Studien zeigen Einblick in den Heizungsmarkt
Die Energiewende im Heizungskeller ist viel komplizierter als im Stromsektor. Wir können nicht einfach zum Ökoanbieter für Brennstoffe wechseln und alles wird gut. Und die Solarwärme vom Dach ist lange nicht so attraktiv wie im Stromsektor. Es ist also noch viel zu tun für eine Energiewende im Heizungskeller. Zwei Anbieter für den Heizungstausch, die ihre Kunden beide online gewinnen, haben fast zeitgleich unabhängig voneinander ihre Erfahrungen, bzw. die Wünsche der Kunden in einer Studie veröffentlicht. Teile der interessanten -Erkenntnisse möchte ich an Euch weiter geben.
Inhalt
- Die Bedeutung der Energiewende im Heizungskeller
- Wer hat die Studien erstellt?
- Welche Interessen haben die Hausbesitzer an die neue Heizung?
- Geringe Bereitschaft zum Wechsel des Energieträgers vorhanden
- Geringes Interesse an smarten Heizungen
- Kommentar zu den Heizungsmarkt Studien
- Andere Energieblogger über die Heizungsmarkt Studien
Die Bedeutung der Energiewende im Heizungskeller
Von der notwendigen Energiewende im Heizungskeller, der Wärmewende, schreibe ich schon seit Jahren, verändert hat sich jedoch kaum etwas. Das Umweltbundesamt berichtete im Oktober 2016, dass in privaten Haushalten die Raumwärme heute rund drei Viertel des Energieverbrauchs ausmacht. Auch bei Gewerbe, Handel und Dienstleistungen ist die Raumwärme für die Hälfte des Endenergieverbrauchs verantwortlich. Als Energieträger werden hauptsächlich die fossilen Brennstoffe Erdgas und Heizöl verwendet.
Um Erfolge im Klimaschutz zu erzielen und die Ziele des Abkommens von Paris einzuhalten, ist eine starke Einbeziehung der Heizenergie in die Energiewende notwendig. Ohne eine Wärmewende sind diese Ziele schwerer einzuhalten. Dazu gehört eine deutliche Stärkung des Anteils an erneuerbaren Energien im Heizungsmarkt.
Wer hat die Studien erstellt?
Beide Studien stammen von Startups, die den Verkaufsprozess der Heizungsanlage digitalisieren, um dann eigene Handwerker zum Kunden für die Montage zu senden. Der digitalisierte Verkaufsprozess ermöglicht eine schnellere und einfachere Erstellung passender Angebote für die Kunden. Im Vergleich zum üblichen Prozess der Erstellung von Angeboten wird weniger Zeit benötigt und die Kosten sind geringer.
Von Thermondo, gegründet 2012 in Berlin, stammt die Studie zu Heizungstechnik und Heizverhalten in Deutschland. Sie fragt vor allem nach den Heizmethoden und -technologien, sowie zu der Haltung zu den unterschiedlichen Technologien. Die Studie soll auch Auskunft geben über die Heizsysteme der Zukunft, das Wechselverhalten in Bezug auf die Energieanbieter und die Faktoren, die das Heizverhalten beeinflussen. Für die Erstellung wurde gemeinsam mit TopTarif ein Marktforschungsinstitut beauftragt.
Wesentlich jünger ist Kesselheld aus Düsseldorf, die sich 2015 erst gegründet haben. In 2016 haben sie bereits 8.000 Kundenanfragen zu einer neuen Heizung erhalten. In Gesprächen mit vielen dieser Interessenten haben sie deren Wünsche, Erfahrungen und Erwartungen zum Thema Kesseltausch diskutiert. Aus diesen Erfahrungen entstand die Studie zum Heizungsmarkt 2016. Diese Studie (Download der pdf-Datei, 2,3 MB)) zeigt auf worauf Käufer bei einer neuen Heizung achten, welche Brennstoffe zum Einsatz kommen und wie die aktuelle Situation der Heizung ist.
Welche Interessen haben die Hausbesitzer an die neue Heizung?
Die Heizungsanlage hat die Aufgabe das Haus oder den Haushalt zuverlässig und günstig mit Wärme zu versorgen. Laut der Studie von Thermondo sind eine lange Lebensdauer, hohe Zuverlässigkeit und geringe Betriebskosten die wichtigsten Kriterien für die Heizung, mit jeweils über 70 Prozent der Angaben. Eine gute Ökobilanz hingegen wird nur von 46 Prozent der Befragten genannt. Noch schlechter für die Ökobilanz der Heizung sieht es aus als Kriterium für die aktuelle Heizung. Nur 14 Prozent gaben an sich für die aktuelle Heizung aufgrund einer guten Ökobilanz entschieden zu haben.
