Wohnungswirtschaft präsentiert 9 Punkte für eine umfassende Energie- und Klimaschutzstrategie
Bisher galt die Wohnungswirtschaft als großer Bremser bei der Erschließung des großen Potentials Energieeinsparung im Gebäudebestand. Gegen jede weitere Verschärfung der Energieeinsparverordnung (EnEV) wurde lautstark protestiert. Fortschritte wurden blockiert und die Fronten schienen verhärtet zu sein.
Dabei ist dieser Bereich sehr wichtig für die Energiewende. Immerhin tragen öffentliche und private Gebäude in Deutschland für Heizung, Warmwasser und Beleuchtung zu einem Anteil von 40 Prozent am Gesamt-Energieverbrauch bei und stehen auch noch für fast 30 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes. Zugleich werden laut BMVBS in privaten Haushalten rund 85 Prozent des gesamten Energiebedarfs für Heizung und Warmwasser eingesetzt.
Ob sich was ändern wird, bleibt abzuwarten. Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen GdW hat jetzt ein Strategiepapier vorgelegt für eine sozialverträgliche Umsetzung der Energiewende im Gebäudebereich. Damit sollen Wege aufgezeigt werden, um mehr Klimaschutz und Energieeffizienz im Gebäudebereich zu erreichen, ohne die wirtschaftlichen und sozialen Grenzen der Modernisierung von Gebäuden. Weitere Sanierungen auf dem bisherigen Wege würden nur günstigen Wohnraum vernichten.
Um die politischen Ziele des Klimaschutzes zu erfüllen, und die Anforderungen der Mieter und der Vermieter, bzw. Bauherren, zu berücksichtigen verlangt der GdW eine ganzheitliche Betrachtung. Der Blick darf nicht nur auf einzelne Gebäude beschränkt bleiben, sondern muss ganze Quartiere berücksichtigen. Auch der Stromverbrauch müsse berücksichtigt werden. „Energieeffizienz ist mehr als die Erfüllung von Energieeinspar-Anforderungen“, so der GdW-Chef Axel Gedaschko.
9 Punkte für Energie- und Klimaschutz in der Wohnungswirtschaft
In der Energie- und Klimaschutzstrategie benennt der GdW neun zentrale Punkte, die unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit umzusetzen sind:
Gebäude effizienter machen: Je nach Gebäudestandard sind entweder umfassende energetische Modernisierungsmaßnahmen ganzer Objekte oder Teilmodernisierungen von Bauteilen notwendig. Hier sind Anreize erforderlich – Zwang ist kontraproduktiv.
Anlagentechnik effizienter machen: Anlagen, insbesondere Heizungen, müssen modernisiert und im laufenden Betrieb optimiert werden. Pflichten zum Einsatz bestimmter Techniken sind kontraproduktiv.
Erneuerbare Energien nutzen: Bei der Energieversorgung von Gebäuden muss ein Energieträgerwechsel – d.h. Veränderungen in der Energieträgerstruktur stattfinden. Energieträger sind, beispielsweise durch die Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien nicht nur bei der Stromerzeugung, zu dekarbonisieren. Im Wärmebereich muss dies für Gasnetze und Fernwärme unterstützt werden.
Energieeinsparung organisieren: Um den Energieverbrauch in Wohngebäuden nachhaltig zu reduzieren, ist ein angepasstes Verhalten der Nutzer – also der Mieter – zu fördern. Raumweise Regelungen müssen kostengünstiger und ergonomischer werden und benötigen eine größere Marktdurchdringung.
Quartiere integriert betrachten: Zentraler Punkt der Strategie ist, dass Energieeffizienz über das Einzelgebäude hinaus für das gesamte Quartier gedacht werden muss. Gebäudebezogene Ziele dürfen nicht eindimensional immer höher geschraubt, sondern zusätzlich müssen quartiersbezogene und gesamtstädtische Maßnahmen hinsichtlich ihrer Resultate für Energieeffizienz und Klimaschutz berücksichtigt werden. Ziel der Bemühungen muss immer die Bereitstellung bezahlbarer, ressourcenschonender und qualitätsvoller Wohnungen sein.
Energie dezentral erzeugen: Strom wird zukünftig häufiger gebäudeintegriert erzeugt. Hier sind bestehende Hemmnisse für dezentrale Energieerzeugung durch Wohnungsunternehmen im Steuer- und Energiewirtschaftsrecht zu beseitigen und es dürfen keine neuen entstehen.
Energie speichern: Die in den Wohnquartieren dezentral erzeugte Energie kann zeitversetzt genutzt werden, was zu einer Entlastung der Netze beitragen kann. Entsprechende Konzepte müssen entwickelt und in die Praxis umgesetzt werden.
CO2-Emissionen ausgleichen: Klimaschutz ist ein weltweites Problem, das nicht durch unwirtschaftlich hohe Anforderungen an Gebäudeeffizienz in Deutschland zu lösen ist. Vor Ort ist alles wirtschaftlich und sozial Verträgliche zur Reduktion des Energieverbrauchs zu tun, was gleichzeitig dem Klimaschutz dient. Durch freiwillige Lösungen im globalen Zusammenhang, wie z.B.CO2-Bindung durch Aufforstung, kann Zeit für die Gebäudesanierung gewonnen und mit einem Bruchteil des Geldes für weitere Maßnahmen in der Summe mehr zum Klimaschutz beigetragen werden.
Klimaänderungen berücksichtigen: Es wird zukünftig notwendig sein, auf den messbaren und zukünftig weiter zu erwartenden Klimawandel auch baulich zu reagieren. Klimaanpassungsmaßnahmen in Gebäuden, etwa zum Schutz vor Sonne, können genau wie Klimaschutzmaßnahmen Modernisierungskosten verursachen, die vom Mieter zu tragen sind. Sie werden zukünftig oft zusätzlich zu Klimaschutzmaßnahmen getätigt. Um Haushalte mit niedrigen Einkommen nicht zu überlasten, müssen sozialverträgliche Maßnahmen ergriffen werden, insbesondere solche, die unabhängig von der genauen Ausprägung des Klimawandels nützlich und wirtschaftlich sind – so genannte „No Regret-Maßnahmen“.
Quelle und ausführliche Informationen zur Strategie des GdW.
Reicht diese Strategie aus oder ist sie nur eine Ablenkung?
Klingt ja alles sehr toll und es sind prima Ansätze dabei, aber es fehlen mir konkrete Lösungen für den Ausweg aus dem Mieter-Vermieter-Dilemma. Mieter sind mit immer höheren Nebenkosten belastet, hier liegen die künftigen sozialen Probleme und hierfür benötigen wir Auswege. Alles andere ist eine Scheinlösung und hilft nicht wirklich weiter. Auch die Nebenkosten müssen schließlich sozial verträglich sein.