Sanierter Altbau wird schönstes Haus der Straße
Die finanziell geförderte Sanierung ihres Altbaus brachte der Familie Fischer-Espey nicht nur eine schöne Fassade. Der Energieverbrauch sank drastisch, der Wohnkomfort stieg. Die neuen gesetzlichen Anforderungen erfüllt das Haus spielend.
1999 war es soweit. Die erste Tochter Katja kam auf die Welt. Die junge Familie Fischer-Espey brauchte mehr Platz als ihre kleine Mietwohnung am Rande der Esslinger Altstadt bot. Mehr Platz versprach ein altes Wohnhaus in der Nähe, das die Fischer-Espeys kaufen wollten. Das Problem nur: Es zog durch die Fenster, das Haus benötigte zuviel Heizenergie, die Fassade war verwittert. Kurzum: Eine Sanierung war bald fällig.
„Wir beschlossen, das Haus ganzheitlich zu sanieren“, sagt Renate Fischer-Espey. „Eine neue Fassade mit besserer Dämmung, eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung und erneuerbare Energien schaffen jetzt vor allem mehr Behaglichkeit.“ Ein weiterer Vorteil: Das Domizil erfüllt bereits heute die Anforderungen des Erneuerbare Wärme-Gesetzes von Baden-Württemberg – für Neubauten! „Für sie wird das Gesetz am 1. April wirksam, für bestehende Gebäude ab 2010“, so Martina Riel vom Programm Zukunft Altbau des Umweltministeriums von Baden-Württemberg. „Neubauten müssen dann 20 % der Wärme durch erneuerbare Energien decken. Wird bei bestehenden Gebäuden nach dem 1. Januar 2010 die Heizung erneuert, muss 10 % der Wärme aus erneuerbaren Energien erzeugt werden.“
Rat holten sich die Eheleute von den Architekten Barbara Thiele-Höfler und Erwin Höfler. Sie vereinbarten eine behutsame Sanierung in drei Schritten. Das Ergebnis ist beeindruckend: Verbrauchten die 237 m2 Wohnfläche vor der Sanierung 35.000 Kilowattstunden (kWh) jährlich, sind es jetzt nur noch knapp 14.000 kWh. Auf den Quadratmeter umgerechnet sind das rund 58 kWh. Die Forderung der Energieeinsparverordnung EnEV wird damit um fast 40 % unterschritten. Der neu ausgestellte Energieausweis zeigt „grün“, die Werte befinden sich hier im oberen Fünftel – das erhöht Miet- und Gebäudewert. Barbara Thiele-Höfler, mit einer Zusatzausbildung als Energieberaterin, informierte die Familie über die technischen Möglichkeiten, kümmerte sich um die finanzielle Förderung und die Bauleitung. Zuerst wurden die Fenster im Erdgeschoss ausgetauscht und eine effiziente zentrale Gasbrennwerttherme installiert.
So konnte die Familie schon im Juni 2001 das Parterre beziehen. Ein weiterer Vorteil des Sanierungsplans: Die Finanzierung wurde auf mehrere Jahre gestreckt. Das Obergeschoss bekam 2004 neue Fenster und Anschlüsse an die Heizung. Der Hauptteil der Sanierung erfolgte im Frühjahr 2007. Handwerker brachten die Gebäudehülle inklusive Dach auf den neuesten Stand, installierten die Wohnraumlüftung und bauten als weitere Entlastung der Gasheizung Solarkollektoren und eine Holzheizung ein. Die Fenster aus dem Jahr 1950, teilweise einfach verglast, wichen neuen Holzfenstern mit Wärmeschutzverglasung. Die Planer setzten die Fenster fassadenbündig. So konnten die Rahmen bei der späteren Fassadenmodernisierung ganz einfach ein Stück mit überdämmt werden. Das verringert die Wärmeverluste. Nach Westen wurden die Brüstungen entfernt und durch großzügige Fenstertüren ersetzt. In Zukunft werden hier Balkone stehen – ohne Kältebrücken zum Gebäude.
Die Handwerker verbauten rund 65 Kubikmeter Wärmedämmung. 18 cm dicke Platten aus Mineralfaser dämmen unter dem neuen gelben Putz das Mauerwerk. Das Ziegeldach mitsamt der Gaubendächer erhielt 20 cm Mineralwolle, die Seitenflächen der Gauben Dämmplatten. Die Folge: An heißen Tagen sind die Räume angenehm kühl, an kalten Tagen mollig warm. Die Kellerdecke wurde ebenfalls gedämmt.
Eine tragende Säule des Energiekonzepts ist die Wohnraumlüftung. Das Lüftungsgerät sorgt geräuschlos für optimale Luftqualität. Bei Kälte überträgt es rund 90 % der Abluftwärme auf die Zuluft. In allen bewohnten Räumen gibt es Ab- und Zuluftöffnungen, ein Heizungsbauer stellte die Regelung passend zu den Lebensgewohnheiten ein. In der warmen Jahreszeit kühlt die Lüftung dank Erdspeicher oder die Familie lüftet herkömmlich über die Fenster.
Ein Scheitholzkessel und eine Solarthermieanlage drücken den Gasverbrauch ebenfalls. „Wir entschieden uns für dachintegrierte Solarkollektoren“, erzählt Christoph Espey, „da sie gut neben unsere Dachfenster passen.“ Außerhalb der Heizperiode decken sie den Warmwasserbedarf vollständig. Im Winter und in der Übergangszeit wärmen sie das Wasser für den täglichen Bedarf und für die Heizung vor. „Vor allem im Frühling und Herbst reicht das Befeuern des Holzkessels für die gewünschte Endtemperatur. Das ist ökologischer und macht uns unabhängiger“, findet Christoph Espey. „Ich hacke zudem für mein Leben gern Holz.“
Zuschüsse brachten den Fischer-Espeys gut 17.000 Euro, der Zinssatz für den Kredit über 107.000 Euro des CO2-Gebäudesanierungsprogramms der KfW liegt bei sensationell niedrigen 1,8 %. Die monatlichen Heizkosten sinken 2008 voraussichtlich auf ein Drittel. Im Jahr spart das über 1.600 Euro, ziehen die Energiepreise wie bisher weiter an, entsprechend mehr. Hinzu kommen ein höherer Wert der Immobilie, mehr Gemütlichkeit – und ein attraktives Äußeres. „Kurz nach der Montage der grünen Fensterklappläden kam der Brief einer Nachbarin“, freut sich Renate Fischer-Espey. „Sie schrieb uns: ‚Jetzt ist es das schönste Haus in der ganzen Straße.’“
Davon brauchen wir noch viel mehr. Der Energieverbrauch im Bestand ist das, was besser werden muss, da hier der Verbrauch ja schon bis zu dreimal so hoch ist wie die EnEV Vorschriften von 2002…
„Was verbraucht Dein Haus“ muss Stammtisch-Thema werden. Rumprotzen mit dem kleinsten Energierverbrauch! Nicht nur, weils Geld kostet, sondern weils cool ist!
Gruß, Hendrik