Erst kommt das Effizienzlabel für neue Heizungen und dann auch noch für alte Heizungsanlagen
In einem Monat wird das neue Effizienzlabel für neue Heizungsanlagen zur Pflicht. Ab 26.09. müssen alle neuen Heizungen, Heizungssysteme und Warmwasserbereiter mit dem neuen Effizienzlabel versehen werden. Damit soll bei neuen Heizungen sichtbar gemacht werden welche Heizungen effizienter sind. Zusätzlich hat das Bundeswirtschaftsministerium vor zwei Wochen verkündet, dass ab 2016 auch für alte Heizungen, die älter als 15 Jahre alt sind ein Effizienzlabel eingeführt wird. Dieses soll von Heizungsinstallateuren, Schornsteinfegern und bestimmten Energieberater ausgestellt werden. Wird das Label Heizungen im Bestand ein Anreiz für den Austausch sein? Dazu habe ich zwei Experten befragt.
Inhalt
- Effizienzlabel für Heizungen im Bestand soll auch informieren über Energieeffizienz
- Reicht das Effizienzlabel aus, um die Austauschrate bei Heizungen zu erhöhen?
- Gaskessel schneiden zu gut im im Heizungslabel
- Energielabel als Zusantzleistung von Installateuren und Energieberatern
- Mieter erfahren nicht, welches Energielabel die Heizung hat
- Weitere Stimmen zum Effizienzlabel für alte Heizungen
- Weitere Beiträge zum Thema Heizungslabel für Bestandsanlagen
- Noch mehr Beiträge zum Thema Heizung aus diesem Blog
Effizienzlabel für Heizungen im Bestand soll auch informieren über Energieeffizienz
Zusätzlich zu den Informationen auf dem Effizienzlabel sollen die Eigentümer auf weitergehende Energieberatungen, wie z. B. Heizungschecks oder die Vor-Ort-Beratung sowie auf Förderungen der KfW und des BAFA hingewiesen werden. Ab dem 01.01.2016 sind Heizungsinstallateure, Schornsteinfeger und bestimmte Energieberater dazu berechtigt das Energielabel für die Heizung auszustellen und auf die alten Heizgeräte anzubringen. Ab 2017 sind die Schornsteinfeger dazu verpflichtet, diejenigen Geräte, die noch kein Etikett haben, zu etikettieren.
Das Effizienzlabel und die Hinweise auf bestehenden Beratungs- und Förderprogrammen sollen daher dazu führen, die Kenntnisse der Verbraucher zum Zustand ihres Heizkessels zu verbessern und so die Motivation zum Austausch zu erhöhen. Erwartet wird – laut Pressemitteilung des BMWi – damit, die Austauschrate bei Heizgeräten um circa 20 Prozent pro Jahr steigern zu können. Derzeit werden nur 3 Prozent der Heizungen im Jahr ausgetauscht. Mehr als ein Drittel der Heizungen in Deutschland ist älter als 20 Jahre alt und würde bestenfalls die Energieeffizienzklasse C erreichen.
Reicht das Effizienzlabel aus, um die Austauschrate bei Heizungen zu erhöhen?
Der Energieausweis von Gebäuden ist nicht akzeptiert auf dem Markt, im Gegensatz zu dem Energielabel für Haushaltsgeräte. Daher bin ich skeptisch, ob ein Energielabel für Heizungen im Bestand dazu beitragen wird, die Austauschrate zu erhöhen. Was denken andere Experten darüber? Ich habe mir Antworten eingeholt von einem Blogger und einem Journalisten, die beide in dem Bereich sich auskennen.
Wie wird der Markt darauf regieren? Wird das Label angenommen und einen Beitrag leisten können zu effizienteren Heizungen?
Martin Schlobach (Blog haustechnikverstehen.de): Da es das Energielabel bereits bei anderen Geräten wie Kühlschränken, TV-Geräten oder Glühlampen gibt, wird der Kunde aus meiner Sicht das Energielabel ohne größere Probleme annehmen. Ich denke das Energielabel wird isoliert betrachtet keinen Beitrag zu effizienteren Heizungen Leisten . Auch wenn eine Heizungsanlage mit der höchsten Effizienzklasse bewertet wird, spielen Nutzerverhalten, Einstellung der Regelparameter und das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten eine wichtige Rolle. Hier wird weiterhin das Fachwissen der Fachfirmen gefragt und ausschlaggebend für die “reale” Energieeffizienz sein.
