Eine CO2-Bilanz für Unternehmen erstellen und dabei vom Energiemanagement profitieren
Gastbeitrag von Markus Barella, first energy
Das Thema Klimaschutz ist durch die Corona-Pandemie wieder etwas in den Hintergrund gerückt. Dennoch lohnt sich der Blick und die Frage nach der CO2-Bilanz von Unternehmen, denn irgendwann wird die aktuelle Krise vorüber sein oder soweit zum Alltag gehören, dass sich Unternehmen wieder Zukunftsthemen widmen können.
Klimaneutralität gehört definitiv dazu. Die Europäische Kommission fordert ein klimaneutrales Europa bis 2050. In 2018 hat die Kommission dafür eine Vision einer klimaneutralen und wettbewerbsfähigen Wirtschaft vorgestellt. Noch basiert die Forderung nach mehr Klimaneutralität in Unternehmen weitgehend auf Freiwilligkeit, aber das kann sich in den nächsten Jahren ändern.
Die Gründe für Klimaneutralität und eine ausgeglichene CO2-Bilanz liegen auf der Hand: Etwas Gutes für den Klimaschutz machen, das eigene Image verbessern und die Forderungen aus Politik und Gesellschaft erfüllen. Auch zwingen steigende Energiepreise Industriebetriebe dazu, ihre Emissionen zu verringern.
Erstellt ihr eine CO2-Bilanz hat das außerdem den erheblichen Vorteil, dass ihr sie als Ausgangsbasis für die Ermittlung und Umsetzung von Reduktionspotentialen nutzen könnt – nur wer weiß, wodurch seine Emissionen verursacht werden, kann an den richtigen Stellschrauben drehen, um seine Emissionen zu reduzieren.
Inhalt
Wer erstellt die CO2-Bilanz und wie kann ein Energiemanagement helfen?
Eine CO2-Bilanz wird häufig nach dem sog. Greenhouse Gas Protocol erstellt und ist in drei Emissionsbereiche, sogenannte Scopes 1-3 unterteilt. Diese Scopes/Emissionsbereiche sollen Transparenz herstellen und die direkten und indirekten Emissionsquellen voneinander abgrenzen.
Werfen wir nun einen Blick auf die 3 Scopes:
Scope 1 umfasst die direkten Emissionen. Diese direkten Emissionen entstammen Quellen, die direkt von einem Unternehmen kontrolliert werden. Beispiele sind:
• Verbrennung in stationären Anlagen (z.B. Heizanlagen)
• Mobile Verbrennung (z.B. Fuhrpark)
• Leckagen (z.B. Klimaanlagen)
Wenden wir uns Scope 2 zu. Dieser Emissionsbereich beinhaltet die indirekten Emissionen. Dazu zählen Emissionen, die aus der Verbrennung für die Bereitstellung von Strom, Wärme oder Dampf resultieren.
Während Scope 1 und 2 zum Standard jeder CO2-Bilanz gehören, ist Scope 3 nach dem Greenhouse Gas Protocol optional. Unternehmen können, müssen aber nicht die Scope 3 Emissionen dokumentieren. Bei einigen Unternehmen, die in diesem Bereich aber die meisten Emissionen freisetzen, weil sie z.B. wenig Energie für die Erzeugung eines Produkts aufwenden, dafür aber viel Energie für den Transport benötigen, macht die Integration der Scope 3 Emissionen in die CO2-Bilanz Sinn (häufig z.B. bei Dienstleistungsunternehmen).
Zu Scope 3 zählen alle sämtlichen Emissionen, die durch ein Unternehmen verursacht werden, aber nicht durch das Unternehmen kontrolliert werden. Emissionsquellen sind hier zum Beispiel:
- eingekaufte Waren und Dienstleistungen
- Anlagegüter
- Mitarbeitermobilität
- Abfallaufkommen im Betrieb
- Vor- und nachgelagerte Transporte
- Geschäftsreisen
- Gebrauch, Weiterverarbeitung und Entsorgung verkaufter Produkte
Macht euch Gedanken darüber, welche Scope 3 Emissionen bei euch im Betrieb anfallen und dann könnt ihr entscheiden, ob ihr die Scope 3 Emissionen mit in die CO2-Bilanz aufnehmt. Die Datenerfassung der Scope 3 Emissionen ist deutlich anspruchsvoller als die Datenerfassung der Scope 1 und 2 Emissionen.
Wie kann mir nun mein Energiemanagement helfen eine CO2-Bilanz zu erstellen?
Zunächst einmal: Für ein Energieaudit nach 16247 besteht für Nicht-KMU (kleine und mittelständische Unternehmen) eine Energieauditpflicht. Wer aber ein Energiemanagementsystem nach ISO 50001 eingeführt hat, muss kein Energieaudit durchführen. Grundsätzlich wird ein Energiemanagementsystem nach der international gültigen Norm DIN EN ISO 50001 eingeführt. Diese sieht den sog. PDCA-Zyklus vor: PLAN, DO CHECK und ACT. Für die CO2-Bilanz ist besonders die erste Phase, in der geplant wird, interessant.
Gleich zu Beginn in der Planungsphase des Energiemanagements soll laut ISO 50001 die Energetische Bewertung stattfinden. Für diese werden alle Energierechnungen, Zählerstände und Messdaten gesichtet, analysiert und bewertet. Und genau diese Daten sind die optimale Grundlage für eure CO2-Bilanz. Mit den Energierechnungen und Zählerständen lassen sich sowohl Rückschlüsse auf die direkten wie auch auf die indirekten Emissionen ziehen. Relevante Ansprechpartner für diese Daten findet ihr in eurem Betrieb in der Buchhaltung, im Einkauf oder in der Werksleitung.
Zwar könnt ihr für eure erste betriebliche CO2-Bilanz auch mit pauschalen Annahmen arbeiten, euer Ziel sollte es aber sein, dass eure Daten für die CO2-Bilanz von Jahr zu Jahr genauer werden.
Eure CO2-Bilanz profitiert zum einen durch die gute Datenbasis des Energiemanagements, darüber hinaus sorgt eine ständige Anlagenoptimierung im Rahmen des Energiemanagements für eine deutliche CO2-Reduktion. Beispiele sind eine neue Klimaanlage, die Nutzung von Abwärme oder eine Photovoltaik-Anlage. In welchen Bereichen wiederum eine Investition am meisten Sinn ergibt, wird aus der CO2-Bilanz ersichtlich.
Fazit
Eine CO2-Bilanz ist die Grundlage aller Entscheidungen zur CO2-Reduktion. Sie ist die Ausgangsbasis und sollte auf Basis des Greenhouse Gas Protocols berechnet werden. Durch ein Energiemanagement hat man meistens schon die wesentlichen Energiedaten zur Hand. Wer Unterstützung beim Energiemanagement oder einer CO2-Bilanz braucht, kann sich an first energy wenden.