Solarthermie kann auch Heizung im Mehrfamilienhaus
Solarthermie kann auch im Mehrfamilienhaus einen großen Teil der Wärme erzeugen und erhält auch in diesem Jahr eine attraktive Förderung. Das Sonnenhaus-Institut berichtete vor einigen Wochen über die hohen Deckungsraten der Solarheizungen, die Speichergrößen und die attraktive Förderung der BAFA. Da das Thema kaum ein Medium aufgegriffen hat, möchte ich kurz vor Beginn der Heizungsmesse ISH diese Informationen an meine Leserinnen und Leser weiter geben. Im Ausbau der Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien liegt eine der großen aktuellen Aufgaben der Energiewende und im Klimaschutz. Bisher hat sich zu wenig getan und der Austausch der Heizungen alleine wird nicht reichen für den Klimaschutz.
„Solarwärmeanlagen können einen Großteil des Wärmebedarfs bis hin zu 100 Prozent solar decken“, sagt Georg Dasch, 1. Vorsitzender des Sonnenhaus-Instituts, einem internationalen Kompetenznetzwerk für weitgehend solar beheizte Gebäude. „Sie haben ein hohes Potenzial für die Einsparung von CO2 und fossilen Rohstoffen.“
Das Sonnenhaus-Institut sieht das wirtschaftliche Optimum von großen Solarwärmeheizungen bei einem solaren Deckungsgrad zwischen 50 und 70 Prozent.
„Solche Systeme können mittlerweile mit deutlich kleineren Wärmespeichern als früher realisiert werden“, fährt Dasch fort. „Ein 5.000-Liter-Speicher in einem Einfamilien-Sonnenhaus, das zu 60 Prozent solar beheizt wird, ist heute gängige Praxis“, so Dasch. Der dafür notwendige eingeschossige Raumbedarf von nur 4,8 Quadratmetern ist in den meisten Häusern problemlos zu realisieren.
Inhalt
- Hohe BAFA-Förderung für Solarthermie im Neubau und im Bestand
- Praktisches Beispiel für Ertragsförderung einer Solarthermie-Anlage im MFH
- Zusätzliche Förderung für Wärmespeicher
- Sonnenhaus mit Solarthermie und Photovoltaik für Wärme, Strom und Mobilität
- Praktisches Beispiel für Sonnenhaus mit Solarthermie und Gasheizung
- Weitere Links zum Thema aus anderen Blogs:
Hohe BAFA-Förderung für Solarthermie im Neubau und im Bestand
Seit der Novelle des Marktanreizprogramm (MAP) zum 1. April 2015 gibt es eine besonders hohe Förderung für große solarthermische Anlagen für die Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung. „Solarwärmeanlagen können einen Großteil des Wärmebedarfs bis hin zu 100 Prozent solar decken“, sagt Georg Dasch, 1. Vorsitzender des Sonnenhaus-Instituts, einem internationalen Kompetenznetzwerk für weitgehend solar beheizte Gebäude. „Sie haben ein hohes Potenzial für die Einsparung von CO2 und fossilen Rohstoffen.“
Das Sonnenhaus-Institut zeigt einige Beispiele für Zuschüsse aus dem Marktanreizprogramm:
Basisförderung Solarthermie im MAP
Für heizungsunterstützende Solarwärmeanlagen mit 15 bis 40 Quadratmeter Solarkollektoren in bestehenden Gebäuden gibt es im Rahmen der „Basisförderung“ im MAP einen Zuschuss von 140 Euro je Quadratmeter Kollektorfläche. Für Anlagen bis 14 Quadratmeter Fläche, die Wärme für das Brauchwasser und die Heizung erzeugen, zahlt das BAFA eine Pauschale von 2.000 Euro.
Innovationsförderung Solarthermie im MAP
Noch attraktiver ist die „Innovationsförderung“ mit ihren höheren Fördersätzen. Diese gibt es für Solarwärmeanlagen in Gebäuden mit drei und mehr Wohneinheiten sowie für Ein- und Zweifamilienhäuser. Bei letzteren muss der solare Deckungsgrad mindestens 50 Prozent betragen und die Dämmung KfW-Effizienzhaus-Standard 55 entsprechen. Bei Neubauten gibt es für heizungsunterstützende Solarthermieanlagen mit 20 bis 100 Quadratmeter Kollektoren einen Zuschuss von 150 €/m². Im Gebäudebestand gibt es 200 €/m².