Gaskessel schneiden zu gut im im Heizungslabel
Jan Gesthuizen (Zeitschrift Sonne, Wind & Wärme): Da es sich um eine Pflicht handelt, wird der Markt das Label annehmen müssen, egal ob es dem einzelnen gefällt oder nicht. Aber unabhängig davon, denke ich schon, dass Endkunden das Label begrüßen werden.
Wir Fachleute wissen, dass das Label wenig darüber aussagt, wie effizient die Heizung wirklich ist. Daher kann ich die Kritiker verstehen, die sagen, die sachgerechte Installation mindestens so wichtig, wie ein effizientes Produkt.
Aber ich finde, dass das Label die Installationsqualität nicht berücksichtigt, muss nicht schlimm sein. Ein Produktlabel ist für Produkte gemacht, nicht für Dienst-, bzw. Handwerksleistungen. Und zumindest auf dieser Ebene wird das Label sicherlich dazu führen, dass der Endkunde eher die Chance hat seine Heizung wenigstens ein wenig selber einzusortieren. Bei allen Fehlern, die das Label hat, ist das sicher ein guter Effekt.
Sorge macht mir allerdings, dass Gaskessel viel zu gut wegkommen. Außerdem habe ich den Eindruck das bei den erneuerbaren Energien Wärmepumpen gegenüber Solarthermie und Biomasse (letzte hat ja noch gar kein Label) deutlich besser wegkommt.
Zumindest im Bestandsbau sind letztere Technologien oft (natürlich nicht immer) besser geeignet, was das Label aber nicht widerspiegelt.
Wer soll die Effizienzlabel für Heizungen im Bestand vergeben und bei welcher Gelegenheit?
Martin Schlobach (Blog haustechnikverstehen.de): Laut dem Gesetzentwurf sind zur Vergabe des Energielabels Heizungsinstallateure, Schornsteinfeger, Gebäudeenergieberater des Handwerks und Ausstellungsberechtigte nach § 21 der EnEV berechtigt. Weiterhin wären die bevollmächtigten Bezirksschornsteinfegermeister/innen verpflichtet Altgeräte ohne Etikett zu etikettieren. Die Kosten für das Anbringen des Etiketts sowie für die Information des Eigentümers und Mieters durch den bevollmächtigten Bezirksschornsteinfegermeister/in, würden nach dem Gesetzentwurf vom Bund getragen.
Energielabel als Zusantzleistung von Installateuren und Energieberatern
Ob die Anlage ein Energielabel hat oder nicht, würde der bevollmächtigte Bezirksschornsteinfegermeister/in dann spätestens bei der nächsten Feuerstättenschau feststellen und gegebenenfalls anbringen. Die Feuerstättenschau findet zweimal innerhalb von sieben Jahren statt, jedoch frühestens im dritten Jahr nach der jeweils vorhergehenden Feuerstättenschau (§10 Absatz 1 und § 14 Absatz 1 SchfHwG ). Ansonsten kann ich mir vorstellen, dass Heizungsinstallateure und Energieberater zusätzlich zur eigentlichen Leistung die Ausstellung eines Energielabels anbieten.
Jan Gesthuizen (Zeitschrift Sonne, Wind & Wärme): Wer die Label vergibt ist ja im Gesetzentwurf geregelt. Das werden Heizungsinstallateure, Schornsteinfeger und bestimmte Energieberater sein. Mir geht der Gesetzentwurf allerdings nicht weit genug. Zum einen werden nur Kessel gelabelt. Sind sie mit einer Solarthermieanlage verbunden, findet das keine Berücksichtigung. Daher habe ich die Sorge, dass hier und da effiziente Heizungen schlechter bewertet werden, als ineffiziente die mehr CO2 ausstoßen.
