Welchen Stellenwert hat Energieeffizienz in Deutschland?
Wenn ich sehe, dass Artikel über Photovoltaik viel mehr Leser finden als über energiesparende Häuser oder andere Beiträge zum Thema Energieeffizienz und, dass zu lesen ist, dass die Bundesregierung kaum Interesse an Energieeffizienz hat, muss ich mich doch fragen, welchen Stellenwert hat die Energieeffizienz in Deutschland?
Heißt das, dass Energieeffizienz nicht attraktiv ist? Dabei ist doch Energieeffizienz eine große, nicht zu vernachlässigende Energiequelle. Jede kWh, die nicht gebraucht wird, muss nicht produziert werden. Und über Strom, der nicht gebraucht wird, muss auch nicht über die Erzeugung gestritten werden.
Ist Energieeffizienz also allgemein anerkannt und deshalb wenig umstritten? Will also jeder Energieeffizienz? So ist es auch nicht, Energieeffizienz ist sogar heftig umstritten, wie z.B. beim Verbot der Glühlampen, die mangelnde Akzeptanz des Energieausweises oder der Versuch Energieeffizienz in Unternehmen gesetzlich vorzuschreiben.
Es scheint vielmehr zu sein, dass das Potential der Energieeffizienz unterschätzt und gar mistrauisch betrachtet wird, wenn sie gesetzlich vorgeschrieben wird. Wenn im Energiebereich Geld gespart werden soll, dann meist nur über den Wechsel des Anbieters und seltener durch Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz.
Ich halte Energieeffizienz für wichtiger als jede Diskussion über die Stromerzeugung, denn das Einsparpotential durch Effizienz-Maßnahmen ist riesig. Das Problem ist aber, dass Energieeffizienz durch mehr Verbraucher wieder zunichte gemacht wird.
Was denken Sie, lieber Leser? Wird das Potenzial von Energieeffizienz unter- oder überschätzt? Was kann man tun, damit Energieeffizienz mehr beachtet wird?
Eigentlich ist Energieeffizienz DAS HERZSTÜCK der Energiewende. Einige Hemmsnisse sind jedoch auch klar: Die Umstellung ist teuer. Wenn eine Produktionstätte vor 10 Jahren gebaut wurde und noch 10 Jahre benutzt werden soll, dann soll sich das rentieren, anstelle neuer Investitionen. Ein Haus zu sanieren ist ebenfalls erst für einen gewissen Mittelstand möglich. Konsumgüter könnten gesetzlich effizient werden müssen und neue Anlagen ebenfalls. Wer kennst sich aus mit den untergrabenen Energieeffizie-Gesetzen?
Ich freue mich über die Kommentare
Ich finde, dass es noch viel zu schwierig ist, seinen Energieverbrauch zu messen. Na klar kann man einen Zähler von Conrad oder Tschibo vor eine Steckdose klemmen, aber bis man das für jede Steckdose gemacht hat… und wenn dann mal ein Verbraucher nicht an war…
Ich habe mir den Energiezähler von ELV zugelegt, mit dem man die Daten direkt auf seinem Stromzähler abgreifen kann. Aber die „Auflösung“ von dem ELV Energiemonitor ist nicht gut genug. Entweder 0, 160, 320, 480 Watt… usw. Da kann man den Unterschied, den ein Verbraucher macht, nicht sehen. Die Smart Meter (Intelligente Stromzähler) sind da hoffentlich besser, aber da geht ja der Grundpreis gleich 4-5 EUR im Monat nach oben… dafür kann ich ne Menge Strom kaufen.
Damit will ich nicht sagen, dass man nichts machen kann. Schon allein mit einm Stift und Zettel und einmal die Woche ablesen kann man sehr gut sehen, was im Haushalt läuft und ob Veränderungen etwas bringen. Aber wenn man die „groben Sachen“ getan hat muss man ans Eingemachte… ich kann vielleicht noch zwischen 200 und 300 kWh/Jahr sparen, aber das sind auch die Kosten für das Smart Meter…
Der Link ist sehr gut, vielen Dank. Glaube nicht, dass Frau Merkel sich jemals hinstellen wird und sagen wird „Energieeffiziente Gebäude sind sexy“.
Was auch wirklich „stupid“ ist, ist dass Investoren von Wohngebäuden sich an der erzielbaren Kaltmiete orientieren, oder dass Mietkosten immer noch anhand der Kaltmiete verglichen werden. Als ob Wohnungen kalt vermietet werden, es gibt immer noch viele Wohnungen die werden nicht warm. Nur die Warmmiete kann wirklich verglichen werden, jeder möchte es warm haben.