Zusätzlicher Bonus für besonders effiziente Sanierungen
Einen zusätzlichen Anreiz für die energetische Sanierung im Bestand hat der Gesetzgeber mit dem „Gebäudeeffizienzbonus“ geschaffen. Erreicht das Gebäude KfW-Standard 55, so kann noch ein Bonus von 50 Prozent des Betrages aus der Basis- oder der Innovationsförderung beantragt werden.
Ertragsförderung für leistungsstarke Kollektoren
Alternativ zur größenabhängigen Innovationsförderung, bei welcher der Zuschuss nach der Kollektorfläche berechnet wird, gibt es die Variante „Ertragsförderung“. Sie soll dazu motivieren, leistungsstarke Kollektoren zu nutzen. Der Zuschuss errechnet sich mit 0,45 Euro multipliziert mit dem jährlichen Kollektorertrag und der Fläche der Solarkollektoren.
Um die Ertragsförderung für Anlagen mit 20 bis 100 Quadratmeter Kollektorfläche zu bekommen, muss der eingesetzte Kollektor ein Solar Keymark-Zertifikat besitzen. Förderfähige Kollektoren sind auf der BAFA-Website aufgelistet. Hier sind auch die detaillierten Förderbedingungen zu finden. So gibt es zum Beispiel für Solarthermieanlagen, die an eine Biomasseheizung, eine Wärmepumpe, ein Wärmenetz oder an einen Kesseltausch gekoppelt werden, noch einen „Kombinationsbonus“ in Höhe von 500 Euro.
„Bauherren sind gut beraten, wenn sie diese Förderung nutzen. Zusammen mit günstigen KfW-Krediten, Tilgungszuschüssen und niedrigen Bauzinsen können sie kostensparend ökologisch bauen und sich langfristig niedrige und kalkulierbare Energiekosten sichern“, sagt Dasch.
Im Neubau sei die Ertragsförderung in der Regel die attraktivere Variante.
Praktisches Beispiel für Ertragsförderung einer Solarthermie-Anlage im MFH
Ein Beispiel dafür liefert Rainer Körner, Geschäftsführer des Bauunternehmens KHB-Creativ Wohnbau und 2. Vorsitzender des Sonnenhaus-Instituts, mit einem aktuellen Bauprojekt. Er baut in diesem Jahr ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohneinheiten in Obersulm-Sülzbach im Landkreis Heilbronn. Das Gebäude mit 520 Quadratmeter Wohnfläche hat den KfW-Effizienzhaus 55-Standard. Um einen solaren Deckungsgrad von 50 Prozent zu erreichen, werden 75 Quadratmeter Solarkollektoren montiert.
Über die größenabhängige Förderung hätte er 150 €/m² Kollektorfläche BAFA-Zuschuss erhalten. Körner hat sich aber für die Ertragsförderung entschieden und deshalb für die Kollektorfläche einen Zuschuss von 15.000 € bekommen. Das entspricht 200 €/m² bzw. 33 Prozent mehr, als es bei der größenabhängigen Förderung der Fall gewesen wäre. Rund die Hälfte der Kosten für die Solarthermie-Anlagen konnte er somit mit der BAFA-Förderung abdecken.
„Durch die hohe Förderung sind Sonnenhaus-Heizungen für Bauträger eine preisattraktive Lösung, den künftigen Käufern oder Mietern niedrige Nebenkosten zu gewährleisten“, resümiert der Heilbronner Bauunternehmer.
