Stromcheck und Marktcheck für Stromverbrauch im privaten Haushalt
Momentan gibt es zwei aktuelle Themen zum Stromsparen im Haushalt. Die eine Meldung wird weit verbreitet, also von vielen Medien aufgegriffen, und die andere – hat damit zu tun – wurde aber kaum verbreitet. Es geht zum einen um die Glaubwürdigkeit von Angaben zur Energieeffizienz von Haushaltsgeräten und zum anderen um aktuelle Zahlen zur Aufteilung des Stromverbrauchs in deutschen Haushalten.
Was bringt es, wenn wir uns für den Stromverbrauch der elektrischen Geräte interessieren, wenn die Angaben der Hersteller in der Praxis nicht korrekt sind?
Hersteller wissen um die große Bedeutung der Energieeffizienz ihrer Geräte, wie sich in den letzten Jahre auf der Messe IFA gezeigt hat. Fehlerhafte Angaben untergraben jedoch das Vertrauen der Kunden und schaden dem Thema Energieeffizienz an sich insgesamt.
Bisher habe ich mich nicht zu dem Thema geäußert, denn ich weiß, dass Hersteller gerne tricksen um im Vergleich zum Wettbewerb in einem besseren Licht zu erscheinen. Doch die neue Untersuchung bestätigt die bisherigen Befürchtungen und kann zu einem großen Schaden für Verbraucher werden.
Inhalt
- Jedes fünfte getestete Haushaltsgerät verbraucht mehr Strom als angegeben
- Falsche Energieangaben richten großen Schaden für Verbraucher an
- Vernetzung der Geräte trägt zu höherem Stromverbrauch bei
- Wo bleibt der Strom im Haushalt?
- Aufteilung des Stromverbrauchs im Haushalt
- Größter Stromverbraucher ist die elektrische Warmwasserbereitung
- Differenzierung des Stromverbrauchs nach Haushaltsgröße
- Methode der Datenerhebung der Energieagentur NRW
- Wissen aus dem Stromcheck und dem Marktcheck
Jedes fünfte getestete Haushaltsgerät verbraucht mehr Strom als angegeben
Im Auftrag von 16 Umwelt- und Verbraucherverbänden aus Deutschland und anderen EU-Staaten wurden die Angaben zum Stromverbrauch auf der Verpackung überprüft. Als Ergebnis zeigt sich, dass jedes fünfte getestete Gerät mehr Energie benötigte als auf der Verpackung angegeben. Demnach hielten 18 von 100 getesteten Produkten nicht die EU-Effizienzvorgaben ein. Bei der Untersuchung im Rahmen des EU-geförderten Projekts „MarktChecker“, das in Deutschland vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) durchgeführt wird, waren 20 Haushaltsgerätegruppen wie Kühlschränke, Lampen und Staubsauger getestet worden.
Einige der getesteten Haushaltsgeräte benötigten sogar bis zu 30 Prozent mehr Strom als von den Herstellern angegeben.
„Gesetzliche Vorgaben für die Energieverbrauchskennzeichnung und das Ökodesign sind für Verbraucher wichtige Hilfen beim Kauf. Die EU-Mitgliedsstaaten müssen dafür sorgen, dass diese Vorgaben überprüft und eingehalten werden. Dafür ist es wichtig, den zuständigen Marktüberwachungsbehörden ausreichend personelle und finanzielle Ressourcen zur Verfügung zu stellen“, so Johanna Kardel, Referentin im Team Energie und Bauen im vzbv.
Falsche Energieangaben richten großen Schaden für Verbraucher an
Den Aufwand zur Marktüberwachung stelle ich mir enorm vor, ist dann nicht sogar das ganze Projekt in Gefahr? Zuerst entsteht aber ein enormer Schaden für die Verbraucher, die sich nach den Angaben beim Kauf richten. Welchem Hersteller können sie noch vertrauen?
„Durch die schrittweise Umsetzung der Ökodesign-Standards und der EU-Energieverbrauchskennzeichnung könnte jeder Haushalt in der EU ab 2020 jährlich durchschnittlich 465 Euro Stromkosten sparen. Voraussetzung wäre, dass Haushaltsprodukte mindestens die Effizienz erreichen, mit der die Hersteller werben. Die Verbraucher werden sonst an der Nase herumgeführt, Geld und Energie werden unnötig vergeudet und das Klima wird belastet“, sagt der BUND-Energieexperte Robert Pörschmann.