@Andy: Ja, das ist tatsächlich ein „Problem“ aber es ist „stupid“! Wie man richtig rechnet wissen die Ökonomen ganz genau: Lebenszykluskosten. Aber immer noch verfallen zu viele auf die Verlockungen des schnellen Geldes – um dann alles zu verlieren, weil sie eben nicht skrupelos genug dazu sind – bzw., weil eben nicht alle so viel Geld machen können – irgendwer muss auch den realen Wertzuwachs erzeugen. Übrigens noch mal um Thema „sexy“, ich glaube nicht, dass Obama diesen Blog hier liest, aber er scheint genau dazu Stellung zu nehmen (:-) Obama: http://bit.ly/5Fnbj5
Dieser Text zeigt, Energieeffizienz ist in der Industrie zumindest stark im kommen: http://www.industrie.de/industrie/live/index2.php?menu=1&submenu=1&object_id=32160959 .
Das Problem ist meist, dass die späteren Betriebskosten meist nicht zu den Investitionskosten hinzugerechnet werden. Dann werden Investitionen, wie Passivhäuser wirtschaftlich richtig attraktiv und kein Mensch wird mehr versuchen gerade noch die EnEV hinzuschummeln – wie es meistens bei privaten oder gewerblichen Bauten vorkommt. Ich erschrecke immer wieder wie wenig die Energieeffizienz des Gebäudes interessiert, hauptsache die Anforderungen werden irgendwie erfüllt.
@Kurt: Wer baut schon sein Haus selbst? – Und wer das tut, der ist i.a. auch erreichbar. 100% müssen es nicht sein, um 85% reichen. Und alle anderen? Die ziehen einen Architekten, einen Ingenieur, … hinzu. Und dann ist es eine Frage des Wissens und Könnens dieses Professionalisten – wir bauen heute ja auch überall Sperrschichten gegen aufsteigendes Wasser ein. Warum nicht Dreischeibenverglasung mit der selben Selbstverständlichkeit? 2->Wschutz-Argon sind ja jetzt schon allgemein üblich: noch 1992 haben Konzerne den Untergang des Abendlandes heraufbeschworen, als Töpfer das einzuführen angekündigt hat: Und er hat es trotzdem durchgesetzt.
Ja, natürlich braucht es am Ende auch Bewusstsein (Sonst kein wirkliches Sein). Und ich gehe einig, dass das eine Weile dauert. No Problem: Aber diese Weile müssen wir haben; Passivhäuser und andere Effizienztechnologien werden helfen, diese Zeit noch zu haben. Wenn es wirklich ums bewusste „Sparen“ ginge (verbunden mit Askese, was ja nichts abwertendes ist), dann würde ich schwarz sehen.
Genieße also das sexy Passivhaus; und wenn es nicht als solches empfunden wird – hmmm – den Architekten würde ich nicht weiter empfehlen (:-).
@Wolfgang Feist: Ein Passivhaus ist wenig sexy. Das kann ich behaupten, weil ich seit 6 Jahren in einem wohne. Und ich bin sehr zufrieden damit, aber es ist eben nichts sooo besonderes. Für die Masse der Leute hat es keinen besonderen Reiz, weder von außen, noch von innen. Und es ist nicht in 3 Worten erklärt und damit für viele schon kompliziert, weil doch vom Althergebrachten abweichend. Auch gibt es viele verschiedene Ausführungen, Passivhaus ist ja nicht gleich Passivhaus, man kann es nicht auf den ersten Blick als solches erkennen. Und meiner Meinung nach sollte jedes neue Haus ein Passivhaus sein.
Aber wenn es nicht die Lebenseinstellung ist, warum nicht jeder ein Passivhaus baut, was ist es dann? Nur Unwissenheit?
@Andy: Früher hat man „Energie sparen“ gesagt und festgestellt, dass sparen nicht attraktiv ist. Also nennt man es jetzt Energieeffizienz. Wird aber trotzdem noch vielfach mit Verzicht verbunden, auch wenn es gar nicht stimmt. Aufklärung kann da helfen. Aber rein sachliche Argumente werden zuwenig sein. Es muss ein Bewusstsein geschaffen werden. Ich bin schon überzeugt, dass es nur über eine langfristige Lebenseinstellung gehen wird. Energieeffizient handeln muss cool werden.
Zitat: @Wolfgang Feist: Passivhäuser kann man sehen und anfassen, aber man sieht es als Laie nicht auf den ersten Blick wo ein Passivhaus steht. Warum werden immer noch so wenige Passivhäuser gebaut? Für viele Bauherren ist die Investition einfach zu teuer und viele Bauherren, vermutlich die Mehrheit, kümmern sich immer noch nicht um die Energieeffizienz des Gebäudes.
Viele Fragen in einer:
1) Als Laie sieht man es nicht: Ist das nicht gut so? Das muss selbstverständlich werden!
