Interview-Serie zum Heizungsmarkt: Teil 1 mit Dr.-Ing. Volker Kienzlen
In wenigen Wochen beginnt die größte Messe für Heizungstechnik, die ISH 2015 in Frankfurt am Main. Es werden dem Fachpublikum wieder spannende Innovationen präsentiert. Doch was kommt davon an auf dem Markt und werden die Austauschraten für alte Heizungen wieder steigen? Oder warten die Besitzer eher auf politische Entscheidungen? Kann auch die Heizungsbranche einen Beitrag leisten zur Energiewende?
3 Fragen an Experten zum Heizungsmarkt
Diesen Fragen möchte ich in den nächsten Wochen nachgehen. Dazu habe ich eine Reihe von Experten aus der Heizungs-Branche um ihre Aussagen gebeten und ihnen drei Fragen gestellt.
Den Anfang macht Dr.-Ing. Volker Kienzlen, Geschäftsführer der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH KEA.
Weitere Interviews werden in den kommenden Tagen bis zur Messe folgen. Wer möchte kann mir selbst Antworten zu den unten stehenden Fragen zusenden.
Was ist die derzeit spannendste Technologie in der Heizungsbranche?
Das ist eine gute Frage. Mein Eindruck ist, dass wir uns gerade stärker auf die gute Umsetzung bewährter Technologien konzentrieren und es keinen Hype um die neue Wundertechnologie gibt. Hilfsmittel für einen einfachen hydraulischen Abgleich zählen dazu, der leider immer noch sträflich vernachlässigt wird.
Daneben ist mein Eindruck, dass das Thema Wärmenetze an Bedeutung zunimmt, auch wenn die Rahmenbedingungen nicht ideal sind. Sie eröffnen aber etliche Möglichkeiten, die es im heimischen Heizungskeller nicht gibt. Dazu zählt die Nutzung schwieriger Energieträger wie Landschaftspflegeholz, industrielle Abwärme oder kostengünstige KWK mit guten Wirkungsgraden.
Warum kommt der Heizungsmarkt bei Sanierungen kaum voran und was müsste sich ändern?
Die richtige Antwort kann ich Ihnen leider nicht bieten aber vielleicht zwei Thesen: Zum einen hat die Heizungsindustrie einige Zeit mit vollmundigen Versprechungen („ab 2004 gehen wir mit der Brennstoffzelle in die Serienfertigung“) selbst dazu beigetragen, dass der Kunde mit dem Austausch seiner alten Heizung gezögert hat. Auch Einsparversprechungen von 30 %, die zwar im Einzelfall erreicht werden können, die aber keinesfalls die Regel sind, dienen nicht der Vertrauensbildung.
Dazu kommt gerade im Mietwohnungsbau, dass Investor und Nutznießer nicht personenidentisch sind. Wenn der Kessel noch funktioniert, warum sollte der Vermieter in einen neuen investieren? Klare gesetzliche Vorgaben können hier helfen.
Welchen Beitrag kann die Heizungsbranche zur Energiewende leisten?
Einen ganz wichtigen. Wenn man die öffentliche Diskussion vor allem der vergangenen zwei Jahre verfolgt könnte man meinen, die Energiewende beschränkt sich auf das Abschalten der Kernkraftwerke und den Ausbau von Windkraft und Photovoltaik. Das ist gut und wichtig aber eben nur ein gutes Drittel der Energiewende. Das zweite Drittel passiert in den Häusern. Das betrifft die Heizungstechnik einerseits aber auch die Reduzierung der Wärmeverluste durch Optimierung der Gebäudehülle.
Die Vision des klimaneutralen Gebäudebestandes ist gut und richtig, braucht aber noch sehr viel Schwung. Zweifelhafte Presseartikel tragen nicht dazu bei, dass die Investoren mit einem guten Gefühl in die energetische Sanierung ihrer Immobilie investieren.,
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