Beispiel der Sanierung einer Hochhaussiedlung
Steigende Leerstände und eine Gleichförmigkeit der Fassaden in Material, Farbe und Gliederung prägten die „Burg“ – typisch für die Modul-Bauweise der 60er Jahre. Die Höhenstaffelung mit teilweise mehr als zehn Stockwerken verstärkte das inzwischen unattraktiv gewordene Gesamtbild. Mit der Planung wurde das Braunschweiger Architektenbüro KSP Jürgen Engel beauftragt. Die Sanierung des Hochhauskomplexes stellte alle Beteiligten vor eine große Herausforderung: „Bauen im Bestand ist wie eine Wundertüte. Viele Bauteile aus den 60er Jahren waren nicht genormt. Wir mussten jedes Fenster, jeden Balkon und die Fassadenverkleidung individuell anpassen“, beschreibt Bauleiter Alexander Faul die Aufgabe.
Der erste Bauabschnitt begann 2008 mit dem Rückbau der ersten Hochhäuser, der Ende des Jahres abgeschlossen ist. 2011 folgt die Sanierung eines weiteren Hochhauskomplexes. Die Arbeiten werden voraussichtlich 2013 abgeschlossen sein.
So wird das Haus Energetisch zeitgemäß
Alle Wohnungen und Penthouses erfüllen einen hohen energetischen Standard. Solarthermie-Kollektoren mit einem Pufferspeicher sorgen für eine Warmwassergewinnung durch Ausnutzung der Sonnenenergie und erreichen einen Deckungsanteil von ca. 40 Prozent.
Die Außenhüllen aller Wohnungen wurden mit 16 Zentimeter dicken Polystyrolplatten an der Fassade gedämmt, 18 Zentimeter auf den Flachdächern. Überall dort, wo es der Brandschutz fordert, kommt Mineralwolle zum Einsatz. Beeindruckend ist das Wechselspiel der Fassadensysteme, das alles andere als von der Stange wirkt: Zum einen erhalten die Gebäude Mehrschichtverbundplatten mit Holzfurnier in verschiedenen Tönen, zum anderen eine Putzoberfläche.
Die neuen Fensterkonstruktionen liegen mit einem Uw-Wert von 1,3 W/m²K auf Neubau-Niveau. Die Fenster der Penthouse-Wohnungen sind mit Dreifach-Wärmedämmglas (Uw-Wert von 0,5 W/m²K) ausgestattet – modernes Glas dämmt so gut wie eine Wand. Die Penthouses sind als Aufstockung konzipiert. Ihre Wände sind monolithisch hergestellt und ebenfalls mit einer Wärmedämmung versehen. Der Deckenabschluss ist als Holzkonstruktion entstanden. Mit der 30 Zentimeter-Dämmung wird hier ebenfalls ein besonders hoher Energiestandard erreicht. Die Treppenhauswände im Kellergeschoss wurden auf der Kellerraumseite und der Außenwand gegen das Erdreich mit zehn Zentimeter Wärmedämmung versehen. Dadurch geht die Wärme der Treppenhäuser nicht an das Kellergeschoss verloren. Dieses ist zudem mit einer Perimeterdämmung von 16 Zentimeter ausgestattet.
Der Einbau einer kontrollierten Wohnraumlüftung in den Obergeschossen sorgt für den Luftaustausch. Sie ist mit einer Wärmerückgewinnung gekoppelt. So entsteht ein angenehmes Raumklima.
Auf dem Außengelände kommen im Innenhof und an Treppenaufgängen modernste LED-Lampen zum Einsatz, die nicht nur die Streu-Lichtemission drastisch reduzieren, sondern auch für Sicherheit im Dunkeln sorgen.
Für das Projekt nutzt die Neuland mehrere KfW-Förderprogramme für „Energieeffizientes Bauen“. „Die modernisierten Gebäude verbrauchen voraussichtlich so wenig Energie, wie nach EnEV für Neubauten vorgeschriebenen ist. Die Penthouse-Wohnungen liegen sogar deutlich darunter“, erläutert Uwe Gabriel, Teamleiter Technik. Der Rückbau wird den Energieverbrauch pro Quadratmeter Wohnfläche voraussichtlich deutlich senken. „Die Modernisierung des Hochhauskomplexes „Neue Burg“ soll ein Beispiel für den verantwortungsvollen Umgang mit alter Bausubstanz darstellen und zeigt, dass auch Wohnanlagen aus den 60er Jahren das Potential für eine soziale, ökologische und ökonomische Aufwertung bergen.“, so Kerstin Mallwitz.
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