Wie Speicher heute schon sinnvoll eingesetzt werden können
Manche Medien scheinen keine Gelegenheit auszulassen um gegen die Energiewende Stellung zu beziehen. Wenn es sein muss, werden auch Studien mal falsch interpretiert, falsch zitiert oder die Ergebnisse durcheinander gebracht. Das ist vom Thema völlig unabhängig, egal ob es sich um erneuerbare Energien, die energetische Gebäudesanierung oder den Ausbau von Speichern für die Energiewende handelt. Ich muss auch keine Namen nennen, manchen Medien kann man heute einfach nicht mehr vertrauen, das ist Schade.
Aktuell geht es um die Stromspeicher für die Energiewende. Vermutlich ist es kein Zufall, dass kurz vor der Eröffnung des 5 MW-Batteriespeichers der WEMAG AG in Schwerin über die Notwendigkeit von Speichern diskutiert wird.
Inhalt
Studie über Stromspeicher lässt sich unterschiedlich auswerten
Die Studie „Stromspeicher in der Energiewende“, um die es geht, wurde von der Agora Energiewende in Auftrag gegeben und von einem Konsortium des FENES (OTH Regensburg), IAEW (RWTH Aachen), ef.Ruhr (TU Dortmund) und ISEA (RWTH Aachen) erstellt.
Nach der Studie werden Stromspeicher für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien in den nächsten 20 Jahren nicht benötigt. Die zum Ausgleich der wetterabhängigen Stromproduktion benötigte Flexibilität im Stromsystem kann weitaus günstiger bereitgestellt werden: zum Beispiel durch eine flexible Fahrweise von fossilen Kraftwerken, durch aktives Lastmanagement bei industriellen Stromverbrauchern sowie durch Stromhandel mit Nachbarstaaten. Allerdings werden sich Speichertechnologien in anderen Sektoren – vor allem bei Verkehr und in der chemischen Industrie – voraussichtlich schon recht bald stark verbreiten. Davon kann das Stromsystem profitieren, weil beispielsweise Batterien in Elektroautos als Zusatznutzen dem Stromsektor kostengünstig Flexibilität bereitstellen können.
Das kann man jetzt natürlich interpretieren, wie man möchte. Wie flexibel können fossile Kraftwerke gefahren werden, um zum Ausgleich der schwankenden Stromproduktion beitragen zu können? Meines Wissens sind gerade Kohlekraftwerke nur wenig flexibel. Wollten wir nicht auch weg von fossilen Kraftwerken?
Den Verkehrssektor würde ich heute nicht als möglichen Beitrag zur Speicherung von Strom sehen. Die Verbreitung von alternativen Antrieben, egal ob Wasserstoff- oder Elektrofahrzeuge, ist nach wie vor sehr gering. Hinzu kommt, dass es immer noch keine Lösung gibt für die Nutzung des Stroms aus den Batterien in Elektrofahrzeugen im Stromnetz gibt.
Batteriespeicher können wirtschaftlich Primärregelleistung bereit stellen
Die Studie sagt auch, wo Batteriespeicher heute Sinn machen, ist als Kurzzeit-Speicher von wenigen Minuten, wie der Batteriespeicher, der heute in Schwerin eröffnet wird (ich kann leider nicht dabei sein). Der Mitautor der Studie, Prof. Michael Sterner (OTH Regensburg) stellte gestern klar:
„„Batteriespeicher sind technisch besonders gut zur Bereitstellung von Primärregelleistung geeignet. Bei zukünftig sinkenden Batteriepreisen kann eine Primärregelleistungserbringung durch Batteriespeicher gesamtwirtschaftlich sinnvoll sein.“
In der Studie wird daher gefordert, dass Speicher schon jetzt einen gleichberechtigten Zugang zu den Märkten haben müssen. Dies gelte sowohl für Flexibilitätsmärkte, wie der Regelenergiemarkt oder ein künftiger Kapazitätsmarkt, Auch für das Verteilnetz gilt dies, wie in Schwerin, wo der Speicher Aufgaben zur Netzstabilisierung übernimmt.
