Trend zu nutzerorientierten Lösungen auf den Solarmessen „The smarter E“
Seit vielen Jahren war ich wieder mal auf der Intersolar. Oder war es „The smarter E“, wie die Messe jetzt themenübergreifend heißt? Egal wie sie heißt, ich habe wieder einen kleinen Einblick in die Solar- und Speicherbranche bekommen. Und ich habe festgestellt, dass ich mich über die Jahre doch sehr von ihr und dem Thema entfernt habe. Dennoch habe ich zwei oder drei Trends auf der Messe entdeckt. Heute stehen der Nutzen mehr um Fokus als die Technologie an sich, damit sind auch Lösungen wichtiger als einzelne Produkte. Und für das ebenfalls wichtigere Energiemanagement gibt es mittlerweile eigene Betriebssysteme. Hier ist mein Bericht zur Messe Intersolar oder „The smarter E“ 2018.
Inhalt
Hab ich mich vom Thema der Intersolar entfernt?
Die Jahreszeit passt immer sehr gut für die Solarenergie Messe. Draußen scheint die Sonne und wer Zeit hat kann sich in die Sonne setzen und bayerische Spezialitäten genießen. Ansonsten ist mir aufgefallen ich bin fachlich weit weg von der Branche und habe vielleicht dadurch nur wenig Bezug zu ihr. Mein letzter Besuch auf der Intersolar war in 2012. Als Konsequenz möchte ich künftig mehr Themen aus diesem Bereich aufgreifen, Begriffe erklären und Projekte vorstellen.
Welche Begriffe der Solarwirtschaft soll ich mal erklären? Habt Ihr interessante Projekte, die ich vorstellen kann?
Diese Trends habe ich auf der Intersolar gesehen
Bei näherer Betrachtung der Messe konnte ich doch noch drei interessante Entwicklungen ausmachen. Allerdings bauen sie aufeinander auf, ist also eigentlich nur ein wirklicher Trend. Heute geht es viel mehr um den Nutzen für die Anwender, anstatt nur um die Technologie an sich. Das finde ich ist auch gut so, denn die Technologie kann, auch wenn sie noch so wichtig und gut ist, auf Dauer kein Selbstzweck sein. Kunden brauchen einen wirklichen Nutzen aus der Technologie. Sonst kann sie sich auf dem Markt nicht durchsetzen.
Kundennutzen statt Technologie
Durch die Entdeckung des Nutzen für die Kunden stehen Lösungen mehr im Fokus und nicht mehr einzelne Produkte. Im Zweifel sind die Produkte austauschbar. Hersteller müssen dann mehr in Markenbildung investieren als wenn sie Lösungen anbieten. Im Idealfall umfassen die Lösungen auch Produkte aus dem eigenen Haus, oder die Hersteller arbeiten dafür mit anderen Unternehmen zusammen.
Solche Lösungen gibt es für den Strom-Eigenverbrauch im Haushalt und in Unternehmen. Es gibt sie aber auch für die Elektromobilität mit eigenem Solarstrom und/ oder mit einer umweltfreundlicher Versorgung von Warmwasser und Heizwärme. In allen Fällen ist dabei das Ziel möglichst viel Solarstrom vom Dach zu verwenden und wenig Strom aus dem Netz zu beziehen.
Lösungen statt Produkte
Ein Beispiel, das ich an mehreren Ständen gesehen habe ist der einphasige Wechselrichter mit einer Wallbox zum Laden des Elektroautos. Diese Lösung haben mehrere Aussteller auf der Messe gezeigt, wie Fronius und SolarEdge und einige andere. SolarEdge möchte, laut Pressemitteilung, nach der kürzlichen Einführung seines Einphasen-Wechselrichters mit integriertem E-Ladecontroller nun auch eine eigenständige Ladelösung für Elektroautos anbieten, mit dem eine flexiblere Anlagenplanung möglich ist, besonders dann, wenn der Wechselrichter und die E-Ladestation nicht am selben Ort installiert werden können.
Passend ist dazu die Aussage von Lior Handelsman, Vizepräsident für die Unternehmensbereiche Marketing und Produktstrategie:
„Diese Ladestation für Elektroautos spiegelt unser stetiges Bestreben zur Entwicklung intelligenter Energielösungen wider, die zur Verbesserung der Art, wie wir Energie produzieren und nutzen, beitragen sollen.“
Energiemanagement als eigenständiges Produkt
Aus diesen Lösungen und dem Wunsch möglichst viel Solarstrom selbst zu verbrauchen resultiert auch eine weitere Entwicklung. Ein integriertes Energiemanagement gibt es bei einigen Herstellern von Wechselrichtern und von Batteriespeichern schon länger. Mit der Integration unterschiedlicher Anwendungen steigt die Bedeutung der Software für das Energiemanagement. Aus diesem Grund geht die Entwicklung hin zu einer eigenen Software, bzw. zu einem eigenständigen Produkt. Diese Software soll die einzelnen Bereiche Strom, Wärme, Kälte und Mobilität verbinden. Sie ist dafür verantwortlich, dass der Solarstrom optimal verteilt wird, sowie für Transparenz in den Energieflüssen und die Kosten minimiert werden.
