Neue Gestaltung der Stromrechnung zur Einsparung von Strom
Private Stromkunden sind in Deutschland nicht hinreichend über ihren Stromverbrauch und die Zusammenhänge zwischen Verbrauch und eigenem Handeln informiert. Die Art und Häufigkeit der Rechnungsstellung durch die Stromversorgungsunternehmen trägt wenig bis gar nicht dazu bei, an diesem Informationsdefizit etwas zu ändern. Das ifeu-Institut hat deshalb in einer Studie im Auftrag des DIW Berlin den aktuellen Stand und die Hemmnisse für die Einführung informativer gestalteter Stromrechnungen in Deutschland untersucht und Beispiele für eine anschauliche Gestaltung von Verbrauchsinformationen zusammengetragen.
Stromrechnungen sind in Deutschland für Haushaltsstromkunden oft nur schwer verständlich und kommen als Jahresabrechnung zu selten, um ein Feedback zum eigenen Verhalten geben zu können. Dies ist ein wesentliches Hemmnis für die Ausschöpfung der Stromeinsparpotenziale in Deutschland. Studienergebnisse aus dem Ausland, insbesondere aus den skandinavischen Ländern, zeigen jedoch, dass ein regelmäßiges und gut aufbereitetes Feedback zum Stromverbrauch zu Einsparerfolgen von 5% bis 12% führen kann. Neben der häufigeren Rechnungsfrequenz sind auch Zusatzinformationen zur Stromverbrauchsentwicklung (historisches Feedback) oder Durchschnittswerte von Haushalten ähnlicher Größe (vergleichendes Feedback) sinnvoll. Wichtig ist dabei vor allem die verständliche Gestaltung der Informationen für die Verbraucher.
Die Bedeutung einer verständlichen Rechnungsstellung wurde auf politischer Ebene bereits erkannt. Die im Mai 2006 in Kraft getretene EU-Richtlinie zu Endenergieeffizienz und Energiedienstleistungen schreibt in Art. 13 vor, dass die Kunden verständliche Rechnungen erhalten müssen, die die Endverbraucher in die Lage versetzen, ihren eigenen Verbrauch zu steuern. Die Umsetzung dieser Richtlinie in nationales Recht wird derzeit von den zuständigen Ministerien vorbereitet. Aufgrund der bisher eingesetzten, vergleichsweise antiquierten Zählertechnik in Deutschland stößt eine zeitnahe Einführung von häufigeren Rechnungsstellungen jedoch auf technische und ökonomische Hindernisse: Eine automatisierte monatliche Ablesung, wie sie zum Beispiel im Bereich der Telekommunikation Standard ist, ist mit der bisherigen manuellen Ablesetechnik nicht wirtschaftlich umsetzbar.
Interviews mit Energieversorgungsunternehmen im Rahmen dieser Studie ergaben, dass ein Eigeninteresse der Unternehmen im Hinblick auf eine häufigere Rechnungsstellung insbesondere aus Kostengründen kaum vorhanden ist. Dagegen werden verständlichere Rechnungen schon allein zur Reduzierung von Nachfragen in den Kundencentern generell angestrebt.
Die aktuelle politische Diskussion wird begleitet von Forschungsprogrammen für den Einsatz so genannter „intelligenter Stromzähler“, die mit Hilfe digitaler Datenverarbeitung eine automatisierte Fernablesung ermöglichen. Wichtig ist, dass hier neben den technischen Aspekten auch Fragen zur Verständlichkeit und Wirksamkeit der Informationsvermittlung an die Endkunden ausreichend berücksichtigt werden. Bisher wird unter dem Stichwort „Smart Metering“ vor allem die Wirkung von Anzeigegeräten (Displays) am Stromzähler untersucht. Wünschenswert wäre es jedoch, auch Aspekte der Rechnungsstellung mit in die Diskussionen einzuschließen.
Die Ergebnisse dieser Studie fließen in das interdisziplinäre Projekt „TIPS – Transformation und Innovation in Power Systems“ ein, das vom BMBF im Rahmen des Forschungsprogramms Sozial-ökologische Forschung gefördert wird.
Den Endbericht der Studie gibt es beim IFEU zum Download.