Spannende Diskussionen zur Frage ob Energiewende und Klimaschutz im Alltag keine Rolle spielt
Die 5. Ausgabe des Open-Table bei den Berliner Energietagen hat wieder gezeigt, wie Veranstaltungen bei Konferenzen interaktiver gestaltet werden können. Zusammen mit zwei anderen Energiebloggern habe ich wieder ein Thema der Kommunikation für die Energiewende ausgesucht und mit den Teilnehmern diskutiert. Es ging in diesem Jahr um die Frage, wie wir die Menschen für Energiewende und Klimaschutz aktivieren können. Mich interessierte vor allem die Frage, ob Enegiewende und Klimaschutz im Alltag eine Rolle spielen für die Menschen oder eher nicht. Das Interesse war groß und die Erfahrungen, die alle eingebracht haben, vielfältig.
Inhalt
- 5. Ausgabe des interaktiven Open-Table bei den Berliner Energietagen
- Wie können wir die Menschen aktivieren für Energiewende und Klimaschutz?
- Diskussion von drei Thesen in drei Gruppen
- These: Energiewende und Klimaschutz spielen keine Rolle im Alltag der Menschen
- Wege zur Aktivierung der Menschen
- Mein Fazit
5. Ausgabe des interaktiven Open-Table bei den Berliner Energietagen
Alleine durch die späte Zeit von 18 Uhr am Ende eines langen Tages mit vielen Vorträgen kann man nur mit interaktiven Elementen die Teilnehmer bei Laune halten. Aber darum geht es nicht beim Open-Table. Uns geht es vielmehr darum die unterschiedlichen Erfahrungen aus der Praxis in die Diskussion einzubeziehen. Alle, die sich für die Energiewende auf ihre Art engagieren, machen ihre Erfahrungen. Wer mit Veranstaltungen und Informationen versucht die Mitmenschen zu erreichen, weiß nach einiger Zeit was funktioniert und wie man sie aktivieren kann.
Wie können wir die Menschen aktivieren für Energiewende und Klimaschutz?
Mit dieser Frage haben wir uns beim Open-Table auf den Berliner Energietagen 2018 beschäftigt:
„Wie können wir die Menschen aktivieren für Energiewende und Klimaschutz?“
Kaum jemand aus meinem privaten Umfeld interessiert sich wirklich für diese Themen. Vielleicht gibt es mal eine gute Diskussion, aber das war es dann auch. Es ist niemand in meinem privaten Freundeskreis sehr interessiert an diesen Themen. Ja, man müsste was tun für den Klimaschutz, aber bei viel mehr ist es doch zu aufwändig oder zu teuer. Das ist sicher eine sehr verbreitete Einstellung. Daher stelle ich mir immer die Frage ob und wie man diese Menschen erreichen und aktivieren kann.
Eine weiterer Ausgangspunkt zum Open-Table stammt aus der Broschüre „Der Weg zum Klimabürger“ des Institut für ökologische Wirtschaftsforschung IÖW. Dort heißt es unter anderem rund 84 Prozent der Bürgerinnen und Bürger sprechen sich für die Energiewende in Deutschland aus. Aber nur 39 Prozent kann man als aktiv bezeichnen. Als aktiv gilt, wer zuhause Maßnahmen zum Energie sparen umsetzt, Ökostrom bezieht, in Erneuerbare Energien investiert oder sich in einer Organisation engagiert. Die überwiegende Mehrheit, 61 Prozent der Bevölkerung, kümmert sich also nicht um diese Themen.
Diskussion von drei Thesen in drei Gruppen
Beim Open-Table haben wir dieses Jahr drei Thesen zu dieser Fragestellung aufgestellt und diese mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in drei Gruppen diskutiert. Auf diesem Weg konnten wir alle besser einbeziehen, auch diejenigen, die in großen Gruppen eher zurückhaltend sind.
Unsere drei Thesen:
- Bei den meisten Menschen spielen Energiewende und Klimaschutz im Alltag keine Rolle.
