Serie: Die Energiewende – eine Schönheit vom Lande

“Smart City”, “Smart Home”, die “Stadt der Zukunft” – die Chancen, die die Verschmelzung von Informations-, Telekommunikations- und Energietechnik mit sich bringt, beschäftigen Experten und Medien. Doch stehen dabei meist das Leben und die Infrastruktur in größeren Städten im Vordergrund.
An der Realität der Energiewende geht das vorbei – der überwältigende Großteil des Ökostroms wird auf dem Land erzeugt, in dünn besiedelten, landwirtschaftlich geprägten Regionen. Hier befindet sich auch der Großteil der Verteilnetze, die die Energie aus regenerativen Anlagen aufnehmen und zu Haushalten und Betrieben transportieren.
Wollen wir über intelligente Netze, intelligente Anlagensteuerung und eine effiziente dezentrale Energieversorgung sprechen, müssen wir also aufs Land blicken – denn dort entscheidet sich nicht nur die Energiewende, sondern es entstehen auch wichtige neue Wertschöpfungsketten, die strukturschwache Regionen in die Zukunft katapultieren können.
Wie eine intelligente Energiezukunft auf dem Land aussehen kann, was dafür die Schlüsselfaktoren sind und welche guten Ansätze und Projekte es bereits gibt, hat eine Expertengruppe im Rahmen der Initiative “Smart Country” des Internet & Gesellschaft Collaboratory e.V. untersucht. Die Ergebnisse stellen wir hier in einer Serie vor.
Die Autoren des Berichts sind: Jan Schoenmakers (EWE), Dr. Christian Chudoba (Lumenaza), Torsten Cymanek (Entemo), Andreas Kühl (energynet)
Inhalt
Die Energiewende – eine Schönheit vom Lande
Lange war die Energieerzeugung ein Thema der Ballungsräume: Zwar stammten Kohle und Holz vom Land, doch die Kraftwerke befanden sich meist in der Nähe größerer Städte. Die Energiewende hat das Blatt gewendet: Wind-, Solar- und Biogasanlagen stehen überwiegend im ländlichen Raum, wo zugleich immer mehr Privathaushalte und auch kleinere Betriebe eigene Energie erzeugen. Digitale Mess- und Steuertechnik eröffnet neue Möglichkeiten, diese dezentralen Erzeuger und Verbraucher ökologisch wie ökonomisch sinnvoll zu vernetzen – zu den Energiesystemen von morgen.
Dreh- und Angelpunkt für diese Wende vor Ort sind die Kommunen: An ihnen liegt es, Flächen für neue Anlagen auszuweisen, über den Netzbetrieb zu entscheiden, Maßnahmen zur energetischen Sanierung zu koordinieren und mit Bürgern und Unternehmen die gemeinsame Energiezukunft zu entwerfen. Immer mehr Gemeinden steigen auch selbst in die Energieversorgung ein, errichten eigene Windparks oder übernehmen den Betrieb von Strom-, Gas- und Wärmenetzen.

Energiewende ist eine Chance für ländlichen Raum
In Zeiten von Schuldenbremsen und knappen Finanzen bringt solches Engagement Kommunen schnell an die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Zugleich steigen die Investitionsrisiken im Energiebereich, da erneuerbare Energien sich zunehmend am Markt bewähren müssen, statt sich auf sichere Förderung verlassen zu können, und massive Investitionen in die Zukunfsfähigkeit der Stromnetze anstehen.
Doch bietet die Energiewende dem ländlichen Raum nach wie vor enorme Chancen, neue Wertschöpfungsketten und Einnahmequellen in der Region zu schaffen und qualifizierte Arbeit vor Ort zu halten – Klimaschutz und Wirtschaftsförderung können hier Hand in Hand gehen.
Dieser Bericht möchte Entscheidern in Kommunen und Landkreisen Anregungen geben, was mit dem heutigen Stand intelligenter Energietechnik möglich und sinnvoll ist, um einen Eindruck ebenso von den Chancen zu vermitteln wie von den Kompetenzen, die zu ihrer Ergreifung nötig sind.
Weiterführende externe Links
- Kommunen in der Energiewende – Daten und Projekte
- Studien zur Wertschöpfung für Bürger und Kommunen durch die Energiewende
- Die Energiewende – Ziele, Handlungsfelder und Ist-Stand
Serie zur Energiewende auf dem Land
Weitere Beiträge werden in den kommenden Wochen jeweils Dienstags hier erscheinen. Wer besonders neugierig ist, kann sich bei der Initiative „Smart Country“ bereits in die Texte einlesen, dort sind die Ergebnisse der Expertengruppe im Herbst 2014 erschienen.
Die weiteren Beiträge:
Teil 2: Ein verlässlicher Energiemix aus lokalen Ressourcen
Teil 3: Zukunftsfähige, aber nicht überdimensionierte Netze
Teil 4: Eine profitable Abnehmerstruktur für Anlagen und Netze
Teil 5: Energieeffizienz als Chance für Haushalt und Handwerk
Teil 6: Pragmatische Lösungen für nachhaltige Mobilität
Teil 7: Die Bürger aufklären und beteiligen – auch unternehmerisch
Bin auf die Serie gespannt! Es kommt auf Kommunen an. Genauer kommt es auf Aktive in den Verwaltungen, bei den Bürgern, in den Unternehmen und so weiter an. Die sind es meist, die die tatsächlichen Unterschiede ausmachen. Der Rahmen hinkt der Energiewende weit hinterher.