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Ist das Plusenergiehaus eine Mogelpackung?

Effizienzhaus, Quelle: http://www.zukunft-haus.info
Effizienzhaus, Quelle: http://www.zukunft-haus.info

Neuen Konzepten und Ideen für energiesparende Gebäude bin ich eigentlich immer aufgeschlossen. Daher ist das aktuell häufig erwähnte Plusenergiehaus auch für mich ein Thema. So bin ich in der vergangenen Woche der Einladung von Immonet gerne gefolgt, um im Facebook-Chat Entwicklern einige Fragen zum Plusenergiehaus zu stellen (Protokoll des Chats). Leider konnten wir in diesem Format und in der kurzen Zeit nicht tiefer in das Thema einsteigen. Über manches habe ich aber auch erst anschließend nachgedacht, bzw. Passivhaus-Architekt Guido Schuler hat mich via Google+ zum weiter nachdenken angeregt.

An dem Thema werde ich weiter dranbleiben und demnächst das, momentan im Bau befindliche, Plusenergiehaus besichtigen, um dann hoffentlich persönlich weitere Fragen stellen zu können.

Was mich vor allem beschäftigt, ist die Frage, wie sinnvoll die Aufstellung der Energiebilanz ist. Kann man den Bedarf an Heizenergie und an elektrischer Energie mit der erzeugten elektrischen Energie verrechnen?

Rein physikalisch gesehen ist alles korrekt. Aber es handelt sich eventuell um unterschiedliche Energieträger, je nachdem welche Heizungsart das Gebäude hat. Wenn z.B. mit Gas beheizt wird, fallen die Kosten für das Gas unabhängig davon an, ob das Haus auch Strom erzeugt oder nicht. Es müssen also bestimmte Bedingungen erfüllt sein, dass der Eigentümer wirklich ein Plusenergiehaus hat. Bei einem Niedrigenergiehaus weiß man, es verbraucht wenig Energie – auch wenn es nicht genau definiert ist. Ein KfW-Effizienzhaus verbraucht theoretisch die Heizenergie entsprechend seines Standards. Bei einem Passivhaus ist der Bedarf an Heizenergie und an elektrischer Energie genau definiert.

Definition eines Plusenergiehauses

Bei den Anforderungen für ein Plusenergiehaus findet sich meistens nur die Angabe, dass die Energiebilanz über ein Jahr hinweg positiv ist. So steht es auch in Wikipedia, das Haus gewinnt mehr Energie, als es von außen bezieht. Die benötigte Energie für (Strom), Heizung und Warmwasser wird am Haus selbst gewonnen, meistens durch Photovolatik- oder thermische Solaranlagen.

Soweit so gut, aber Anforderungen an die Effizienz des Gebäudes gibt es damit zum ersten Mal nicht. Man kann also wieder schlechter werden im Heizenergiebedarf, wenn nur genügend Strom erzeugt und ins Netz eingespeist wird. Auf diese Problematik hatte ich bereits bei dem Sonnenhaus und auch anläßlich der Eröffnung des Plusenergiehauses in Berlin hingewiesen. Wenn man weiter Heizenergie beziehen muss und den erzeugten Strom in das Stromnetz einspeist ist nicht weiter gewonnen.

Mittlerweile gibt es bei einigen Haus-Anbietern das Plusenergiehaus schon im Angebot. Hier sieht es teilweise besser aus, es gibt meistens eine Definition des Energiestandards auch ohne PV-Anlage und es gibt intelligente Konzepte, um den Verbrauch an Energie möglichst gering zu halten.

Bei STREIF wird ein Effizienzhaus40 mit Passivhauskomponenten als Plusenergiehaus angeboten. Das Konzept beruht auf drei Säulen, die Energieeffizienz des Gebäudes wird gesteigert, der Energiebedarf der Haushaltsprozesse wird gesenkt und erneuerbare Energien werden genutzt zur Senkung der Betriebskosten.

Bei Weber-Haus ist man schon vor Jahren den Schritt vom Passivhaus zum Plusenergiehaus gegangen, auch hier wird ein intelligentes Konzept angeboten, das die Energiekosten möglichst weit minimiert.

Weitere Konzepte hat die Zeitschrift „Mein schönes zuhause³“ zusammengestellt. Es gibt also doch Plusenergiehäuser, die dem Nutzer Energiekosten ersparen oder zumindest gering halten und das Passivhaus wird sinnvoll weiter gedacht mit intelligenter Gebäudesteuerung und Energieversorgung aus erneuerbaren Energien. So stelle ich mir ein Plusenergiehaus vor, wenn mehr als nur das Schlagwort dahintersteckt und vermutlich auch ganz im Sinne des Erfinders, Rolf Disch. Mit einem klar definierten Effizienz-Standard und einer Strategie zum Eigenverbrauch des selbst erzeugten Stroms kann die Frage in der Überschrift mit „Nein“ beantwortet werden, dann ist das Plusenergiehaus keine Mogelpackung.

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