Energy 3.0 – Die Evolution der Energieversorgung
Wir erleben derzeit erst den Anfang eines großen Umbruchs in der Energieversorgung. Denn dazu gehört weit mehr als nur die Änderung in der Art der Erzeugung und Verteilung. Die Energieversorgung verändert sich von einer angebotsorientierten und zentralen Versorgung über die dezentrale und nutzergenerierte Energieversorgung hin zu einer genau an den jeweiligen Bedarf, also an den Verbraucher angepassten Energieversorgung. Das ist zumindest im wesentlichen der Inhalt des Buches „Energy 3.0“ von Rudy Provoost.
Inhalt
„Die Schaffung einer Energiewelt, die auf den Nutzer zugeschnitten ist.“
Dieses Buch, geschrieben auf Englisch, beschreibt den grundlegenden Wandel der Energieversorgung, den wir derzeit erleben. Die Energieversorgung, wie wir sie heute noch kennen, mit wenigen sehr großen Kraftwerken an zentralen Standorten, hat die Industrialisierung möglich gemacht. Sie steht aber heute vor großen Problemen und Herausforderungen, die sich nicht nur auf das Wachstum der erneuerbaren Energien beziehen. Steigende Kosten, negative Folgen für die Umwelt und vor allem ein steigender Energiebedarf von über 9 Milliarden Menschen auf der Welt. Mit der bisherigen Struktur und Art der Energieversorgung wird dies nicht lösbar sein.
Der Nutzer ist in dieser Art der klassischen Energieversorgung, in dem Buch Energy 1.0 genannt, nur passiver Konsument. Er kann sein Verhalten ändern und effizientere Geräte kaufen, um Strom zu sparen. Aber auf das gesamte System hat sein Verhalten keine Auswirkung, es gibt keine Rückkopplung zum Produzenten.
Digitalisierung der Energiewelt
Den Umbruch, den wir derzeit erleben, kann man gut mit der Digitalisierung und dem Web2.0 vergleichen. Konsumenten werden immer aktiver und wollen sich nicht mehr mit ihrer passiven Rolle zufrieden geben. Gebäude werden vom reinen Strom-Bezugspunkt zu einem Energieproduzenten. Diese Energie lässt sich in mittlerweile dezentraleren Infrastrukturen teilen. Die Wirtschaft des Teilens, die ShareEconomy, trifft nun auf die Energiewirtschaft. Damit wechselt in der Energy2.0 der Blick von der Produktion zur Übertragung und Verteilung der Energie in intelligenten und digitalen Netzen, einem Smart-Grid.
Noch steht aber die Energieerzeugung zu sehr im Fokus, wie auch in der aktuellen politischen Debatte. Die Nachfrage nach Strom, bzw. Energie allgemein, wird bisher aber nicht oder nur sehr wenig betrachtet. Nachfrage spielt eher als Gesamtheit eine Rolle oder in der Versorgungssicherheit. Aber die Bedürfnisse einzelner Verbraucher spielen noch keine Rolle.
In der aktuellen Debatte der Energiewende kann man das sehr gut erkennen, es geht immer nur um die Energieproduktion und um die Verteilung. Die Nachfrage und der Konsum von Energie bleiben bislang außen vor.
Nutzen der Energie rückt in den Mittelpunkt
Der Begriff Energy 3.0 geht nun einen Schritt weiter und betrachtet die wirklichen Bedürfnisse der Verbraucher. Wann und wo wird die Beleuchtung benötigt und wie müssen Heizungs- und Klimaanlage geregelt werden, damit die Nutzer sich wohlfühlen? Die Technik wird mehr an den realen Bedarf angepasst, durch Nutzungszeiten oder, noch besser, an den Echtzeit-Bedarf über Smartphones und Tablets.
Erste Ansätze auf dem Markt zeigen bereits solche Möglichkeiten für einzelne Nutzer oder verbinden ganze Stadtteile zur Optimierung der Energienutzung. Diese Welt steckt voller weiterer Möglichkeiten, die dem Nutzer bedarfsgerechte Anwendungen bieten. Mir fallen da vor allem die Heizungsregelungen von tado° und Nest ein.
Zum Autor des Buches
Dass Buch stammt von dem Belgier Rudy Provoost, der erst vor wenigen Jahren von Philips zum französischen Elektrogroßhandel Rexel gewechselt ist und heute CEO von Rexel ist. Er ist auch Vorsitzender der Rexel-Stiftung für eine bessere Energie-Zukunft. Er gilt nach der Angabe auf dem Buch als ein Experte für Transformationen und Innovationen.
Mein Eindruck des Buches
Das Buch ist sehr interessant zu lesen und gibt detaillierte Einblicke in diese sehr umfassende und tiefgreifende Transformation der Energieversorgung. Es ist, wie bereits erwähnt, auf Englisch geschrieben und nicht immer leicht zu lesen. Daher hat mich das Buch häufig an meine sprachlichen Grenzen gebracht. Dennoch finde ich das Buch sehr reizvoll und ist für mich die umfassendste Vision der künftigen Energieversorgung.
