Ein etwas anderer Demo Day beim A2 Accelerator
Am Demo Day eines Accelerators stellen sich die Start-ups einem ausgewählten Publikum vor und zeigen was sie gelernt und entwickelt haben. Beim A2 Accelerator in Berlin Adlershof ist es etwas anders. Dort haben die Gründerinnen und Gründer zum diesjährigen Demo Day ihre Projekte mit den Kooperationspartnern aus der Industrie vorgestellt. Entsprechend weit fortgeschrittenen sind die Start-ups in ihrer Entwicklung. Diese Kooperationen zeigen sehr schön anschaulich welche Prozesse die Start-ups in Unternehmen auslösen können und welchen Beitrag sie zur Energiewende leisten. Ich freue mich, dass ich dabei sein durfte, auch wenn ich einige der Start-ups bereits vorher kannte.
Inhalt
Der A2 Accelerator setzt auf Kooperationen mit der Industrie
Die Gründerinnen und Gründer erhalten in dem fünfmonatigem A2 Accelerator Programm ein professionelles Coaching, so wie auch in vergleichbaren Programmen. Vermutlich einmalig ist in Adlershof aber die Zusammenarbeit mit Partnern aus der Industrie. Im Programm enthalten ist damit praktisch ein erster Kunde für den die Start-ups ein Pilotprojekt entwickeln.
Von dieser Form der Zusammenarbeit profitieren beide Seiten. Die Start-ups können ihre Produkte weiter entwickeln und an den Anforderungen eines Kunden anpassen. Und die Unternehmen profitieren von der neuen Sichtweise, von der Art zu arbeiten und von den innovativen Produkten der Start-ups. Daher herrschte eine große Zufriedenheit auf beiden Seiten nach Abschluss des fünfmonatigen Programms. Es war deutlich zu erkennen, dass die Zusammenarbeit für beide Seiten wichtig und fruchtbar ist.
Der Accelerator ist von dem her auch eher ein Katalysator als ein Beschleuniger, wie Roland Sillmann, Geschaftsführer der Wista Management GmbH, in seiner Einführungsrede bemerkte. Ohne den Accelerator wären die Kooperationen nicht zustande gekommen.
Interessant ist auch was Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverband Neue Energiewirtschaft, in der Podiumsdiskussion der Industriepartner sagte. Der Trend gehe in diesem Jahr deutlich hin zu dezentralen Lösungen, viel mehr als im letzten Jahr. Und wir brauchen mehr von den neuen Akteuren, um den Druck von unten auf den Markt und die Politik aufrecht zu erhalten.
Die Start-ups des A2 Accelerator Programms 2017
Auch wenn ich vier der sieben Start-ups aus dem A2 Accelerator bereits kannte, war es doch wieder interessant die Entwicklung zu beobachten. Sie haben sich alle deutlich weiter entwickelt, das
Datalyze Solutions GmbH
Den Anfang machte Jan Rentsch von Datalyze Solutions aus Berlin. Das Start-up gibt es seit 2011 und ist spezialisiert auf die Analyse und Verarbeitung von Daten mit Ortsbezug. Dazu gehört zum Beispiel das Produkt Energytrail, das zur Überwachung von Energieleitungen eingesetzt werden kann. In einer Webapplikation lassen sich Geodaten teilen, um Kunden und Dienstleister auf einer Ebene zusammen zu bringen.
Anschaulicher wird es in den Pilotprojekten im Rahmen des A2 Accelerator Programmes. Mit der NBB Netzgesellschaft, Netzbetreiberin von Gasverteilnetzen in Berlin und Brandenburg, haben sie einen Web Pilot für Serviceaufträge und Dienstleister entwickelt. Mit Hilfe dieser webbasierten Anwendung kann die NBB die Auftragsvergabe optimieren und Kosten sparen. In dem Pilotprojekt mit der MVV Netze haben sie eine App entwickelt, die mit Hilfe von dreidimensionaler Augmented Reality den Verlauf von Versorgungsnetzen sichtbar macht.
Lumenaza GmbH
Für Lumenaza war Alexander Woitas beim Demo Day. Hier war besonders die Entwicklung zu erkennen, die sie durchgemacht haben. Heute bietet Lumenaza verschieden fertige Module an für eine digitale und grüne Energiewelt. Diese modulare Software macht es möglich, dass Stadtwerke und Energieversorger oder Energiegenossenschaften regionalen und regenerativ erzeugten Steom verkaufen können. Beispiele für dieses „utility in a box“ genannte Angebot sind Fichtelgebirgsstrom und EnBW Solar+.
In mehreren Pilotprojekten mit der BTB GmbHBerlin hat Lumenaza die Möglichkeiten aufgezeigt für die Vermarktung des Stroms aus den BHKW von Wohnungsgenossenschaften an die Mitglieer, bzw. an die jeweiligen Bewohner.
perto GmbH
Bei den Präsentationen der perto GmbH gelingt es Sebastian Schröer immer wieder eindrucksvoll zu zeigen welche Bedeutung die Heizungspumpen für den Stromverbrauch haben. Würden alle alten Heizungspumpen ausgetauscht, wäre die sofortige Abschaltung von drei Kohlekraftwerken möglich. Die mögliche Einsparung ist für jeden einzelnen ist enorm, doch der Aufwand ist bisher zu groß. Handwerker rechnen nicht aus, ob sich der Tausch lohnt und helfen nicht bei der Beantragung der Förderung. Da kommt perto ins Spiel mit einem White Label Angebot für Energieversorger. Sie ermitteln schnell und einfach Kosten und mögliche Einsparungen, vermitteln einen Handwerker und helfen bei der Förderung. Für Energieversorger sind damit neue Einnahmen möglich, erhöht sich die Kundenbindung und neue Geschäftsmodelle sind denkbar. Weitere Anwendungen für andere Geräte mit Typenschild sind bereits in der Vorbereitung.