Aber bei freier Wahl für ein Heizungssystem würden sich knapp 27 Prozent der befragten in der Studie von Thermondo für eine Heizung mit Solarthermie entscheiden. Immerhin wird die Sonnenenergie als umweltfreundlichste Heizungstechnologie gesehen (94%). Dazu passt der Wert von Kesselheld, dort wünschten 22 Prozent der Interessenten eine Heizung mit solarer Wärme. Bei Thermondo haben sich nur 18,6 Prozent für die solare Wärme entschieden.
Geringe Bereitschaft zum Wechsel des Energieträgers vorhanden
Interessant ist auch sich anzusehen, warum die Eigentümer unzufrieden sind mit der Heizung und wofür sie sich bei der neuen Heizung entscheiden. Das Interesse an einem Wechsel des Energieträgers scheint wenig verbreitet zu sein. Bei Kesselheld wollten 79 Prozent der Befragten bei ihrer Gas- oder Öl-Heizung bleiben. Nur 6 Prozent wollten von Öl auf Gas und 2 Prozent von Öl auf Pellets als Brennstoff umsteigen.
Laut der Thermondo-Studie sind 53 Prozent der Befragten mit ihrer aktuellen Heizung zufrieden. Wer unzufrieden ist (knapp 30 Prozent) begründet dies mit hohen Brennstoffkosten, dem Wunsch nach einem anderen Brennstoff und einem hohen Verbrauch, bzw. einem niedrigen Wirkungsgrad. An vierter Stelle der Gründe für die Unzufriedenheit steht die schlechte Umweltbilanz der Heizung (24 Prozent).
Ist die Zielgruppe der Befragten Hausbesitzer von Thermondo wechselwilliger bei der Heizung? Schwer zu sagen, es handelt sich, im Gegensatz zu Kesselheld, nicht um eine Befragung der Kunden sondern um eine Marktforschung. In der Studie von Thermondo gaben 20 Prozent der Befragten an, sie haben sich für eine Erdgas-Heizung entschieden oder werden sich für diese entscheiden. Solarthermie liegt direkt dahinter mit knapp 19 Prozent, vor Holzpellets mit knapp neun Prozent.
Geringes Interesse an smarten Heizungen
Heizungen können heute, wie viele andere Technologien auch, durch Digitalisierung effizienter werden. In der Heizungsmarkt Studie von Kesselheld ist jedoch ein geringes Interesse der Kunden an einer internetfähigen Heizung deutlich. Nur 13 Prozent der Interessenten wünschen diese Technik, 34 Prozent sind noch unentschlossen und 53 Prozent lehnen den Online-Zugang der Heizung ab.
Eine Begründung wird nicht genannt, doch die Angst um die eigenen Daten oder vor Hackerangriffen wird sicher das wesentliche Gegenargument sein. Zudem sind die Vorteile, wie die Fernsteuerung, intelligente Regelung und eine Fernwartung, zu wenig bekannt.
Kommentar zu den Heizungsmarkt Studien
Die beiden Studien beschäftigen sich darüber hinaus beispielsweise mit regionalen Unterschieden in dem aktuellen Anteil von Heizungen mit erneuerbaren Energien oder dem Interesse daran. Weitere Themen sind beispielsweise die Markentreue, das Alter der aktuellen Heizung, die aktuelle Wohnsituation, das Heizverhalten oder die Bereitschaft den Brennstoff-Anbieter zu wechseln.
Diese Einblicke sind sehr interessant und zeigen deutlich, warum sich so wenig verändert in diesem Markt. Es muss scheinbar noch deutlicher werden, dass eine Heizung mit erneuerbaren Energien die wichtigsten Kriterien der Kunden erfüllen kann, also die lange Lebensdauer, eine hohe Zuverlässigkeit und geringe Betriebskosten. Dabei können nur erneuerbare Energien langfristig für stabile Heizkosten sorgen.
Vielleicht braucht der Heizungsmarkt auch disruptive Veränderungen, welche die Wünsche der Kunden deutlich günstiger und umweltfreundlicher erfüllen. Ein bisschen klingen die Studien auch nach der Frage an den Postkutscher, der antwortet er möchte gerne schnellere Pferde. Neue Speicher-Technologien, solare Fernwärme und die Sektorkopplung werden sicher den Markt in wenigen Jahren deutlich verändern. Ich bin gespannt wie sich der Markt dann verändern wird.
Wie seht Ihr die Ergebnisse der Studien? Helfen sie den Markt zu analysieren. Ich freue mich auf viele Kommentare.
Andere Energieblogger über die Heizungsmarkt Studien
- Ecoquent-Positions: Wie die Deutschen 2016 heizen – und wie sie gerne heizen würden
- EnWiPo: Heizungswünsche: Solarthermie ganz weit vorn
- EnWiPo: Worauf Käufer bei der neuen Heizung achten
Wir hatten die Wahl zwischen einer neuen Heizung und einer Heizungssanierung. Interessant, dass das Interesse an einem Wechsel des Energieträgers wenig verbreitet zu sein scheint. Bei uns war das allerdings auch nicht notwendig.
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