Solare Vollversorgung mit Großkraftwerken
Ein Artikel aus der aktuellen Ausgabe der Spektrum der Wissenschaft wird zur Zeit viel diskutiert in vielen Blogs. Es geht um eine Vollversorgung der USA durch Solarenergie und damit eine Unabhängigkeit von Ölimporten. In dem Artikel wird mit dem „Solar Grand Plan“ aufgezeigt wie es möglich ist, dass die USA bis zum Jahr 2050 ihren Strombedarf zu 70% und den Gesamtenergiebedarf zu 35%, inklusive Transport- und Verkehrswesen, mit Solarenergie decken können. Und wenn noch Wind-, Bio- und geothermische Energie hinzu gezogen werden, könnte eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien erreicht werden.
Durch gwegner.de habe ich endlich begonnen auch einen Artikel dazu schreiben. Aber ich wundere mich immer noch, warum der Artikel und damit das Thema Solarenergie jetzt auf einmal breit diskutiert wird. Das geht sogar so weit, dass jetzt auch bei Spiegel Online ein Artikel über den Beitrag von Spektrum der Wissenschaft erschienen ist. Schließlich ist die Nutzung der Solarenergie nichts neues.
Nach dem „Solar Grand Plan“ müssten bis zum Jahr 2050 Photovoltaikmodule insgesamt 3000 Gigawatt Leistung erzeugen. Dazu müssten Module mit einer Gesamtfläche von rund 80.000 Quadratkilometern installiert werden. Zusätzlich müssten Speichertechnologien, wie Batterien und Druckluftspeicher, bereitgestellt werden, um in strahlungsarmen Zeiten genug Strom bereitstellen zu können. Da der Strom überwiegend im Südwesten der USA erzeugt wird – dort scheint die meiste Sonne und dort stehen die auch die passenden Flächen zur Verfügung. Entsprechend muss der Strom über längere Leitungen transportiert werden, hierfür würden sich lange Gleichstromleitungen besser eignen. Daneben sollen zahlreiche Parabolrinnenkraftwerke als Ergänzung installiert werden.
Die Kosten für diesen großen Ausbau der Solarenergie sollen sich für den Staat auf 420 Milliarden Dollar belaufen. Dadurch werden die Strombezugskosten für den Verbraucher auf dem heutigen Niveau bleiben. Finanzieren könnte der Staat diese Summe z.B. durch eine Steuer von 0,5 ct. auf jede kWh Strom aus fossilen Energien.
Soweit zu dem Artikel über den Solar Grand Plan der Autoren der amerikanischen Ausgabe von Spektrum der Wissenschaft. Ich finde dieses Konzept sehr interessant und gut durchdacht. Es ist auch unheimlich wichtig, dass es dieses Konzept gibt, insbesondere für die Entwicklung der Solarenergie in den USA. Jeder Ansatz für ein Konzept einer solaren Vollversorgung hilft uns weiter, auch wenn in den USA so etwas gleich damit die ganze Welt rettet. Aber ich denke, der Weg ist nicht der richtige Weg. Ich bin natürlich nicht so skeptisch wie der Spektrum Chefredakteur Reinhard Breuer in seinem Blogbeitrag zu diesem Artikel. Aber das ganze Konzept der zentralen Groß-Kraftwerke passt nicht zu den erneuerbaren Energien, sie sind eher für den dezentralen Ansatz prädestiniert – Stromerzeugung dort wo er verbraucht wird. Und reicht es, wenn wir eine riesige Fläche mit Photovoltaik-Modulen oder mit Parabolrinnenkraftwerken zupflastern? Gehört nicht eine intelligentere und effizientere Nutzung für eine nachhaltigere Wirtschaft – im Sinne von Zukunftsfähigkeit – dazu? Ohne Energieeffizienz lässt sich eine Umstellung auf Solarenergie nicht bewerkstelligen und dieser Ansatz von großen Flächen und weiten Transportwegen erinnert mich an Pläne zur Solarenergie in der Sahara, um Mitteleuropa mit Strom zu versorgen.
Daher halte ich es mit Lars Fischer vom Fischblog, denn eine wirklich nachhaltige Energieversorgung ist dezentral und vor allem lokal. Erste Ansätze zu seiner These, dass wir uns nach dem richten müssen wie viel Energie zu einem gegebenen Zeitpunkt vor Ort zur Verfügung steht, gibt es in den sogenannten Smart Grids, den intelligenten Stromnetzen. Strom ist dann günstiger, wenn er aktuell produziert wird, siehe Beschreibung in der Frankfurter Rundschau.
Sollen die Flächen in der Wüste künftig sinnvoll genutzt werden und unsere Stromversorgung sichern? Für Parabolrinnen- oder Aufwindkraftwerke vielleicht, aber nicht für 70% des Stromes, wie in diesem Konzept. Da ist die Stromversorgung noch zentraler als heute.
Nicht einverstanden: http://hendrik42.twoday.net/stories/4809156/