Zusätzliche Förderung für Wärmespeicher
Dieses Gebäude ist auch ein Beispiel für die deutlich gesunkene Wärmespeichergröße. Die Wärme wird in einem Wasserspeicher mit 10.000 Liter Fassungsvermögen gespeichert. „In einem Mehrfamilienhaus wird ständig Wärme abgenommen, deshalb kann der Speicher hier kleiner dimensioniert werden“, sagt Körner, der rund 20 weitgehend solar beheizte Häuser gebaut hat. Für den Solarspeicher kann zusätzlich ein Tilgungszuschuss in Höhe von Euro 2.500 beantragt werden.
Sonnenhaus mit Solarthermie und Photovoltaik für Wärme, Strom und Mobilität
Die künftigen Eigentümer dieser Wohnungen können auch beim Strom mit niedrigen Energiekosten rechnen. Denn jede Wohnung erhält noch eine kleine Photovoltaikanlage für die Eigenstromversorgung. Die Gesamtleistung der PV-Anlage liegt bei rund 12 Kilowatt.
„Solarthermie und Photovoltaik für eine intelligente Eigenversorgung mit Solarenergie für Wärme, Strom und Mobilität“:
So lautet das Motto des Sonnenhaus-Instituts. Kriterium für die Klassifizierung als Sonnenhaus ist, dass mindestens 50 Prozent des Heizenergiebedarfs solar gedeckt werden, sei es mit Solarthermie oder Photovoltaik. Zur Deckung des restlichen Wärmebedarfs wird im Idealfall eine Biomasseheizung eingesetzt, möglich ist auch eine Gasbrennwerttherme.
Praktisches Beispiel für Sonnenhaus mit Solarthermie und Gasheizung
Ein praktisches Beispiel für ein Sonnenhaus mit Solarthermie und Gasheizung ist das Mehrfamilienhaus von Familie Schuster in Oberschleißheim bei München. In dem Gebäude mit 552 Quadratmeter Nutzfläche decken 45 Quadratmeter Solarkollektoren rund 60 Prozent des Heizbedarfs mit Sonnenenergie. Der Pufferspeicher hat ein Fassungsvermögen von 9.360 Liter. Bei der Nachheizung haben die Bauherren sich für eine Gasbrennwerttherme entschieden. Nach vier Wintern in dem Haus (2012 – 2016) wissen sie, dass sie rund 900 Kubikmeter Erdgas im Jahr für die Nachheizung benötigen. Das entspricht zwischen 600 und 750 Euro im Jahr, je nach Verbrauch und Erdgaspreis. Für sechs Personen – in dem Haus leben drei Generationen zusammen – ist das sehr wenig.
Auch bei der Stromversorgung handeln sie umweltbewusst. Die Photovoltaikanlage mit 7,8 Kilowattpeak Spitzenleistung erzeugt elektrische Energie für den Haushalt, die Anlagentechnik und das Elektroauto der Familie. Weitere Informationen stehen im Projektbericht zum Sonnenhaus Schuster inklusive vieler Fotos.
„Bauherren von Sonnenhäusern können aus einem großen Heiztechnik-Angebot wählen: Auch Wärmepumpe und Photovoltaik sind möglich“, sagt Georg Dasch. „Trotzdem werden wir auch weiterhin die Werbetrommel für die Solarthermie rühren. Die thermische Wärmespeicherung ist ökonomisch und effizient.“
Die Kombination einer Solarwärmeanlage mit einer Photovoltaikanlage bietet Hausbesitzern noch mehr Unabhängigkeit vom Energieversorger: bei der Wärme und beim Strom. Solaranlagen ersparen der Umwelt schädliche Emissionen und dem Besitzer Energiekosten.
Wer sich jetzt weiter für die BAFA-Förderung von großen Solarwärmeanlagen interessiert, findet beim Sonnenhaus-Institut Beispielrechnungen für Berechnung der Förderung.
Weitere Links zum Thema aus anderen Blogs:
- Milk the Sun: Photovoltaik oder Solarthermie?
- Energiezukunft: Wenn die Sonne doppelt wärmt
- Paradigma-Blog: Ein sonniges Paar: Solarthermie- und Holzheizung
Hallo und danke für den tollen Artikel.
Ein Kesseltausch ist ab und zu notwendig.
Ich würde mich hier informieren: http://filder-haustechnik.de/heizung-solar/kesseltausch
VG Frank