- Es gibt eine Bandbreite an Beteiligungsmöglichkeiten. Sind Bürgern diese bekannt, lassen sie sich eher aktivieren. (Katja Reisswig, technewable.com)
- Aktivieren von passiv auf hochaktiv ist unmöglich. Sondern aus dem was ist kann ein Quäntchen mehr herausgekitzelt werden. (Kilian Rüfer, sustainment,de)
Im folgenden möchte ich nur auf die Diskussion zu These, der These 1, näher eingehen. Die Berichte zu den anderen beiden Thesen sind bei technewable.com von Katja Reisswig und Kilian Rüfer in ihren Blogs zu finden, Links siehe oben.
These: Energiewende und Klimaschutz spielen keine Rolle im Alltag der Menschen
Bei den notierten Argumenten zu meiner These fällt auf, dass diese Themen zu trocken und zu ernst sind. Wenn es mal emotional wird, dann geht es um Bäume im persönlichen Umfeld, die gefällt werden sollen. Erstaunlich viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Diskussion wünschten sich mehr Spaß bei der Bearbeitung der Themen Energiewende und Klimaschutz. Zumindest muss das negative Image weg, denn vor allem Klimaschutz wird in der Bevölkerung als sanktionierend oder als Verzicht wahrgenommen. Laut den Aussagen kommt das Thema Energiewende bei den Menschen besser an als der Klimaschutz. So denkt man sich vermutlich, wenn in der Politik nichts passiert, warum soll man dann selbst vorangehen?
Diese Argumente decken sich recht gut mit meiner Wahrnehmung. Das sind einfach trockene und sehr komplexe Themen, die nicht alle Menschen emotional ansprechen. Dennoch wurden Zweifel geäußert in der Diskussion ob Klimaschutz gleich sexy sein muss? Ich könnte das auch nicht genau definieren. Aber wir alle haben schon genug ernste Sorgen, die uns näher sind als der Klimawandel. Aber wenn wir die Folgen direkt spüren, dann stellt sich der Zugang mit Sicherheit ganz anders dar. Dennoch sollten wir nicht warten müssen, bis alle die Folgen des Klimawandels direkt spüren. Aber was nicht gut ankommt, ist wenn wir den Zeigefinger auspacken und belehrend agieren. Denn wir anfangen und anderen Menschen den Lebensstil vorschreiben, können wir auch eher Ablehnung erzeugen als Unterstützung.
Wege zur Aktivierung der Menschen
Wir haben auch bei der These 1 Wege angesprochen um mehr Menschen für Energiewende und Klimaschutz zu aktivieren. Dazu gehören so einfache Maßnahmen wie Sachverhalte möglichst verständlich zu machen, die persönlichen Vorteile anzusprechen, Zielgruppen direkt anzusprechen oder einfache Maßnahmen in die Breite zu tragen. Positiv kam die Idee an vor Ort gemeinsame Aktivitäten umzusetzen, was besser und motivierender ist als wenn jeder alleine für sich an etwas arbeitet. Daher fanden besonders viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Vorschlag interessant lokale Projekte zu etablieren. Es scheint dabei noch Potential zu geben. Eine schöne Idee ist auch die Menschen mit Currrywurst oder anderen Leckereien zu Veranstaltungen zu locken. Dieses Beispiel, wenn ich mich richtig erinnere von der Modellstadt Bottrop, zeigt, dass man sich auch auf die Zielgruppe zu bewegen muss um sie abzuholen.
Mein Fazit
Der 5. Open Table bei den Berliner Energietagen hat besonders viel Freude gemacht, wir konnten in den kleinen Gruppen viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer einbeziehen und andere Erfahrungen, bzw. Sichtweisen deutlich machen. Es zeigte sich auch, dass wir mal darüber nachdenken sollten wie wir argumentieren und wie wir die Menschen ansprechen. Wollen wir sie für etwas begeistern, wollen wir sie von etwas überzeugen oder wollen wir sie belehren?
Die positiven Rückmeldungen zum Open-Table bestärken uns dieses Format weiter anzubieten. Vielleicht haben noch andere Veranstalter oder Organisationen Interesse an einem solchen interaktiven Format.