Schließlich heißt es in der Studie, dass Batteriekraftwerke nicht nur schneller Reserveleistung erbringen können als konventionelle thermische und hydraulische Kraftwerke, sondern dies bei zukünftig sinkenden Investitionskosten auch wirtschaftlich leisten. In speziellen Situationen, in denen fossile Kraftwerke alleine zur Bereitstellung von Regelleistung eingesetzt würden, können Energiespeicher durch den Ersatz von Must-run-Kapazitäten zu einer Reduktion von CO2-Emissionen im Stromsystem beitragen (1.5, Seite 19).
Batteriespeicher der WEMAG wird netzdienlich eingesetzt
Wichtig und erwähnenswert finde ich noch den Satz aus der Studie, wo die Ursache für die negativen Strompreise liegen. Diese werden in der Inflexibilität der Braunkohle- und Kernkraftwerke sowie in dem wärmeorientierten Betriebs von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen gesehen.
Die Studie unterstreicht demnach die Bedeutung des Batteriespeichers in Schwerin. Er wird netzdienlich eingesetzt, kann kurzfristige Schwankungen ausgleichen und ist am Regelleistungsmarkt zugelassen. In der Studie werden auch die Erfahrungen vom Projektpartner Younicos AG bestätigt. Auf der spanischen Azoreninsel ist die Hauptaufgabe der Speicher die Netzstabilisierung und die Netzführung. Längere Flauten und fehlende Sonnenstrahlung werden dort noch vom Diesel-Generator übernommen.
Speicher nur oder schwerpunktmäßig für Stromüberschüsse im Netz zu betrachten, wie in der Studie, ist also etwas kurz gegriffen und macht leider so einseitig reißerische Überschriften möglich. Es geht auch ohne verzerrende Überschrift, wie im Energieblog energiezukunft.eu, die mit einer Frage in der Überschrift sachlich bleiben.
Transparenz-Anmerkung: Die WEMAG AG ist war Sponsor von energynet.de, nimmt aber keinen Einfluss auf die Inhalte und Aussagen.
Das ist eine durchaus berechtigte Frage. Aber auch Biogasanlagen sind nicht ohne Kritik. Wie wird das Biogas erzeugt? Welche Rohstoffe? Was passiert mit der Wärme in KWK-Anlagen? Was ist, wenn keine Regelleistung abgenommen wird?
Ich glaube eine einzige Lösung kann es nicht geben, wir werden regional viele unterschiedliche Lösungen für die Netzstabilität brauchen. Zudem ist diese Batterie für den Ausgleich von sehr schnellen Schwankungen geeignet, da reicht eine Wolke im Sommer aus.
Biogasanlagen würde ich eher für die Regelleistung von mehreren Minuten sehen. Vielleicht werde ich mich aber auch mal mit dem Potential anderer Möglichkeiten für die Regelenergie befassen.
Hallo, ohne mich lange über die getätigten Investitionen des 5 MW Speichers zu informieren möchte ich doch fragen, bekommen wir das ganze nicht günstiger? Mittlerweile sind Biogasanlagen in der Lage Primärregelleistung anzubieten. Sie sind eine etablierte, sichere und im Verhältnis zu solchen Großspeichern deutlich günstigere Technologie. Außerdem gibt es für sie bestehende Geschäftsmodelle, die nicht nur aus der Bereitstellung von Primärregelleistung bestehen damit aber verbunden werden können.
Desweiteren:
Ich bin ein großer Gegner konventioneller Kraftwerke und allen voran von Braunkohlekraftwerken. Aber mit einem 5 MW Speicher ein ganzes Kraftwerk von mehreren 100 MW ersetzen zu wollen halte ich hier als Argument für die dringend benötigten Speicher für weit hergeholt.