2) Warum so wenige? Sooo wenige sind es gar nicht. Böse Antwort: Es könnten noch mehr sein, wenn diese dummen Unterstellungen aufhören. Etwas freundlicher Formuliert: Die ständige Frage nach den „obstacles“ erzeugen den Eindruck, als ob etwas nicht ok wäre mit der Sache an sich.
3) Teuer? Wieso? Schon mal nachgerechnet? Es gibt Dinge, die sind viel teurer. Z.B. 20 Jahre lang die Ölrechnung bezahlen (:-).
4) Und sich bitte nicht täuschen: Heute bauen wir durchschnittliche Neubauten mit um 90 kWh/(m²a) (natürlich ist das viel zu schlecht). Aber vor 25 Jahren waren es noch mehr als 200 kWh/m²a. Effizienz hat unseren Verbrauch im Ganzen (Statistik der EU) um etwa 30% seit 1980 verringert (verglichen mit der Entwicklung ohne Effizienz). Dass wir das alles auch noch viel besser können: Ganz sicher. Dass es heute schon der bedeutendste Einzelbeitrag ist (sogar bedeutender als das Erdöl), das wissen die wenigsten.
5) Passivhaus-Technologie wird viel häufiger angewendet, als viele glauben: Auch schon bei einfachen Fensterwechseln im Altbau.
Mit diesem Beitrag wollte ich provozieren und das ist mir gelungen, wenn ich mir die Anzahl der Kommentare anschauen. Ich halte das Potential von Energieeffizienz in Gebäuden, Haushalten, im öffentlichen Raum und in der Industrie für sehr, sehr groß. Aber was ich mich Frage, ist warum nur ein Bruchteil davon umgesetzt wird.
In Photovoltaik werden große Geldbeträge investiert, in Erwartung einer guten Rendite. In Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz wird weniger investiert, oder irre ich mich?
@Wolfgang Feist: Passivhäuser kann man sehen und anfassen, aber man sieht es als Laie nicht auf den ersten Blick wo ein Passivhaus steht. Warum werden immer noch so wenige Passivhäuser gebaut? Für viele Bauherren ist die Investition einfach zu teuer und viele Bauherren, vermutlich die Mehrheit, kümmern sich immer noch nicht um die Energieeffizienz des Gebäudes.
@Kurt: Energieeffizienz ist fälschlicherweise noch zu oft mit Verzicht verbunden. Hilft da nur Aufklärung?
@Kurt : Quark. Passivhaus kann man schon shen, anfassen, erleben – und es ist sexy.
Man kann es natürlich als kompliziert verunglimpfen. Hilft aber nichts, denn es wird trotzdem gebaut.
Dazu braucht es keine veränderte Lebenseinstellung. Nur den Gebrauch von Vernunft (ja, das allerdings schon). Wenn die Aussage also ist, Vernunft sei heute nicht gefragt – nun denn, da mag schon was dran sein. Aber das werden wir ändern müssen, und dafür steht es derzeit gar nicht so schecht: Bush ist gerade gescheitert und Sarah Palin macht wirklich keine gute Figur. Nicht mal sexy.
Die wesentlichen Dinge sind schon gesagt.
Energieeffizienz ist in der Tat unsexy.
Weil man sie meistens nicht sieht – PV, Solar, Hybrid usw. kann man viel besser herzeigen.
Weil es meistens mit „etwas nicht tun“ verbunden ist – genauso attraktiv wie Nichtrauchen für einen Raucher.
Weil es „vernünftig handeln“ bedeutet – so wie nicht zu viel Fett essen, nicht zu viel Alkohol trinken.
Weil es zu komplex ist. Energieeffizienz kann sehr, sehr vieles sein. Menschen lieben einfache, klar zu durchschauende Lösungen (sie müssen zumindest glauben sie zu durchschauen).
Es genügt nicht zu sagen, wer nicht energieeffizient handelt ist zu blöd dafür.
Meiner Meinung eine Frage der Lebenseinstellung, und die ändert man nicht von heute auf morgen.
Irgendwann wird es schon noch cool werden Energie nicht zu verschwenden.
Wieso ist Energieeffizienz nicht sexy? Hört Euch mal Günter Lang oder Stephan Oehler zu diesem Thema an – ich zitiere das hier nicht, weil ich das für ohnehin vorgeschoben halte.
Aber: Solange es mit Verzicht in Verbindung gebracht wird – wie in einigen Kommentaren – erzeugt man natürlich so ein Gefühl. Überhaupt: Es gibt starke Gegner, und die argumentieren emotional: „Müssen Passivhäuser hässlich sein?“ – Das einzige, was hier hässlich ist, ist diese gesamte Assoziation. Wer Augen hat, kann sehen, dass Energieeffizienz nicht hässlich ist. Das ist wieder nur ein Vorwand, sich damit nicht beschäftigen zu müssen.
