Wie weit ist Wasserstoff?
Ein Gastbeitrag von Sven Geitmann, Verleger und Herausgeber der Zeitschrift HZwei
Ich möchte Sie kurz mal mitnehmen auf einen gedanklichen Ausflug ins Umland der deutschen Bundeshauptstadt. Stellen Sie sich eine kleine, ländlich geprägte Ortschaft knapp außerhalb des Berliner Speckgürtels vor. 17 Jahre nach der Wende hat sich zwar schon so einiges getan, aber die Zeichen der Vergangenheit sind noch deutlich erkennbar. Viele Häuserfassaden in dem Örtchen sind immer noch nicht saniert, die meisten Straßen sind holprig und bestehen aus Kopfsteinpflaster. Die Dorfbewohner sind bunt gemischt: ein Großteil – vornehmlich älteren Semesters – wohnt schon seit Generationen hier, mittlerweile hat es aber auch schon so manche Familie aus der Großstadt sowie aus dem Westteil der Republik hierher verschlagen. Viele Pendler, die zur Arbeit in die 50 Kilometer entfernte Großstadt fahren und gleichzeitig die Ruhe auf dem Land suchen.
Stellen Sie sich bitte nun vor, dass Ihnen in diesem 2.500 Einwohner „starken“ Dörfchen plötzlich ein Brennstoffzellenfahrzeug entgegenkommt. Wären Sie da überrascht?
Ich war überrascht! Und zwar nicht zu knapp. Zugegebenermaßen beschäftige ich mich schon seit geraumer Zeit mit Brennstoffzellen und habe auch schon viele dieser Autos gesehen und auch gefahren. Aber solch einem Modell mit der typischen blau-grünen Metallic-Lackierung plötzlich direkt vor der Dorfschule zu begegnen, darauf war ich dann doch nicht gefasst.
In Berlin geschieht einem so etwas heute schon des Öfteren. Es kann durchaus passieren, dass man unversehens feststellt, mit einem wasserstoffbetriebenen Bus unterwegs zu sein, ohne dass man dies beim Einsteigen bemerkt hätte. Oder aber, vor einem an der Tankstelle steht das Monteurfahrzeug eines großen schwedischen Möbelhauses, das mit Brennstoffzellentechnik betrieben wird. Aber mitten im Brandenburger Land, im ganz alltäglichen Leben? Mit solch einem Ereignis hätte ich dann doch nicht vor dem Jahr 2015 gerechnet.
Aber was hat diese Begegnung der besonderen Art zu bedeuten?
Für die meisten Passanten dürfte dieses Auto gar nichts Besonderes an sich haben, außer dem weithin sichtbaren Aufdruck F-Cell. Wer sich allerdings in der Vergangenheit etwas mit der Wasserstoffthematik beschäftigt hat, dem dürfte bewusst sein, dass dies ein erstes Zeichen einer lang ersehnten Entwicklung sein könnte. Die Kommerzialisierung von Brennstoffzellenautos liegt zwar immer noch in weiter Ferne, aber aufmerksame Zeitgenossen werden der Feststellung zustimmen, dass Brennstoffzellen schon heute in so manchen Bereichen vorzufinden sind – sei es auf dem Campingplatz, in der abgelegenen Berghütte oder eben in dem kleinen Örtchen bei Berlin.
Auf den Branchen-Treffen, wie sie im Januar in Essen während der E-world stattfanden, oder auf der Hannover Messe im April noch stattfinden werden, gibt es die entsprechenden Hintergrund-Infos. Zudem verkündeten nach BMW nun auch DaimlerChrysler und General Motors die geplante Produktion von 100 Fahrzeuge umfassenden Kleinserien. Und auch entwicklungsseitig gibt es viel versprechende Forschritte, sowohl bei der Stackherstellung als auch bei der Kryogentechnik.
Diese Beispiele allein sind sicherlich noch kein Anlass, jetzt schon in Feierlaune zu verfallen. Aber sie geben begründeten Anlass zur Hoffnung, dass sich das lange Warten lohnen könnte.
Also nur nicht die Geduld verlieren.
Mit herzlichen Grüße,
Sven Geitmann
Verleger und Herausgeber der Zeitschrift HZwei
www.hydrogeit.de, www.hzwei.info
Ich möchte anregen, dass Wasserstoff nicht nur furch aufwendige Elektrolyse zu produzieren ist. Wie in meinem Blog-Artikel beschrieben wird auch an der Modifikation einer Algenart gearbeitet, die Wasserstoff produzieren soll. Ich denke, dass die energetische Verwertung von Wasserstoff eine unglsublich wichtige Rolle einnehmen wird, sobald Erdöl nicht mehr zu bezahlen ist.
An den Anblick von Wasserstoff-Autos und Wasserstoff-Bussen habe ich mich schon fast gewöhnt, wobei mein Arbeitsplatz direkt gegenüber einer Waserstoff-Tankstelle liegt. Aber dennoch staune ich immer wieder über die Menge an Fahrzeugen mit Wasserstoff- oder Brennstoffzellen-Antrieb, die es mittlerweile gibt.
Honda bringt dieses Jahr in den USA eine Kleinserie von Brennstoffzellen-Autos auf den Markt, um weitere Erfahrungen zu sammeln.