Passivhaus etabliert sich weltweit
Die 15. Internationale Passivhaustagung kann nach einem wahren Mammutprogramm mit Fug und Recht als die weltweit größte Tagung zum Thema energieeffizienten Bauen bezeichnet werden. Von den rund 1.200 Kongressteilnehmern aus 50 Ländern kam die Hälfte aus nicht deutschsprachigen Ländern, selbst Mitgliedern der russischen Staatsduma und der US Army nahmen am 27. und 28.5 teil.
Energieeffizienz ist der Schlüssel der Energiewende „Energieeffizienz ist ‚on top‘ der Agenda in Brüssel“, bestätigte Clemens Haury von der EU-Kommission an der Plenarsitzung.
Passivhaus verpflichtend ab 2012
Theodor Zillner vom BMVIT: „Die Entwicklungen von Prof. Dr. Wolfgang Feist vor 20 Jahren sind revolutionär gewesen. Er hat frühzeitig erkannt, dass Energieeffizienz der Schlüssel für unsere Energiezukunft ist“. Die LH-Stv. Tirols Anton Steixner und Hannes Gschwentner stellten klar: „Die Zukunft ist das Passivhaus – in Tirol bestens etabliert“.
Dr. Klaus Lugger, Geschäftsführer der Neuen Heimat Tirol (NHT) und Präsident des europäischen Verbandes Gemeinnütziger Bauträger setzt nach: „Alles andere würde auch überhaupt keinen Sinn mehr ergeben. Wenn die Mehrkosten gegenüber dem Mindeststandard bei der Errichtung lediglich 3 Prozent, die Energiekosteneinsparung aber mehr als 50 Prozent ein Leben lang ausmachen, spricht alles klar für das Passivhaus“. LH-Stv. Hannes Gschwentner kündigte zudem an, dass Tirol die 28. Passivhaus-Leuchtturmregion Europas zu werden möchte.
Die Prinzipien des Passivhauses sind weltweit die gleichen
Nur die Details sind regional an die klimatischen und strukturellen Rahmenbedingungen anzupassen. Prof. Dr. Wolfgang Feist vom Passivhaus Institut definierte 8 Klimazonen weltweit mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen. Für alle Regionen und Klimazonen gibt es mittlerweile Passivhaus-Beispiele und Lösungen.
Dr. Alexander Zhivov von der US Army Corps of Engineers stellt fest anhand unterschiedlicher Armeegebäude und klimatischen Bedingungen, dass das Passivhaus den ökonomischsten Standard darstellt.
In Santiago de Chile wurde ein Bankgebäude erfolgreich als Passivhaus ausgeführt, berichtete Dr.-Ing. Marcelo Huenchunir. In Südkorea wurde durch die Bildung einer deutsch-koreanischen Partnerschaft zur Verbreitung des Passivhaus-Standards. Einige Passivhäuser sind schon errichtet worden und werden momentan durch das PHI zertifiziert.
Simone Kreutzer stellte das „erste international zertifizierte Passivhaus in Schweden“ und einem Passivreihenhaus in Kiruna, Schwedens nördlichster Stadt vor: „Es ist möglich, auch im hohen Norden richtige Passivhäuser zu bauen“.
Aus Lettland zeigte Agris Kamender am Beispiel der Sanierung eines öffentlichen Verwaltungsgebäudes der 70er Jahre mit EnerPHit Komponenten auf, dass die Sanierung auf Passivhaus-Standard unter Lebenszykluskosten die kostengünstigste Lösung darstellt.
„Denkmal beim Sanieren an’s Passivhaus!“
Das älteste präsentierte Gebäude war der Brauereigasthof „Niedere Schloss“ aus dem 15. Jahrhundert, der zu einem 4-Sterne Wohlfühl-Hotel mit Passivhaus-Komponenten in Abstimmung mit dem Denkmalamt restauriert wurde. Ebenso ambitioniert war die Sanierung zum Passivbürohaus eines denkmalgeschützten Seitengebäudes des „Gräflich Erbach-Schönbergischen Hofgutes zu Rimbach“ aus dem Jahre 1733. Ein altes Fabrikareal aus dem Jahre 1870 mit denkmalgeschützten Backsteinmauerwerk und gusseisernen Industriefenstern wurde in Wels zum neuen Headquardercenter der Firma Fronius umgebaut. Auf einem Areal von 20.000 m2 wurde der Energieverbrauch dieser historischen Bausubstanz von 225 kWh/m2a auf 24 kWh/m2a reduziert. Die CO2-Emissionen konnten sogar um 95 Prozent gesenkt werden.
Auch die Studienergebnisse der dynamischen Kapitalwertberechnungen von Dr. Berthold Kaufmann und Dr. Witta Ebel vom PHI anhand mehrerer Sanierungsobjekte machten deutlich, dass Sanierungen auf Passivhaus-Standard das ökonomische Optimum darstellen.
Die 16. Internationale Passivhaustagung wird in Hannover von 4. – 5. Mai 2012 stattfinden.