So: Und jetzt sind wir beim Kern der Sache. Energieeffizienz muss man erst einmal verstehen. Und da hapert es bei vielen Zeitgenossen – sie sonnen sich in ihrer physikalischen Ignoranz. In sich kulturell hochstehend denkenden Kreisen (sic) war es schon immer „in“, in Mathe eine 5 gehabt zu haben. Vielleicht müssen die sich einmal klar machen, dass sie damit zwar nicht die Kultur, aber die Zivilisation an die skrupellosesten Geldschneider ausliefern. „Energiekonzerne beherrschen die Welt“ – ja, aber doch nur so lange, wie wir sie herrschen lassen. In selbst gewählter Ignoranz.
So schwierig ist Energieeffizienz nun nämlich auch wieder nicht. Na gut, man muss schon lernen, wie man das plant. Dazu gibt es reichhaltige Kursangebote – Schwimmen muss man auch lernen. Und Geige spielen ebenso. Ist das sexy? Ja, es ist sexy, wenn man erst weiß, wie es geht.
Ich denke persönlich, dass Energieeffizienz deshalb kaum Beachtung findet, weil schlicht und einfach unsexy und schlecht vermarktbar ist. Bsp. erneuerbare Energien: hier können – sowie Firmen, Bundesregierung als auch NGOs – prima Werbung machen und Kampagnen fahren. Weil: Es ist neu, es bringt Jobs, Geld und ist innovativ. Energieeffizienz? Da ist man schnell bei „verzichten“ und Einschränkungen angekommen in der Diskussion (was in Wirklichkeit natürlich nicht so sein muss). Das lässt sich schlecht vermarkten.
Ich freue mich über die Kommentare. Das zeigt, dass sich einige doch darüber Gedanken machen.
Energieeffizienz sieht man nicht, und kann man nicht vorzeigen. Das scheint ein Problem daran zu sein. Strom- und Hiezungsrechnungen kann man auch nicht vergleichen, jeder hat andere Vorraussetzungen.
Wie Proisel über die Energiesparlampe schreibt, wird die Diskussion oft von Vorurteilen und alten Meinungen bestimmt.
@Ingrid, werden die Diesel-Fahreuge mit 4,5 l Verbrauch beworben und verkauft oder orientiert man sich weiter an Hubraum und Leistung des Fahrzeugs?
Vielleicht fällt uns auch noch mehr ein, wie wir Energieeffizenz attraktiver machen können. Wichtig ist, dass wir darüber diskutieren und das Thema an sich stärken würden. Vielleicht schreiben ja noch andere Blogs darüber, mit Verweis auf meinen Artikel.
Energieeffizienz ist unsichtbar. Photovoltaik-Anlagen sieht man hingegen schon von weitem glitzern… .
Allgemein scheint es, dass „coole“ neue Technik einfacher Verbesserung des bestehenden vorgezogen wird.
Man nehme die neuen super sparsamen Diesel-Fahrzeuge der deutschen Hersteller (4,5l und das für große Fahrzeuge). Aber nein, nicht modern genug, es muss ein Hybrid sein.
Was können wir tun? Weiter Werben, erklären, es selber umsetzen.
also sparsamkeit wird immer auch mit einem qualitaetsverlust betrachtet. zum beispiel energiesparlampen. da denken viele an kaltes, fahles licht, welches erst minuten nach dem anschalten eine akzeptable helligkeit erreichen. dabei ist dort auch viel passiert.
als mir letztens eine energiesparlampe zu bruch ging, hab ich zwischenzeitlich meine letzte 100watt gluehbirne rein gedreht und mir im baumarkt eine neue energiesparlampe gekauft.
ich war bei der 100watt gluehbirne von der helligkeit beeindruckt, weil die alte energiesparlampe doch nicht wirklich hell wurde und das auch sehr langsam. als ich dann die neue energiesparlampe reingedreht habe, hab ich kaum einen unterschied zur 100 watt gluehbirne gesehen!
das sind etwa 3 jahre entwicklung, denn damals hab ich fast alle alten gluehbirnen gegen energiesparende ausgewechselt.
wassersparen, stromsparen etc. geht meist ohne qualitaetsverlust und manchmal auch mit -gewinn.
ein herd muss eigentlich nicht vorgeheizt werden, nirgens muss licht brennen, wo man sich nicht aufhaelt, im pc gibt es modi, die auch seinen stromverbrauch reduzieren, stoßlueften verbessert das raumklima und strapaziert die heizung nicht so etc etc.
am haus kann man als gemeiner mieter ja eigentlich nie was machen. vllt ließt das deshalb kaum einer. und die spartipps kennen die meisten doch.