Was ist eigentlich ein Prosumer?
Im Zuge der Energiewende tauchen neue Akteure, wie die Prosumer, in der Energielandschaft auf. Wisst Ihr alle was Prosumer sind? Ich habe festgestellt, nicht allen Leserinnen und Lesern ist klar, was ein Prosumer ist. Erst recht ist nicht bekannt, wie sich diese neuen Akteure auf den Markt auswirken. Auch diejenigen, die diesen Begriff bereits kennen und nutzen, werden vermutlich noch nicht alle Facetten des Prosumers kennen.
Mit diesem Beitrag möchte ich den Begriff „Prosumer“ erklären und die Chancen, bzw. Probleme, die sich daraus ergeben, mit Euch diskutieren. Wenn Euch der Beitrag gefällt, werde ich gerne weitere Begriffe erklären und diskutieren.
Inhalt
Auftakt zur Reihe „Was ist eigentlich …“
Dieser Beitrag ist der Auftakt einer neuen losen Serie mit Texten, die einen Begriff aus den Bereichen erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Energiewende erklären. Es gibt zahlreiche dieser Begriffe oder Redewendungen, die von einigen Personen immer wieder verwendet werden und für sie normal sind. Aber viele andere Menschen, die sich weniger mit dem Thema beschäftigen, kennen diese Begriffe und Redewendungen nicht oder verstehen sie nicht.
Also, wer solche Begriffe und Wörter findet, die er oder sie nicht versteht, kann sie mir gerne schicken. Ich nehme diese Anregung dann auf meine Liste und werde dann in den nächsten Wochen einen Beitrag darüber schreiben.
Was ist ein Prosumer?
Für die Interessenvertreter der Energiewende ist der Prosumer der eigentliche Kern des Wandels in der Energiewirtschaft. Prosumer sind Konsumente, die gleichzeitig Produzenten sind. Laut Wikipedia geht die Wortschöpfung noch tiefer und kommt eigentlich von einem Konsumenten, der an das Produkt professionellere Ansprüche stellt als ein durchschnittlicher Endverbraucher. Im Energiesektor bedeutet dies, dass ein Verbraucher aus dem Stromsektor gleichzeitig Strom selbst erzeugt, z.B. mit einer PV-Anlage, einer Kleinwindkraft-Anlage oder einem Blockheizkraftwerk (BHKW). Der selbst erzeugte Strom reicht aber nicht aus für den eigenen Verbrauch oder er wird komplett in das Netz eingespeist. Daher
Das ist die häufigste Interpretation des Begriffes „Prosumer“. Aber in Zeit des schwankenden Stromamgebotes lässt sich der Begriff erweitern auf das Angebot für eine Flexibilisierung der Nachfrage. Wer den Verbrauch flexibel anpassen kann und mehr verbraucht in Zeiten mit höherem Angebot wird auch als Prosumer bezeichnet. Als Konsequenz muss aber auch der Verbrauch reduziert werden, wenn das Angebot gering ist. Finanziell rechnet sich das heute noch nicht in privaten Haushalten. Erst wenn sich die Preise auch für Endverbraucher im Tagesverlauf ändern und das Angebot abbilden, dann wird die Nutzung von Flexibilitäten interessanter für Haushalte. Bei großen Abnehmern, wie in der Industrie, kann die Flexibilisierung des Verbrauchs interessanter sein für Abnehmer, Produzenten und Netzbetreiber.
Dem Prosumer gehört die Zukunft
In einem aktuellen Bericht des Bündnis Bürgerenergie wird der Prosumer zur tragenden Säule eines zukünftigen Energiesystems erklärt. Aus dem Wort Prosumer wird dort die aktive Form des Prosumings abgeleitet, also „die Energiebereitstellung und -nutzung im Rahmen von Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften.“ Das ganze steht dann unter dem Stichwort Bürgerenergie, vielleicht auch ein begriff der erklärt werden müsste? Als wesentliche Voraussetzungen für den Erfolg des Prosumers wird gesagt, dass Bürgerenergie-Akteure ihre Stärken konsequent weiterentwickeln und die Politik regulatorische Hemmnisse abbaut.
