Reiche Windernte auch im Binnenland II
Ein weiterer Auszug aus der Marktübersicht Windenergie mit Windpotenzialkarten zeigt, welches Potenzial in der Windergie im Binnenland noch steckt:
Auf 120 m Nabenhöhe versprechen Standorte in Mittelgebirgen also Erträge, wie sie bis vor wenigen Jahren nur an der Küste und exponierten Berggipfeln denkbar waren. Und das ist keineswegs bloß Theorie. So erreicht das Bürgerwindrad Brandenkopf auf dem gleichnamigen 945 m hohen Schwarzwaldberg satte 2.300 Volllaststunden. In 2006 zählte die 1 MW-Anlage damit zu den zehn ertragreichsten Anlagen ihrer Klasse im Bundesgebiet. Im Folgejahr stieg ihr Ertrag sogar auf über 2,3 Millionen kWh – bei nur 70 m Nabenhöhe. Kein Einzelfall. Auch eine 1,8 MW starke Enercon E-66/70 in Yach bei Elzach im Südschwarzwald erreicht regelmäßig über 2.000 jährliche Volllaststunden. Und auch drei 14 Jahre alte 110 KW-Anlagen auf der Hochebene Hornisgrinde im Nordschwarzwald zeigen das Windenergiepotenzial von Höhenzügen im Süden. Sie liefern laut Betreiber seit Jahren deutlich über 600.000 kWh – und das bei ganzen 30 m Nabenhöhe. Wie würden die Ertrage erst aussehen, wenn man dort moderen Anlagen bauen würde?
Die Beispiele zeigen: auch im Süden der Republik hängt enormes, bisher noch kaum genutztes Energiepotenzial in der Luft. Doch gerade Baden-Württemberg und Bayern tun sich schwer damit, es zu nutzen. In beiden Länder sind bis heute erst jeweils 400 MW Windenergie-Leistung am Netz. Zum Vergleich: Niedersachens Windmüller haben Ende 2008 die 6.000 MW-Marke geknackt. Und während Brandenburg mit rund 4.000 MW installierter Leistung schon über die Hälfte jenes Potenzials nutzt, das auf einem Prozent Landesfläche zu heben ist, erntet Bayern nur ein Fünfunddreißigstel davon. Bei einem Flächenbedarf von höchstens 7 Hektar pro MW Leistung könnte der Freistaat auf 10.000 MW Leistung aufstocken und hätte dennoch 99 Prozent „windkraftfreie Zone“.
Staatliche Verwaltung trägt zu einer „Versprargelung“ bei, die gar nicht nötig wäre:
Größte Sorge der Windkraftgegner ist die „Verspargelung“ der reizvollen Mittelgebirgs-Landschaften. Doch die ist nicht zu befürchten. Nach Berechnung des BWE würden etwa in Baden-Württemberg 650 moderne 5 MW Anlagen, aufgeteilt auf ca. 250 Standorte mit je drei Anlagen reichen, um zehn Prozent des Strombedarfs zu decken. Bei immerhin 35.751 km2 Landesfläche kann man bei 700 bis 900 Anlagen kaum von einer erheblichen Beeinträchtigung des Landschaftsbildes sprechen.
Dafür allerdings müssten sich die Verantwortlichen auf Landes- und Regionalebene zu einer Neuausrichtung ihrer Standortpolitik durchringen. Die Landesregierung gibt zwar für 2020 das Ziel aus, mit 1,2 TWh Windstrom 1,7 Prozent des Strombedarfs im Lande decken zu wollen. Doch bisher blockieren viele Regionalpläne eine Umsetzung dieser wenig ambitionierten Pläne. Gerade die windhöffigsten Standorte auf Bergkämmen und Hochebenen sind bei den ausgewiesenen Vorranggebieten für Windkraft meist konsequent ausgespart.
„Viele Vorranggebiete liegen an Bergrücken weit unterhalb der eigentlich geeigneten Standorte“, kritisiert Andreas Heizmann, Vorsitzender des BWE Regionalverbandes Südbaden. Zugleich strebe die Landesregierung bisher eine durchschnittliche WEA- Auslastung von 1120 Stunden Volllast an. „Die 60%-Klausel aus § 29 des EEG wird so kaum zu erreichen sein“, kritisiert er. Das stelle nicht nur den Vergütungsanspruch von 9,2 Cent/KWh zur Disposition, sondern die gesamten Ausbaupläne. So machen Windpark-Projektierer einen großen Bogen um die Region Südlicher Oberrhein, seit der dortige Regionalverband 2005 seine Planung vorlegte. „Bisher wurde in den 13 ausgewiesenen Vorranggebieten keine einzige Anlage gebaut“, so Heizmann.
Die Landesregierung und Regionalverbände widersetzen sich mit ihren Planungen dem Effizienzgedanken, der dem überarbeiteten EEG für den Ausbau im Binnenland zu Grunde liegt. Und sie torpedieren damit ihr eigenes Ziel, eine „Verspargelung“ zu verhindern. Denn um die Mengenziele zu erreichen, müssen an den windschwachen Standorten um so mehr Anlagen aufgestellt werden. Wie irrational das Vorgehen teilweise ist, zeigt sich am Windpark Hornisgrinde. Obwohl die drei 110 KW-Anlagen in direkter Nachbarschaft zu einem sehr viel höheren Sendemast stehen, dürfen die Betreiber dort nicht repowern. Und so rotieren die Windräder weiterhin auf ihren 30 m Nabenhöhe vor sich hin, obwohl auf der Hochebene Windverhältnisse herrschen, die so mancher Anlagenbetreiber an der Küste gern hätte. Erzwungene Ineffizienz, die der Akzeptanz von Windkraft im „Ländle“ nicht eben förderlich ist.
Neben dem verschenkten Energiepotenzial haben die vorgeschlagenen Flächen, die teils 270 Höhenmeter unterhalb der eigentlich geeigneten Höhenzüge liegen, weitere Nachteile. Unter anderem für die Umwelt. Denn um die Standorte in den Hanglagen für eine Montage moderner WEA vorzubereiten, wären massive Erdbewegungen und Rodungen für Zufahrten nötig. „Das ist ökonomischer und ökologischer Unsinn“, so Heizmanns Fazit. Bei einem Großteil der ausgewiesenen Vorranggebiete handele es sich um Scheinflächen.
Hallo Andy,
Dein Artikel fasst so ziemlich alles zusammen, was „windmässig“ in Süddeutschland abgeht. Ich war Mitte 2010 auf dem zweiten bayerischen Windenergietag in Fürth und habe dort der Rede des Herrn Söders (CSU) gelauscht, der eine Verdoppelung der installierten Leitung versprochen hatte. Ein halbes Jahr nach seiner Rede passiert immer noch wenig, obwohl viele Anlagengersteller mittlerweile wirklich gute Binnenlandanlagen anbieten. Der Hersteller für den ich z.Zeit arbeite, bietet eine 4,5MW WEA mit 128m Rotordurchmesser an! Demnächst soll eine mit 136m Durchmesser kommen – dann müssten entgültig die alten Ausreden der Bedenkenträger wegbrechen.
Viele viele Windkraftanlagen an exponierten Standorten sind mittlerweile geradezu zu Turistenmagneten und Ausflugszielen geworden.
liebe Grüsse Stefan
" Ihr Artikel hat mir gefallen !
Und hoffe bezüglich eines ROV am Standort Sasbach / Rhein ( Oberrhein )
für eine positive Akzeptanz . "
<em>bearbeitet, 26.10.09</em>