Vernetzung der Geräte trägt zu höherem Stromverbrauch bei
Insbesondere bei vernetzten Produkten, also Geräten mit WLAN-Option, sowie beim Standby-Verbrauch wurden erhebliche Mängel bei den gesetzlichen Vorgaben zur umweltgerechten Gestaltung (Ökodesign) festgestellt. Beispielsweise ließ sich ein Wäschetrockner entgegen Herstellerangaben nicht ausschalten und verbrauchte deshalb mehr Strom. Bei drei getesteten Digitalradios war der Standby-Verbrauch doppelt bis dreifach so hoch wie erlaubt. Bei einem vernetzten Wasserkocher zum Kaufpreis von 130 Euro war es nicht möglich, das WLAN auszuschalten. Weitere Produkte hielten zwar die Angaben zum Stromverbrauch ein, fielen aber bei anderen Eigenschaften durch, in der Produktgruppe Geschirrspüler beispielsweise wegen schlechter Ergebnisse bei der Spül- und Trockeneffizienz.
Die getesteten Produkte sind nach Hinweisen von Verbrauchern, Behörden sowie anhand der Ergebnisse vorangegangener Projekte ausgewählt worden, um auffällige Geräte für umfassendere Testläufe zu ermitteln. Das Untersuchungsergebnis beruhe deshalb auf Stichproben und spiegele die Marktsituation nicht vollständig wider. Auch sind die Ergebnisse nach Aussage von vzbv und BUND kein Ersatz für umfangreiche Markttests durch die Marktüberwachungsbehörden.
Wo bleibt der Strom im Haushalt?
Passend dazu ist die andere Meldung der Energieagentur NRW, auf die ich gerne noch hinweisen möchte. Diese Meldung beinhaltet neue Zahlen zur Aufteilung des Stromverbrauchs in einem durchschnittlichen Haushalt auf die einzelnen Geräte. Grundlage ist die empirische Erhebung „Wo im Haushalt bleibt der Strom?“, die die Verbrauchsprofile von über 522.000 Ein- bis Fünf-Personen-Haushalten ausgewertet hat.
Die zentrale Aussage der Untersuchung ist, dass die Geräte der Informations- und Unterhaltungselektronik fast ein Viertel des Stromverbrauchs der privaten Haushalte verursachen.
Damit gehören die zwei Bereich der Informations- und Unterhaltungselektronik zu den drei stromintensivsten Verbrauchsbereichen.
„Zusammengerechnet machen sie mit 23,4 % fast ein Viertel des privaten Stromverbrauchs aus“, bilanziert Tom Küster von der EnergieAgentur.NRW. „PC, Notebook und Monitor, Drucker, Router und Telefon, TV-Gerät, HiFi-Anlage, DVD-Player und Radios: Die Vielzahl dieser Geräte schlägt auch bei der Stromrechnung deutlich zu Buche – in einem Single Haushalt mit durchschnittlich 166 Euro und in einem Vier-Personen-Haushalt bereits mit 319 Euro pro Jahr.“
Aufteilung des Stromverbrauchs im Haushalt
In welchen Bereichen verbrauchen wir im Haushalt den Strom hauptsächlich:
- Büro 12,2 %
- Warmwasser 12,1 %
- TV/Audio 11,2 %
- Kochen 10,5 %
- Kühlen 10,4 %
- Beleuchtung 9,2 %
Dagegen spielen die übrigen Verbrauchsbereiche im Mittel aller Haushalte eine relativ unbedeutende Rolle:
- Trocknen 5,9 %
- Umwälzpumpe 5,6 %
- Spülen 4,9 %
- Waschen 4,6 %
- Gefrieren 4,3 %
- sowie die Position „Andere“ mit 9,2 %, in der die Bereiche Wellness, Klima-, Garten- und Kleingeräte sowie Sonstiges (wie bspw. Staubsauger und Bügeln) aufgrund ihrer geringen Anteile zusammengefasst sind
Größter Stromverbraucher ist die elektrische Warmwasserbereitung
Ein Verbraucher sticht besonders hervor, wenn er denn vorhanden ist im Haushalt. Die elektrische Warmwasserbereitung ist extrem stromintensiv und führt die „Verbrauchsparade“ bei den betroffenen Haushalten (38,4 % der untersuchten Stichprobe) deutlich an. Im Mittel aller betroffenen Ein- bis Fünf-Personen-Haushalte kommt die elektrische Warmwasserbereitung auf einen Verbrauchsanteil von 27,1 %.
