohrleitungsnetze – die Energie wird gleich vor Ort verbraucht: in Industriegebieten, Schulen oder Krankenhäusern. Auch das ist ein klarer Pluspunkt.
Blockheizkraftwerke könnten in den nächsten Jahren auch die private Energieversorgung revolutionieren. Der Hamburger Energieanbieter Lichtblick und VW wollen dafür sorgen, dass Kraft-Wärme-Kopplung auch in Einfamilienhäusern genutzt wird. Der Wolfsburger Autobauer plant die Massenproduktion von Mini-Blockheizkraftwerken, die in den Hauskeller passen. Sie werden von einem VW-Gasmotor angetrieben und haben eine elektrische Leistung von 20 Kilowatt. Lichtblick übernimmt den Vertrieb der „Zuhause-Kraftwerke“, die zu einem großen virtuellen Gaskraftwerk vernetzt werden sollen. Das kann als Kampfansage an die etablierten Stromkonzerne verstanden werden. Für Hauseigentümer, die ihre betagte Ölheizung sowieso auswechseln möchten, ist dieses Modell sicherlich attraktiv. Es sollen auch schon mehrere tausend Anfragen eingegangen sein. Die Massenproduktion bei VW startet in diesem Jahr. Geeignet sind die Kellerkraftwerke in erster Linie für Mehrpersonenhaushalte mit hohem Energieverbrauch.
Unabhängigkeit ist bezahlbar
Die Kosten für das Mini-Blockheizkraftwerk schätzt Lichtblick auf 5000 Euro für die Installation und die Entsorgung des alten Heizkessels. Wartung und Reparaturen sind für einen monatlichen Grundpreis von 20 Euro zu haben. Darüber hinaus muss der Lichtblick-Kunde ausschließlich die von ihm verbrauchte Wärme bezahlen. Der Preis richtet sich dabei nach dem Gaspreisindex, den das Statistische Bundesamt ermittelt. Dafür bekommen die Kunden fünf Euro monatliche Kellermiete und 0,5 Cent für jede ins Stromnetz eingespeiste Kilowattstunde.
Lichtblick ist hierzulande der größte unabhängige Ökostromanbieter und drängt mit einer 5-Prozent-Biogas-Beimischung mittlerweile auch in den Wärmemarkt. Mit den Blockheizkraftwerken baut das Unternehmen sein Geschäftsmodell weiter aus. Die Idee, Kraft-Wärme-Kopplung in die Privathaushalte zu bringen, erweckt sicherlich mehr Vertrauen als die Haus-Atommeiler eines US-amerikanischen Herstellers. Dessen Mini-Reaktor produziert genau so Atommüll wie seine großen Brüder in Biblis oder Brunsbüttel.
In Dänemark, Finnland und den Niederlanden übernehmen Blockheizkraftwerke schon zwischen 35 und 50 Prozent der landesweiten Stromerzeugung. Deutschland hinkt, laut Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung, da mit rund 11 Prozent deutlich hinterher, allerdings sind nach einer Studie des Bremer Energie-Instituts 57 Prozent möglich. Allein die kleinen und mittleren Blockheizkraftwerke, die hierzulande seit 2002 installiert wurden, können jetzt schon drei Großkraftwerke ersetzen. Das hat der Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung ausgerechnet.
Attraktiv durch staatliche Zuschüsse
Blockheizkraftwerke werden vom Gesetzgeber durch das seit 2002 geltende Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz gefördert. Das funktioniert im Prinzip wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Die örtlichen Netzbetreiber müssen den Strom aus Blockheizkraftwerken mit einer festgelegten Einspeisevergütung honorieren. Zur Zeit liegt sie bei 5,1 Cent pro Kilowattstunde für kleine Anlagen bis 50 Kilowatt. Seit einer Gesetzesnovellierung im Jahr 2009 gilt die Vergütung nicht mehr nur für eingespeisten Strom, sondern auch für privat verbrauchten. Wenn ein Biokraftstoff wie zum Beispiel Rapsöl genutzt wird, kann die Einspeisevergütung sogar bis auf 21 Cent pro Kilowattstunde klettern.
Blockheizkraftwerke werden üblicherweise von Verbrennungsmotoren oder Gasturbinen angetrieben. Mit dem KWK-Gesetz soll aber auch die Brennstoffzellentechnik voran gebracht werden, denn für Blockheizkraftwerke ist ebenso Wasserstoff geeignet. Wasserstoff wird als alternativer Energieträger für eine klimaverträgliche Energieversorgung gehandelt. Die Entwicklung im KWK-Bereich steht aber noch am Anfang.
Diese Kraftwerke sind eher für Mehrfamilienhäuser gedacht.. Für neue Niedrigenergie-EFH sind diese Anlagen etwas überdimensioniert – da hast du recht.
Ob diese sogenannten Mini-Blockheizkraftwerken passend für ein durchschnittliches EFH sind wage ich zu bezweifeln. Wo doch schon ein Handelsüblicher 15kW Kessel meist überdimensioniert ist, von Neubauten mal ganz zu schweigen. Selbst mit großem Pufferspeicher wird so ein Mini-Blockheizkraftwerken im EFH nicht annähernd auf rentable Laufzeiten kommen.