War 2011 wirklich der Durchbruch für Solarstrom?
Die Entwicklung der Photovoltaik in den letzten Jahren in Deutschland überraschte auch Fachleute und hat die kühnsten Erwartungen übertroffen. Das Rekordjahr 2010 wurde noch übertroffen (siehe Beitrag), die neu installierten PV-Anlagen haben in 2011 einen Rekordwert von 7,5 GW erreicht und sorgen damit für eine schnellere Absenkung der Einspeisevergütung. Die Branche jammert aber nicht mehr über die Reduzierung der Einspeisevergütung für Strom aus PV-Anlagen, konnten doch die Kosten in mindestens gleichem Maße reduziert werden.
War das der Druchbruch für Solarstrom?
In einem Gastbeitrag für den Ökoenergie-Blog schreibt Olaf Achilles, dass 2011 ein großer Schritt zur Energiewende von unten gelungen ist und die Solarenergie (in Form der Photovoltaik) nicht mehr aufzuhalten ist. Als Beleg wird angegeben, dass Solaranlagen in 2011 mehr als 18 Milliarden kWh Strom erzeugt haben, was ungefähr dem Stromverbrauch von 5,1 Millionen Haushalten im Jahr entsprechen würde. Weiter wird berichtet, dass Solarstrom den Spitzenstrompreis für mehrere Stunden auf das Niveau von Nachtstrom (an der Strombörse?) drücken konnte.
Auch der Aufruf des IPPNW zur Energiewende mit Solarstrom in Bürgerhand und die beschleunigte Energiewende werden als Thesen angegeben.
Aber ist das schon ausreichend für einen Durchbruch für Solarstrom in Deutschland, dem nach wie vor größten Markt für Solarstrom weltweit? Wird die Entwicklung so weitergehen wie 2010 und 2011? Der Anteil Erneuerbarer Energien wird sicher weiter rasant zunehmen, aber ob der Solarstrom weiter so wachsen wird, ist fraglich. Denn es gibt einige Punkte, die wiederum dagegen sprechen könnten.
Kostensenkung der Photovoltaik nicht beliebig fortführbar
Nicht alle Unternehmen werden diesen Preiskampf mitgehen können, wie die Insolvenzen Ende 2011 gezeigt haben. Es wird zu einer Marktbereinigung kommen und nicht alle deutschen Unternehmen werde diese überstehen.
Diskussion um Deckelung der Solar-Förderung
Dann gibt es diese Diskussion um die Deckelung der Solar-Förderung, die immer wieder angestoßen wird vom Bundeswirtschaftsminister. Zum Glück konnte er bisher nicht genügend Unterstützer finden. Einsparungen, bzw. eine Reduzierung der EEG-Umlage wäre kaum spürbar, dafür würden es aber Industrie-Unternehmen und Handwerker deutlich spüren.
Anhaltende Medien-Kampagne gegen Photovoltaik
Die nach wie vor höchste Einspeisevergütung (ab 2013 wird vermutlich die Offshore-Windenergie eine höhere Einspeisevergütung haben als Solarstrom) und der, dazu im Gegensatz stehende geringe Anteil an der Stromversorgung wird immer wieder in Medien und von Vertretern der alten Energiebranche in die öffentliche Diskussion geworfen. Es wird auch immer wieder behauptet, dass Solarstrom sich in unseren Breiten nicht lohne. Gegen diese Vorwürfe muss man sich heute nach wie vor ständig wehren
Die Spitze ist immer wieder die Verwechslung der Anschubfinanzierung durch das EEG, das von den Stromverbrauchern bezahlt wird, mit staatlichen Subventionen. Dies wird wieder einmal (bewusst?) im Spiegel groß aufgetischt, vermutlich zur Stimmungsmache, um zu zeigen, wie groß die Belastung der Öffentlichkeit durch Solarstrom ist.
Solange man sich noch so rechtfertigen muss für die Unterstützung der Photovoltaik, ist noch kein Durchbruch gelungen, auch wenn wir auf dem richtigen Wege sind, wie die Entwicklung zeigt.
Die preissenkende Wirkung der Photovoltaik ist bei der derzeitigen Konzeptionierung des EEG auch gleichzeitig das größte Problem. Denn die EEG-Umlage wird aus der Differenz zwischen Einspeisevergütung und Marktpreis bestimmt.
Sinkt der Marktpreis für Spitzenlaststrom durch die hohe Einspeisung auf Nachtstromtarif, sind die Einnahmen der Netzbetreiber aus dem EEG-Strom minimal. Gleichzeitig muss aber die gesetzliche Vergütung bezahlt werden. Die EEG-Umlage steigt dadurch.
Zwar sinkt gleichzeitig der Preis für konventionellen Strom. Doch der wird nicht zwingend an den Verbraucher weitergegeben. Außerdem wird vor allem die EEG-Umlage kommuniziert. Da steht dann eben 3,6 Cent für Solarstrom und es interessiert niemanden, ob der Börsenpreis für Strom gleichzeitig um vielleicht 1,6 Cent sank.