Auf den weiteren Plätzen folgen mit Abstand:
- Arbeitszimmer 10,1 %
- Kochen 9,7 %
- TV/Audio 9,5 %
- Kühlen 8,5 %
- Beleuchtung 7,3 %
- Trocknen 4,7 %
Ohne elektrische Warmwasserbereitung ist das Büro der größte Verbraucher:
- Büro 14,0 %
- TV-/Audiobereich 12,8 %
- Kühlen 12,1 %
- Kochen 10,9 %
- Licht 10,6 %
- Umwälzpumpe 7,0 %
- Trocknen 6,7 %
Küster: „In den Haushalten ohne elektrische Warmwasserbereitung kommen das private Arbeitszimmer und die TV-/Audiogeräte somit auf einen Verbrauchsanteil von durchschnittlich sogar 26,8 Prozent.“
Differenzierung des Stromverbrauchs nach Haushaltsgröße
Für die neue Erhebung hat die Energieagentur NRW 522.000 Datensätze nicht nur nach Verbrauchsbereichen und elektrischer Warmwasserbereitung, sondern auch nach fünf Haushaltsgrößen differenziert. Diese Unterscheidung führt zu dem Ergebnis, dass unterschiedliche Haushaltsgrößen auch spezifische Verbrauchsprofile haben.
So machen beispielsweise in Single-Haushalten allein die sechs Bereiche Büro (14,2 %), Kühlen (14,0 %), Warmwasser und Kochen (jeweils 13,5 %), TV/Audio (11,5 %) und Licht (9,2 %) mit fast 76 % über drei Viertel des Stromverbrauchs aus; demnach haben das Arbeitszimmer und der TV-/Audiobereich bei Singles einen Verbrauchsanteil von zusammen 25,7 %. In Vier-Personen-Haushalten dagegen kommen die genannten sechs Bereiche auf nur knapp 61 % des Gesamtverbrauchs, wobei das Büro und die TV-/Audiogeräte 22,2 % des Verbrauchs ausmachen (Büro: 11,5 %, Warmwasser: 10,9 %, TV/Audio: 10,7 %, Kochen: 9,7 %, Licht: 9,1 %, Kühlen: 9,0 %); als Großverbraucher kommen bei Vier-Personen-Haushalten vor allem das Trocknen (7,9 % gegenüber 2,2 % bei Singles) und das Spülen hinzu (6,2 % gegenüber 2,3 % bei Singles).
Methode der Datenerhebung der Energieagentur NRW
Die EnergieAgentur.NRW hat die Daten mit Hilfe des Online-Tools „Stromcheck für Haushalte“ erhoben. Dieser Check ist ein interaktives Befragungstool, das insgesamt 15 Verbrauchsbereiche im Privathaushalt berücksichtigt. Für jeden Bereich fragt der Stromcheck individuelle Ausstattung und persönliche Nutzungsgewohnheiten ab. Als Ergebnis liefert er – im Sinne eines „Nachbarschaftsvergleichs“ – eine Gegenüberstellung der individuellen Teilverbräuche mit entsprechenden Vergleichswerten. Die EnergieAgentur.NRW empfiehlt, mit diesem Stromcheck ein persönliches Stromverbrauchsprofil zu erstellen, da keine Statistik den individuellen Einzelfall präzise abbildet.
Wissen aus dem Stromcheck und dem Marktcheck
Wie gehen wir mit dem Wissen nun um? Wir wissen nun in welchen Bereichen wir am meisten Strom verbrauchen. Aber wir wissen auch, dass manche Hersteller keine korrekten Angaben machen zum Energieverbrauch.
Mir ist es wichtig, dass Hersteller offen und transparent mit dem Thema umgehen. Dies kann zu mehr Vertrauen führen, alleine wird es aber nicht ausreichen. Brauchen wir die Politik um das Problem zu lösen?
Auf der anderen Seite steht der Stromcheck, der Transparenz in den Verbrauch bringt und die Folgen der modernen Kommunikation auf den Stromverbrauch offen legt. Brauchen wir hier auch eine Diskussion über Transparenz und Effizienzlabel?
Wahnsinn zu sehen, dass die Aufbereitung des Warmwassers genauso viel Anteil am Stromverbrauch besitzt wie der Verbrauch im Büro.