Entwicklung des Smart-Home aus Sicht eines Herstellers
Wie werden sich Haushaltsgeräte weiter entwickeln? Der Stromverbrauch scheint schon sehr weit ausgereizt zu sein, so konnte ich im letzten Jahr zur IFA 2013 fast durchgehend Geräte vorstellen mit die Energieeffizienzklasse A++, A+++ oder sogar deutlich besser. Ob diese Entwicklung weitergehen wird, kann ich nicht beurteilen. Ich sehe aber Entwicklungen, die eine Optimierung des Energieverbrauchs in der Vernetzung von Geräten suchen. Das gilt für die Vernetzung mit dem Nutzer und als auch für Geräte untereinander.
Zur CES in Las Vegas gab es noch die berechtigte Kritik, dass vernetzte Systeme nur mit Produkten des gleichen Herstellers kommunizieren können. Lange wird sich das sicher nicht halten können und ich bin gespannt was wir in dem Bereich auf den nächsten Messen zu sehen bekommen.
Inhalt
Smart-Home Interview mit BSH-Group
Um einen Einblick in die aktuelle Entwicklung zu erhalten und einige Fragen aus diesem Bereich zu beantworten, habe ich mich an die Projektleiterin Smart-Home der BSH-Group, Frau Dr. Claudia Häpp, gewandt.
energynet.de: Auf der CES in Las Vegas waren asiatische Hersteller zu sehen, die eigene Lösungen für ein Smart Home gezeigt haben. Diese kommunizieren aber nur mit Produkten aus dem eigenen Haus. Ist das wirklich sinnvoll?
Dr. Claudia Häpp: Eine proprietäre Lösung macht unserer Meinung nach keinen Sinn. Mittel- bis langfristig müssen Geräte Markenübergreifend miteinander vernetzbar sein. Das haben auch unsere zahlreichen Kundenstudien ergeben. Kein Verbraucher möchte sich ausschließlich auf eine Marke festlegen.
Offene Standards für Vernetzung von Haushaltsgeräten
energynet.de: Welche Strategie wird Siemens einschlagen? Wird es eine offene Schnittstelle geben zur Anbindung an andere Systeme oder Technologien?
Dr. Claudia Häpp: Wir plädieren für einen offenen Standard. Dabei setzen wir auf WLAN, welches mittlerweile in fast jedem Haushalt verfügbar ist. Die Geräte kommunizieren direkt über den WLAN Router, ohne dass ein extra Gateway oder sonstiges Smart Home Management System benötigt wird. Dies ermöglicht die direkte Kommunikation zwischen smarten Endgeräten und Hausgeräten.
Durch die WLAN-Lösung könnte die Siemens-Vernetzung auch für den Wettbewerb geöffnet werden. Wir engagieren uns hier für die Standardisierung und sind offen für Gespräche mit Smart Home Playern.
energynet.de: Gibt es bei Siemens einen Zeitplan für die Markteinführung von Smart Home-Anwendungen?
Dr. Claudia Häpp: Auf der IFA 2014 werden wir die ersten vernetzten Geräte vorstellen und auf den Markt bringen.
EEBus notwendig für Energieeffizienz
energynet.de: In Deutschland hat man lange versucht, mit technischen Standards, wie EIB, KNX oder den EEBus, das Smart Home auf den Weg zu bringen. Wird das Smart Home nicht vielmehr vom Internet der Dinge voran gebracht?
Dr. Claudia Häpp: Initiativen wie EEBus e.V. sind notwendig und relevant, wenn es um das Thema Energieeffizienz geht. Das Smart Home umfasst jedoch viel mehr, wie zum Beispiel Lifestyle- und Komfortthemen. Auf diese hat das Internet der Dinge bestimmt seinen Einfluss. Mit unserer WLAN basierten Lösung sind wir dafür aber bestens vorbereitet.
energynet.de: Können Smart Home Lösungen zur weiteren Energieeinsparung beitragen, die über die Energielabel der Haushaltsgeräte hinausgeht?
Dr. Claudia Häpp: Das Gerät und dessen Ausstattung bestimmen, ob man Energie sparen kann oder nicht. Die Vernetzung kann jedoch dazu beitragen, Geld zu sparen. Zum Beispiel, wenn das Gerät dann aktiviert wird, wenn der Strom besonders günstig ist. Oder aber auch, wenn man von unterwegs einen Blick in seinen Kühlschrank werfen kann und dadurch der Einkauf optimiert werden kann.
Vernetzung bietet zudem die Möglichkeit, Konsumenten auf energiesparende Features aufmerksam zu machen, über die das eigene Gerät zwar verfügt, die der Nutzer aber womöglich nicht kennt.
Datensicherheit und Datenschutz haben höchste Priorität
energynet.de: Viele Deutsche machen sich beim Thema Smart Home im Internet Sorgen um ihre Daten. Ist das berechtigt oder wiegen die Vorteile nicht mehr, bzw. kann man diese Sorgen durch technische Maßnahmen zerstreuen?
Dr. Claudia Häpp: Fragen der Datensicherheit und des Datenschutzes haben bei unserer Entwicklungsarbeit höchste Priorität. Das Sicherheitskonzept hinter unserer Connectivity-Lösung wurde zusammen mit Sicherheitsexperten erarbeitet. Daten werden nur nach Zustimmung des Konsumenten gespeichert und dienen ausschließlich der Optimierung. Diese Optimierungen können
durch regelmäßige Updates der App angepasst werden. Die Gerätesteuerung ist ausschließlich in sicheren Netzen möglich. Ferner ist unsere Lösung an den verschiedenen Stellen über Firewalls, Passwörter und Verschlüsselungen abgesichert.
Ich bin gespannt, was in den nächsten Monaten und auf der IFA 2014 von Wettbewerbern zu sehen sein wird. Habt Ihr weitere Fragen zu dem Thema und wen sollte ich noch ansprechen?
Hier ist noch ein weiteres Interview mit Frau Häpp bei cleanthinking.de.