Im Pilotprojekt mit der BTB GmbH Berlin hat perto spezielle Angebote zur Stromeinsparung bei Kunden erstellt. Die Heizungspumpen sind eigentlich Sache der Kunden, aber mit dem Angebot kann die Kundenbindung verbessert werden und eventuell zusätzliche Erlöse erzielt werden. Techniker von BTB, die ohnehin vor Ort sind, nehmen die Daten der Pumpen auf und perto kann für den Kunden ein Angebot zur Reduzierung der Kosten erstellen.
prosumergy GmbH
Die prosumergy GmbH hat sich mit Christopher Neumann als einzigen neutralen Mieterstrom-Anbieter präsentiert. Alle anderen gehören zu einem Energieversorger, prosumergy ist dagegen unabhängig von den Lieferanten des Reststroms. So können sie allen Energieversorgern zu einem eigenen Angebot für Mieterstrom verhelfen, als zusätzlichem Produkt und Beitrag zur Kundenbindung. Und Vermieter können ihre Immobilie durch Mieterstrom aufwerten. Die prosumergy hilft somit allen Beteiligten und kann für Mieter die Stromkosten verringern.
Im A2 Accelerator hat prosumergy zwei Pilotprojekte durchgeführt. Für die MVV haben sie eine Potentialanalyse für einen geplanten Neubau mit verschiedenen Varianten durchgeführt. Es ging um eine Wohnungseigentümergemeinsacht mit 18 WE im Standard KfW Effizienzhaus 40 Plus. Die Umsetzung ist noch offen. Mit der Gasag haben sie zusammen eine gemeinsame Wissensbasis in dem Sektor aufgebaut. Es geht dabei um den regulatorischen Rahmen, der ständig in Bewegung ist, sowie um ein gemeinsames Gespräch mit dem Verteilnetzbetreiber Stromnetz Berlin.
Rabot Energy GmbH
Für Rabot Energy aus Hamburg zeigte Max Both wie sie den Stromhandel optimieren und effizienter gestalten können. Mit Energiemarktprognosen zum besten Preis und Reaktionen auf Preischancen erhöhen sie die Margen und schaffen zusätzliche Wertschöpfung durch Live-Prognosen im Kurzzeithandel. Mit der Software sind viele Anwendungen möglich, wie eine optimierte Direktvermarktung, eine flexible und günstige Beschaffung, sowie ein preisoptimiertes Laden von Elektrofahrzeugen. Im Pilotprojekt arbeitete Rabot Energy mit Alliander zusammen.
SmartB Energy Management GmbH
Wie SmartB Transparenz in den Stromverbrauch von Gewerbeimmobilien bringt, zeigte Alexander Engel. Mit relativ wenig Aufwand erzeugen sie eine hohe Energietransparenz in Echtzeit, bis hinunter auf die Ebene einzelner Geräte durch Disaggregation der Messwerte. Die Werte stammen nur aus einem einzigen Zähler, der die Daten an die Cloud schickt zur Auswertung. In den Pilotprojekten arbeitete SmartB mit der BTB GmbH Berlin und Encevo S.A. zusammen.
Use my energy GmbH
Die Use My Energy GmbH aus Zittau bietet die Optimierung von bestehenden Anlagen, effiziente Neuplanung, optimierte Steuerung und Überwachung von Energieerzeugungs-Anlagen. Dazu setzen sie den UME Designer ein, eine Software-Lösung zur Auslegung der entsprechenden Anlagen. Diese arbeitet mit Simulationen und innovativen Algorithmen. Sie verbindet die Energieerzeugung, die Energiespeicherung, den Verbrauch und den Verkauf. Die Steuerung der Anlagen erfolgt über die UME Box. Sie erwirtschaftet Mehrerlöse durch eine gezielte Steuerung, eine zeitliche Produktionsverlagerung, Einsparung von Energie, Sektorkopplung und Eigenverbrauch.
Im Pilotprojekt des Accelerator-Programms hat Use my Energy für die BTB GmbH Berlin die Optimierung einer Anlage mit BHKW und dezentraler Steuerung (Stichwort: Stromsteuerrückerstattung) geplant. Das Ziel war die Automatisierung der Wahl der günstigsten Erzeugungsart. Der nächste Schritt ist die praktische Umsetzung durch Einbau der UME Box.
Fazit zum Demo Day des A2 Accelerators
Zeitgleich fand in Berlin auch der Demo Day von Clima KIC statt, da haben sich mit Sicherheit auch interessante Start-ups präsentiert. Da hatte ich die Wahl wo ich hingehen sollte. Aber ich war froh bei den Präsentationen bemi Demo Day des A2 Accelerators in Adlershof gewesen zu sein. Oft sind die Geschäftsmodelle der Start-ups auf die Zukunft ausgerichtet. Doch dort hatte ich durch die Pilotprojekte mit den Unternehmen den Eindruck das ist alles sehr aktuell und es war auch praxisnäher als sonst. Es war auch gut zu sehen, wie die Start-ups dazu beitragen die ganz konkret Energiewende voran zu bringen.
Daher freue ich mich auf die Fortsetzung im nächsten Jahr und hoffe, dass viele der Partner dabei bleiben werden. Die neuen Start-ups erhalten auch die Gelegenheit Büroräume im neuen Coworking-Space in Adlershof zu nutzen. Ich hoffe das ist ein Argument, dass es im nächsten Jahr wieder so viele gute Bewerbungen beim A2 Accelerator geben wird.
Ein Kommentar