Contracting ermöglicht neue Energieversorgung ohne Investition durch Gemeinde
Die badische Gemeinde Weingarten hat im Oktober die energieeffizient modernisierte Walzbachhalle eingeweiht. Mit der Firma Siemens übernahm ein Contractor die Finanzierung der Energieversorgung. Die Gemeinde benötigte so keine eigenen finanziellen Mittel für die neue Gebäudetechnik der Mehrzweckhalle mit Schwimmbad. Das Energieeinsparkonzept und die Contracting-Idee stammen von der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg. Angesichts knapper Haushaltskassen verringern Contracting-Modelle den Investitionsstau im kommunalen Gebäudebestand.
Der Contractor Siemens investiert rund eine Million Euro in neue Beleuchtungs- und Lüftungsanlagen, Warmwasserbereiter und eine 250 kW Holzhackschnitzelanlage und refinanziert sich innerhalb von 15 Jahren über die garantiert eingesparten Energiekosten. Die Gemeinde verwendet die durch das Energieeinspar-Contracting freigewordenen Haushaltsmittel für die Sanierung der Gebäudehülle. Dazu gehören umfangreiche Wärmeschutzmaßnahmen und die Dachsanierung. Im Zuge der Sanierungsarbeiten installierte die Kommune zusätzlich eine 1.500 m2 große Photovoltaikanlage. Durch die Kombination der neuen Gebäudetechnik und der umfassenden Wärmeschutzmaßnahmen ergibt sich eine Halbierung der Energiekosten auf 72.000 Euro. Der CO2-Ausstoß der Walzbachhalle vermindert sich ebenfalls etwa um rund 400 Tonnen pro Jahr auf die Hälfte.
Für die 1965 erbaute Halle bestand dringender Sanierungsbedarf. Die KEA erarbeitete ein Konzept für die Modernisierung der Gebäudehülle und der Hallentechnik. Die landesweit tätige Klimaschutz- und Energieagentur hat dieses Konzept zusammen mit der Verwaltung dem Gemeinderat zur Abstimmung vorgelegt. Nach dessen Zustimmung führte die KEA eine EU-weite Ausschreibung durch, bei der die Firma Siemens als Contractor mit den besten Konditionen den Zuschlag erhielt. Nach der Wahl des Contractors kontrolliert die KEA Planung und Ausführung im Auftrag der Gemeinde.
Durch energieeffizientes Sanieren kommunaler Gebäude können Städte und Gemeinden erhebliche Energiekosten einsparen und den CO2-Ausstoß verringern. Bei einem Contracting-Projekt mobilisieren Kommunen Kapital externer Anbieter für Investitionen in den eigenen Gebäudebestand und gewinnen Know-how für die Optimierung der Anlage. Die wirtschaftlichen Interessen des Contractors an einer hohen Energieeffizienz erschließen direkt die wirtschaftlichen Klimaschutzpotenziale und verringern den
Investitionsstau in öffentlichen Gebäuden. So hat die KEA allein 2008 bereits 9,8 Millionen Euro an Investitionen durch Contracting-Projekte ausgelöst. Die von der KEA in den letzten zwei Jahren begleiteten Contracting-Projekte sparen jährlich rund 5.900 Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid ein.
Als neutraler Berater unterstützt die KEA öffentliche und private Gebäudeeigentümer dabei, Contracting-Projekte anzustoßen, indem sie Primärdaten erhebt und bewertet, das Vergabeverfahren durchführt und Angebote technisch und wirtschaftlich analysiert. So können Verwaltungen trotz geringer Eigenmittel Sanierungsinvestitionen auf den Weg bringen. Die Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH hat in den vergangenen zehn Jahren zahlreiche Contracting-Projekte initiiert und begleitet. Ein ausführlicher Leitfaden sowie ein Flyer können unter www.kea-bw.de/contracting heruntergeladen werden.