Diese Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften erzeugen, speichern, handeln und nutzen heute bereits Strom, Wärme und Mobilität aus erneuerbaren Energien innerhalb einer Gemeinschaft. Die Bürgerinnen und Bürger in diesem Gemeinschaften stellen damit so langsam das zentrale Energiesystem vom Kopf auf den Fuß.
Problematik des Prosumers
So schön es klingt, den Strom selbst zu erzeugen, zu speichern, zu handeln und zu nutzen, heute ist dies noch mit Hindernissen und Problemen verbunden. Das Bündnis Bürgerenergie spricht dabei von einem notwendigen Abbau regulatorischer Hürden.
René Mono, Autor des Berichts und Vorstand beim Bündnis Bürgerenergie:
„Die Regulierung auf dem Energiemarkt ist derzeit noch klar zum Nachteil dezentraler Versorgung ausgelegt. Wer bereits heute Energie-Prosumer ist und seinen Bedarf etwa mit einer genossenschaftlich betriebenen PV-Anlage selbst deckt, ist hoffnungslos gegenüber den Stromkonzernen und Netzbetreibern benachteiligt.“
Das klingt sehr komplex und ist es auch. Es sind aber nicht die einzigen Probleme der Prosumer. Zunächst ist der Eigenverbrauch von Strom nicht im Sinne des Gesetzgebers. Gewünscht ist heute die vollständige Einspeisung in das Stromnetz mit dem Ziel den Strom dort zu produzieren wo die Sonne am meisten scheint und wo der Wind am stärksten weht. Der Transport des Stroms über lange Leitungen wird dabei vernachlässigt, bzw. spielt keine Rolle.
Unverständlich wird es jedoch durch die unterschiedliche Behandlung von Strom vom eigenen Dach eines Einfamilienhauses und Strom vom Dach eines Mehrfamilienhauses bzw. im Quartier oder aus der Nachbarschaft. Diese äußert sich z.B. durch die Befreiung von der EEG-Umlage auf Eigenverbrauch für Anlagen bis 10 kWp, bei größeren Anlagen wird 40% der EEG-Umlage auf den selbst verbrauchten Strom fällig. Unterschieden wird in diesen Fällen auch bei Stromtransport durch das öffentliche Netz, bei Mehrfamilienhäusern und Nachbarschaften oder Quartieren werden somit sämtliche Abgaben fällig.
Sind Prosumer unsolidarisch?
Ein Problem bei Prosumern ist, dass sie heute noch nicht vollständig autark sein können. Es ist also nach wie vor ein Netzanschluss und eine Sicherung der Stromversorgung notwendig. Prosumer bleiben auch noch Konsumenten von Strom aus dem Netz. Je weniger Strom aus dem Netz bezogen wird, um so weniger Beitrag leisten diese Kunden zur Finanzierung des Netzes. Wer wenig Strom bezieht, zahlt auch weniger EEG-Umlage, beteiligt sich also entsprechend weniger an der Finanzierung der Energiewende.
Kritiker bezeichnen Prosumer daher als „unsolidarisch“. Ganz konsequent ist diese Haltung nicht, denn auch wer im Haushalt wenig Strom verbraucht, müsste auch als „unsolidarisch“ bezeichnet werden. Und ich kenne einige, die deutlich weniger Strom verbrauchen als der durchschnittliche Haushalt.
Warum werden nur Haushalte als unsolidarisch bezeichnet? Unternehmen, die sich der Abgaben entziehen,
Am Prosumer führt kein Weg vorbei
Die Tendenz zur lokalen Stromerzeugung, -speicherung und -nutzung – und damit zum Prosumer – ist deutlich erkennbar. Daran führt kein Weg mehr vorbei. Auch die großen Energieversorger haben dies erkannt und vermarkten kleine PV-Anlagen, Speicher, Ladesäulen für E-Fahrzeuge und Wärmepumpen für die Endkunden. Viele weitere Geschäftsmodelle haben die lokale Nutzung des Stroms oder den Handel in der Nachbarschaft im Fokus. Auch die vieldiskutierte Blockchain-Technologie soll künftig den Stromhandel in der Nachbarschaft ermöglichen.
Die Regulierung wird meines Erachtens über kurz oder lang dem Markt folgen. Manche Akteure sind ungeduldig und wünschen sich einen umgekehrten Weg.
Sind noch Fragen offen zum Thema „Prosumer“?