Energiewende mit großen Vorteilen bei dezentraler Struktur und Eigenverbrauch
Jetzt wird es ernst mit der Energiewende, die Zeiten sind vorbei in denen man Strom aus erneuerbaren Energien als Spielerei oder Liebhaberei abtun kann. Die derzeit geführten Verteilungskämpfe zeigen das sehr eindrucksvoll. Es wird sich nun zeigen müssen, wohin die Energiewende steuert.
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Energieblogger haben besten EEG-Entwurf gesucht
Bei der Suche nach dem Germany´s Next Top EEG haben die Energieblogger bewusst völlig verschiedene Konzepte mit reingenommen in den Vergleich. So können wir gut erkennen in welche Richtung die Energiewende mit diesem oder jenem Konzept gehen wird. Wird der Trend zur dezentralen Energieversorgung anhalten, wird es weiterhin einen festen Einspeisetarif geben, wie soll dieser auf die Stromkunden umgelegt werden und welche Rolle wird künftig der Eigenverbrauch spielen?
In der aktuell laufenden Auswertung der Aktion GNTEEG werden wir die untersuchten Konzepte mal genauer betrachten und die Auswirkungen vorstellen. Das Bewertungs-Schema hat Kilian Rüfer bereits gut erklärt, Kathrin Hoffmann hat das EEG Paradoxon erklärt, den günstigen Strom an der Börse und teuren Strom für Verbraucher, und Andreas Raetsch hat den Weg zum besten EEG-Entwurf aufgzeigt.
Zentrale oder dezentrale Energieversorgung?
Das sind alles entscheidende Fragen für die Zukunft der Energiewende. Wenn ich mir alleine mal die Frage nach zentralen oder dezentralen Strukturen anschaue, ist das schon alleine eine erhebliche Weichenstellung. Dazu gehört auch der Umgang mit Eigenverbrauch von Solar- und Windstrom. Wäre eigentlich eine Energiewende mit zentralen Strukturen und ohne Eigenverbrauch überhaupt denkbar?
Strom aus erneuerbaren Energien kann überall produzieren wo die Sonne scheint oder der Wind weht. Vom Wesen her sind erneuerbare Energien dezentral angelegt. Das zeigen besonders gut die vielen verteilten Photovoltaik-Anlagen auf den Hausdächern. Als zentrale Anlage bräuchten wir riesige Flächen, um diesen Platzbedarf abzudecken.
Bei der Frage zentral oder dezentral spielt noch etwas anderes eine Rolle. Bei einer zentralen Stromversorgung kommt der Strom anonym aus der Steckdose, wir haben keinen Bezug zum Strom und er bleibt damit eine bloße Handelsware. Für die meisten Menschen ist Strom auch heute nur eine reine Handelsware, die möglichst günstig sein sollte – das dürfen wir in der ganzen Diskussion nicht vergessen.
Eigenversorgung ist attraktiv
Aber wenn der Strom aus der Region, vom eigenen Dach oder aus dem eigenen Keller kommt, dann ist Strom nicht mehr so anonym. Er wird greifbarer, wenn man sagen kann, dass ein Teil vom Dach kommt, ein Teil aus dem Keller und/ oder von umliegenden Klein-Kraftwerken kommt. Dieses Argument wird für manche vielleicht nicht nachvollziehbar sein, aber bei sehr vielen Menschen spielt dieses Argument eine wichtige Rolle bei der Investition in eine eigene PV-Anlage, ein Windrad oder ein BHKW.
Für den Eigenverbrauch, von insbesondere Solarstrom, gibt es noch viele weitere Gründe.
- Für selbst verbrauchten Solarstrom muss keine Einspeisevergütung gezahlt werden, dieser hat damit auch keinen Einfluss auf die EEG-Umlage.
- Selbst erzeugter und verbrauchter Strom wird nicht in das Netz eingespeist und belastet nicht das Stromnetz.
- Der Strom vom Dach oder aus dem Keller ist günstiger als aus dem Netz, daher sollten so viele Menschen wie möglich diesen Nutzen können. Die Energiewende ist schließlich für jeden da. Besonders Mieter sollten durch lokale Eigenverbrauchs-Modelle den Strom vom Dach nutzen können.
Eigenverbrauch von Solarstrom in Unternehmen
Auch für Unternehmen ist der Eigenverbrauch von Solarstrom interessant. Hier kommt noch der Punkt hinzu, dass gerade auf großen Industriehallen die notwendigen Flächen vorhanden sind, um eine eigene Stromversorgung vom Dach aufzubauen. Schön erklärt ist die eigene Stromerzeugung in diesem Film-Ausschnitt von dem Film „Leben mit der Energiewende“:
Mir ist die Problematik bekannt, dass Strom von Sonne und Wind nicht immer verfügbar ist, aber ich möchte die dezentrale Stromversorgung mit Eigenverbrauch im gesamten Zusammenhang sehen. Die nächsten Schritte wären flexible Blockheizkraftwerke, die nur dann arbeiten, wenn zu wenig Strom aus Sonne und Wind produziert wird, sowie ein lokaler Abgleich von Erzeugung und Verbrauch.
Ich teile Ihre Begeisterung für den Eigenverbrauch nicht. Nur ein Teil des selbst erzeugten Stroms wird vor Ort verbraucht; der Rest wird über das Netz abtransportiert. Man sollte deshalb auch für das Netz zahlen müssen. Auch findet eine Entsolidarisierung statt. Die Eigenstromerzeuger zahlen keine EEG-Umlage und die vielen Kunden ohne Dach müssen mehr EEG Umlage zahlen – dies ist unsozial, da vor allem ärmere Menschen betroffen sind. Generell bin ich auch der meinung, dass Erneuerbare Energie nciht Dezentral und zu hause sein muss – dies stellt keinen Wert an sich dar. Vielmehr sollte Erneuerbare Erzeugung so kostengünstig wie möglich erfolgen. D.h. die Zukunft gehört großen Onshore Windparks und Freiflächen-Solaranlagen. Die von Ihnen aufgeführten Kriterien für das beste Fördermodell halte ich für unplausibel und ungeeignet.
Schön, dass es auch mal wieder kritische Kommentare gibt.
Das Netz wird nur noch für einen Teil der Last benötigt, ähnlich ist es wenn der Stromverbrauch durch Einsparung bzw. Effizienz reduziert wird. Es wird auch weniger eingespeist von der PV-Anlage bei Eigenverbrauch, wieder eine Entlastung des Netzes. Dass man für das Netz zahlen muss, ist unabhängig von der EEG-Umlage.
Ist es auch eine Entsolidarisierung, wenn sich der Stromverbrauch durch Einsparung und Effizienz reduziert? Mein Stromverbrauch liegt, ohne PV, bei fast 50% eines durchschnittlichen vier Personen-Haushaltes. Müsste demnach eigentlich mit Ja beantwortet werden, ich zahle ja weniger Umlage. Dann trägt aber auch jedes Unternehmen, das von der besonderen Ausgleichsregelung profitiert, zur Entsolidarisierung bei.
Ich glaube es muss einen Mix geben aus dezentralen und zentralen Kraftwerken, dezentral alleine wird nicht ausreichen. Aber, mit dem Wert an sich, wie Sie sagen, ist das eine schwierige Sache, viele Menschen sehen das ganz anders. Sonst wären wohl kaum so viele kleine PV-Dachanlagen installiert worden, das EEG alleine ist es nicht. Viele Menschen wollen genau wissen, woher sie den Strom beziehen und wollen ihn möglichst selbst produzieren.