Das Buch „Energy 3.0“ geht zwar nicht unbedingt von einer Energieversorgung mit 100% erneuerbaren Energien aus, lediglich von einem deutlich größeren Anteil und einem hybriden Modell mit dezentraler und zentraler Energieversorgung. Dennoch finde ich die Orientierung auf den Nutzer als zentrales Element der Energieversorgung sehr realistisch, sowie die Betrachtung der wirklich benötigten Energie. Schließlich ist die nicht benötigte Energie am günstigsten – eine Binsenweisheit, die in der Energiepolitik kaum Beachtung findet.
Verlosung von zwei Büchern
Habe ich Interesse an dem Buch wecken können? Ich habe hier noch zwei Bücher liegen, die ich unter allen Verfassern von Kommentaren unter diesem Beitrag verlosen möchte. Wer bis zum 02.03.2014 hier einen Kommentar schreibt, kommt in die Lostrommel rein und kann eines der Bücher gewinnen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Vielen Dank für die zahlreichen Kommentare und das große Interesse an dem Buch.
@Thorsten, der VDI hat da eine ganz andere Sichtweise, vermutlich ausgehend vom Stichwort Industrie 4.0. Man kann die beiden Begriffe nicht miteinander vergleichen.
Ich habe nun random.org bemüht und die Nummern der Gewinner-Kommentare ausgewählt. Die beiden Bücher gehen nun an Maximilian und Kurt. Herzliche Glückwünsche!
Wie sich die Ideen der ShareEconomy für eine zukunftsfähige Energieversorgung nutzen lassen, das würde mich ja riesig interessieren. Das Buch klingt nach neuen Erkenntnissen, die sich gewinnen lassen.
Und der Autor jedenfalls, als „Mittelsmann“ zwischen der Old und der New Economy, hat bestimmt was zu sagen.
Lieben Gruß aus HH
Der Ausblick in diesem Buch ist interessant, es zeigt die Möglichkeiten an. Google hat sich schon positioniert.
Klingt interessant.
Geht es in dem Buch – wie leider beim Großteil der Energiewende-Diskussion – nur um das Thema Strom oder wird auch die Wärmeversorgung berücksichtigt? Dort hat man zwar nicht so sehr mit schwankender Einspeisung zu kämpfen, jedoch spielt der Reboundeffekt im Zuge bzw. nach der energetischen Gebäudemodernisierung eine entscheidende Rolle in Bezug auf die tatsächliche Gebäudeeffizienz (Nutzerverhalten/Gebäudetechnik)
Das Buch klingt sehr interessant! Es wird immer wichtiger genau die Energie bereitzustellen, die wirklich gebraucht wird,
und so schnell wie möglich 100 % Erneuerbare Energien zu erreichen!!! dezentral
Es tut mir ja schon leid, aber ich muss aus aktuellem Anlass an dieser Stelle mal Energie 4.0 vorstellen… wurde unlängst beim VDI gezeigt:
http://www.proteus-solutions.de/~Unternehmen/News-PermaLink:tM.F04!sM.NI41!Article.955736.asp
Klingt sehr interessant dieses Buch, da sie die Energiethematik mal von einer ganz anderen Seite beleuchtet. Der Ansatz, die Versorgung individuell an den Nutzer anzupassen gefällt mir. Vor allem auch die Einstellung, nicht nur die Produktionsweise zu verbessern sondern auch das Nutzungsverhalten. Wieso auch sollte man Energie unnötig verschwenden, wenn digitale Hilfsmittel eine genaue Anpassung an die Bedürfnisse des Nutzers ermöglichen können? Sehr spannend diese Denkweise, ich glaube dieses Buch wäre auf jeden Fall einen Kauf wert!
Die Veränderung zu Energy 2.0 und auch 3.0 ist nicht aufzuhalten, auch wenn sich die angestammten Versorger mit allen Mitteln wehren. Indem sie etwa die Energiewende schlecht machen.
Klingt nach einem sehr interessanten Buch.
Wer nicht auf das Buch, noch auf die Politik warten möchte, der kann bereits jetzt hier und heute per
http://www.atomausstieg-selber-machen.de
seinen ganz persönlichen Umstieg von den fossilen Energieriesen zu einem der vier ECHTEN Ökostromanbietern angehen.
Geht ganz einfach 😉
Würde sehr gern mehr über das Thema erfahren, am liebsten mit dem Buch 🙂
Spannendes Thema! Würde ich gerne mehr drüber lesen!
Die Energie(r)evolution wird kommen. Die Frage ist nur wann. Je mehr Personen und Staaten erkennen und öffentlich für den Austritt aus dem Monopol der fossilen Energieträger kämpfen desto schneller wächst auch die Unabhängigkeit von diversen Machtstrukturen. Wir müssen jetzt die richtigen Weichen stellen wenn nicht noch durch länger durch Berge und Täler (der Tränen) wandern wollen.