Tagung über Erneuerbare Energien fast ohne Bürger und ohne Thema Eigenverbrauch
Die Energiewende kommt hierzulande nicht voran. Neben handwerklichen Mängeln beklagen Vertreter der Energiewirtschaft hohe Kosten, fehlenden Netzausbau und hohe Subventionen der Erneuerbare Energien. Im Handelsblatt forderten Siemenschef-Löscher und Eon-Chef Teyssen kürzlich eine Radikalreform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes und wünschen sich mehr Wettbewerb: „Es geht auch um mehr Wettbewerbsfähigkeit und deshalb muss die Energieagenda auch eine Wettbewerbs- und Industrieagenda sein“, fordert Löscher im Handelsblatt-Interview vom 08.07.2013.
Sind das nicht die Bremser der Energiewende? Was tragen Eon und Siemens zur Energiewende bei? Zur Energiewende gehört auch, dass sich die Akteure der Energiewirtschaft verändern, es gibt viele neue, dezentrale Kraftwerke und auch Anbieter von Strom. Die bisherigen Akteure verändern sich zu wenig, setzen lieber auf, vermeintlich günstigere, Kohlekraftwerke, anstatt auf Erneuerbare Energien.
Wo bleiben die Hauptakteure der Energiewende?
Dennoch werden vor allem Vertreter aus Industrie, Politik und Kommunen auf der 4. Handelsblatt Jahrestagung „Erneuerbare Energien 2013“ (26.-28. August 2013, Berlin) diskutieren wie Deutschland wettbewerbsfähig bleiben kann, welche politischen Rahmenbedingungen vonnöten sind und wie Lösungsansätze für einen bezahlbaren Klimaschutz aussehen. Die Hauptakteure der Energiewende, Bürger, die in Energiegenossenschaften oder eigene Anlagen zur Stromerzeugung investieren (siehe Grafik), kommen nur in einem kleinen Teil der Tagung vor. Diese Bürger haben einen großen Anteil an den Stromerzeugungs-Anlagen in Deutschland, werden aber kaum berücksichtigt in der Diskussion, sowohl in der Politik, als auch in den Medien oder in dieser Veranstaltung.
Immerhin wird die Energiegenossenschaft Windbündnis eG, als eine Form der Finanzierung, von badenova Finanzvorstand Maik Wassmer vorgestellt. Diese wurde zusammen mit der Sparkasse, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie dem Landesverband Baden-Württemberg gemeinsam als nachhaltiges Genossenschaftsmodell für den Ausbau der Windenergie initiiert.
Einen größeren Raum erhalten institutionelle Investoren und die Energiewirtschaft. Wie können diese ihre Invesititionsrisiken senken, wo findet man die passenden Partner und wie sehen die richtigen Rahmenbedingungen aus, um die Attraktivität für Investitionen in Infrastruktur und erneuerbare Energien zu erhöhen?
Eigenverbrauch und Erneuerbare Energien gehören zusammen
Durch Erneuerbare Energien erleben wir eine weitere große Veränderung auf dem Energiemarkt. Nicht nur in privaten Haushalten geht der Trend hin zu dem Eigenverbrauch des selbst erzeugten Stroms, siehe Beitrag „PV-Kleinstanlagen bieten enormes Potenzial – zum Nachteil der klassischen Energieversorger“ bei Proteus-Solutions. Auch viele Industrie-Unternehmen sehen in eigenen Solar- und Windenergieanlagen die Möglichkeit langfristig Energiekosten einzusparen und etwas unabhängiger zu werden von steigenden Energiepreisen. Auch diese Thematik gehört zu einer Diskussion um die Erneuerbaren Energien. Wie soll man künftig damit umgehen, mit einer Strafsteuer oder mit höheren Grundgebühren?
Ich bin dennoch sehr gespannt auf diese Veranstaltung und rechne wieder mit weiteren Aussagen, die eine Bürger-Energiewende ausbremsen. Unter diesen Aspekten werde ich die Tagung weiter beobachten und auch direkt von dort berichten.
Schöner Beitrag! Das ist genau der Punkt: Die Akteure der Energiewende sind in erster Linie Bürger, was ja durch das EEG auch beabsichtigt war. Das gefällt den Platzhirschen EON, RWE, Vattenfall und EnBW natürlich nicht- sie verlieren Marktanteile. Dieser Fakt ist den meisten Menschen glaube ich noch immer nicht bekannt, denn zu hören/ lesen sind ja stets die GROSSEN, sprich Verhinderer einer Energiewende. Deshalb ruft das Bündnis „Atomausstieg selber machen“ auch seit Jahren zum Boykott auf – http://www.atomausstieg-selber-machen.de/stromwechsel.html