Die Kosten des Klimawandels: Untätigkeit contra Aktivität
Während Regierungen über einen globalen Klimavertrag verhandeln und zugleich die weltweite Wirtschaftskrise zu steuern versuchen, fragen Entscheidungsträger und Öffentlichkeit: Was kostet uns der Klimawandel?
Der Klimawandel ist das größte und fahrlässigste Marktversagen, das die Welt je gesehen hat. Seit der Industriellen Revolution haben wir die Umwelt verschmutzt, ohne dafür zu zahlen. Wir wussten den Wert von Umwelt und Klima nicht zu schätzen und haben so immense ökologische Schulden angehäuft.
Was für Schulden sind das? Und was wird es kosten, sie zu begleichen? Lässt sich das überhaupt berechnen? Wie wollen wir feststellen, was aus einem vietnamesischen Bauern wird, wenn in Tibet Gletscher schmelzen, weil am Amazonas Bäume gefällt werden?
Welche Bereiche in Wirtschaft und Gesellschaft wird es am härtesten treffen? Wasserversorgung, Landwirtschaft, Infrastruktur, Forstwirtschaft, Fischerei, Tourismus, Gesundheitswesen, Energie – sie alle sind Schlüsselsektoren.
Welche Kosten kommen auf diese Eckpfeiler der menschlichen Gemeinschaft zu, wenn nichts gegen den Klimawandel unternommen wird?
Im Jahr 2006 wurde der Stern-Review zu den wirtschaftlichen Aspekten des Klimawandels veröffentlicht. Er ist der bisher einflussreichste Versuch, eine Bilanz des Klimawandels zu erstellen.
Ginge alles weiter wie bisher, so die Schlussfolgerung, würden sich die Kosten des Klimawandels auf eine Summe belaufen, die dauerhaft fünf bis 20 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts entspricht.
2007 errechnete der Klimarat der Vereinten Nationen die Kosten, die alleine durch die nötigen Anpassungsstrategien entstehen. Für Landwirtschaft, Küstenbereiche, Forstwirtschaft, Fischerei, Gesundheitswesen, Infrastruktur und Wasserversorgung könnten die Kosten bis zum Jahr 2030 jährlich 44 bis 166 Milliarden Dollar (31,7 bis 120 Milliarden Euro) betragen.
Dies seien eher vorsichtige Schätzungen, behaupten viele, da die aktuelle Klimaforschung schneller steigende Temperaturen vorhersagt und ebenso eine größere Wahrscheinlichkeit katastrophaler Klimaveränderungen.
Alex Bowen, leitender Wirtschaftswissenschaftler des Stern-Teams sagt: „Wird der Klimawandel nicht gebremst, werden die Kosten mehr als 20 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts ausmachen.“
Wie sollen wir bis Mitte des Jahrhunderts ein Bevölkerungswachstum von 50 Prozent, also von sechs auf neun Milliarden Menschen, verkraften, wenn wir gleichzeitig mehr als ein Fünftel des weltweiten Vermögens verlieren? Das ist eine Frage, auf die rasch Antworten gefunden werden müssen.
Autor: James Tulloch
Veröffentlicht am: 17. Juni 2009
Dieser Artikel passt auch prima zum Blog Action Day 2009, der zeigt, dass die Folgen des Klimawandels weitaus dramatischer sein werden, als die aktuelle Finanzkrise. Und die Politik tut dennoch so, als wäre der Klimawandel unser geringstes Problem.