Zwei interessante Beispiele für eine eigenständige Energiemanagement Software habe ich auf der Messe entdeckt. Da war zum einen ennexOS von SMA, das den „The smarter E Award“ in der Kategorie „Smart Renewable Energy“ gewinnen konnte. Kurz vor meiner Abreise habe ich noch openEMS entdeckt ein OpenSource Energiemanagement System.
EnnexOS von SMA
Der Name ennexOS steht für Energy Next Operating System. Es versteht sich als eine sektorübergreifende IoT Plattform für das Energiemanagement. Das heißt sie kombiniert die Sektoren Strom, Wärme, Kälte und Mobilität und bietet für diese Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Zur Plattform gehören Werkzeuge für die Simulation, Inbetriebnahme, Überwachung und Steuerung in allen Sektoren zur Untersder Installateure und Endverbraucher. Damit können sie auch von künftigen Geschäftsmodellen im digitalisierten Energiemarkt profitieren. Das System ennexOS ist eine offene Infrastruktur, die eine Kommunikation und einen flexiblen Zugang zu häuslichen und gewerblichen Anlagen, sowie Kraftwerken ermöglicht.
Laut Pressemitteilung von „The smarter E“ hat SMA die Auszeichnung für den ganzheitlichen Ansatz, die modulare und erweiterbare Systemarchitektur, das sektorenübergreifende Konzept einer IoT-Plattform und die Konzentration auf größere kommerzielle und industrielle Anwendungen erhalten. Die Jury würdigte weiterhin die Kombination von mehreren Anwendungen – von der Betriebsdatenerfassungund -analyse, Planung und Simulation und Energiemanagement bis zu Betrieb und Wartung – die zur Optimierung des Energieverbrauchs und der Energiekosten beiträgt. Die Plattform ennexOS versteht sich damit ein wichtiger Schritt zur Digitalisierung der Energiewende.
Open Source Energiemanagement für die Energiewende
Gar nicht so viel anderes ist der Ansatz von OpenEMS, dem Open Source Energiemanagement System. Es verbindet verschiedene Quellen zur Energieerzeugung, wie Photovoltaik, Windenergie und BHKW mit Energiespeicherung , mit steuerbaren und nichtsteuerbaren Lasten und Cloud-Services, sowie weitere mögliche Akteure. Die Plattform kann dabei unterschiedliche Anwendungen realisieren, wie Eigenverbrauchsoptimierung. Kappung von Lastspitzen, Netzstabilisierung, intelligente Einbindung von Verbrauchern und Erzeugern und die Ausnutzung von variablen Stromtarifen.
OpenEMS ist eine modulare Plattform für die unterschiedlichsten Anwendungen im Energiemanagement. Sie lässt sich einsetzen für die Steuerung, Überwachung und Integration von elektrischen Energiespeichern, -Lasten und -Erzeugern zusammen mit ergänzenden Schnittstellen und Diensten. Die Plattform ist eine Open Source Projekt auf Initiative des Speicherherstellers Fenecon. Sie soll an eine neutrale Trägerschaft, eine Non-Profit Organisation übergeben. Gründungsmitglieder werden noch gesucht. Das Projekt erhält eine Förderung durch die EU, das BMWi, sowie durch verschiedene Universitäten und Forschungseinrichtungen.
OpenEMS kann sich also auch zu einem wichtigen Beitrag in der Digitalisierung der Energiewende entwickeln. Der Unterschied ist aber, dass dieses System offen und frei verfügbar ist. Das Plakat dazu auf der Messe:
„100% Energiewende braucht ein offenes und freies Energiemanagementsystem“.
Mein Fazit
Das ist mein sehr subjektiver Eindruck von der Intersolar oder The smarter E. Lösungen mit einem konkreten Nutzen sind sehr wichtig, um die Energiewende wirklich voran zu bringen. Einzelne Produkte oder Technologien sind natürlich wichtig, um die Lösungen zusammen zu stellen. Aber das ist für die meisten Endkunden eher unwichtig oder gar irrelevant. Dennoch ist es nur eine Entwicklung, viele Aussteller setzen nach wie vor auf einzelne Produkte.
Wie seht Ihr diese Entwicklung? Was habt Ihr als Trend auf den Solarmessen in München gesehen?