Auch werden Wärmepumpen nicht gelabelt. Zwar sind moderne Wärmepumpen im Allgemeinen sehr effizient, vor allem wenn sie das Erdreich als Wärmequelle nutzen, aber alte Wärmepumpen können genauso ineffizient sein, wie jede andere Heizung auch. Sie sollten natürlich ebenfalls durch neue Geräte getauscht werden.
Außerdem werden die Label erst ab 2017 verpflichtend angebracht, bei der sogenannten Feuerstättenschau, die nur ca. alle 3,5 Jahre stattfindet. Ab 2016 ist die Kennzeichnung lediglich freiwillig und wird auch nicht vom Staat bezahlt. Der übernimmt erst ab 2017 die Kosten und auch nur für die Pflichtetiketten die nur im 3,5 Jahresrhythmus vergeben werden. Bis sich das Label verbreitet wird es daher unnötig lange dauern.
Wie werden Verbraucher reagieren? Kann das ein Denkanstoß sein zum Kauf einer neuen Heizung, ähnlich wie die Schadstoff-Werte, die Schornsteinfeger schon heute angeben?
Martin Schlobach (Blog haustechnikverstehen.de): Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass eine negative Bewertung der eigenen Heizung durch ein Energielabel zum Kauf einer neuen Heizung anregen kann. Man wird zudem künftig beobachten können, dass das Energielabel von Neuanlagen primär zu Marketingzwecken verwendet werden wird und die Grundlage für die Kaufentscheidung in Richtung energieeffiziente Anlage bildet. Damit würde das langfristige Ziel der EU, in Zukunft über die weltweit energieeffizientesten Infrastrukturen, Gebäude, Geräte, Verfahren, Verkehrsmittel und Energiesysteme zu verfügen, aufgehen.
Mieter erfahren nicht, welches Energielabel die Heizung hat
Jan Gesthuizen (Zeitschrift Sonne, Wind & Wärme): Das glaube ich schon. Das hat es bei Kühlschränken, Waschmaschinen und Co. ja auch getan. Daher wird es bei Eigenheimbesitzern bestimmt funktionieren. Problematisch wird es allerdings in Ballungszentren, da dort vor allem zur Miete gewohnt wird. Eine explizite Information des Mieters ist im Gesetzentwurf derzeit nämlich nicht vorgesehen. Mieter erfahren also nichts von einer eventuellen schlechten Bewertung. Somit fehlt ihnen ein eigentlich tolles Werkzeug, um ihrem Vermieter mal ein wenig auf die Füße zu treten.
Wird eventuell ein Label für ein einzelnes Bauteil, hier die Heizung, besser angenommen vom Markt als der Energieausweis für das gesamte Haus?
Jan Gesthuizen (Zeitschrift Sonne, Wind & Wärme): Ich denke schon. Ein Label, das wirklich physisch auf einem Gerät angebracht wird, ist viel besser greifbar als irgendeine Bewertung in irgendeinem Papier für ein so großes Projekt wie ein Haus.
Weitere Stimmen zum Effizienzlabel für alte Heizungen
Der Branchenverband der Erneuerbaren Energien sieht das Label für alte Heizungen positiv, so Dr. Hermann Falk, Geschäftsführer des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE):
„Das Effizienzlabel für Heizkessel sensibilisiert Hauseigentümer für den Umstieg auf Erneuerbare Energien und leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.“
Auch die Wärmepumpenbranche ist erfreut über diesen Schritt, so Karl-Heinz Stawiarski, Geschäftsführer des Bundesverbandes Wärmepumpe (BWP):
„Der Sanierungsstau im Heizungskeller ist seit Jahren der große Verhinderer für eine nachhaltige Energiewende. Die Effizienznoten sollen an das Gewissen der Verbraucher appellieren, überalterte, ineffiziente Geräte auszutauschen.“
Quelle für beide Zitate: Agentur für ernuerbare Energien
Natürlich sind auch das Heizungshandwerk (ZVSHK) und die Heizungsindustrie (BDH) vom Effizienzlabel für alte Heizungen begeistert, das auf eine Initiative von BDH und ZVSHK zurückgeht.
„Von den in Deutschland installierten 20,5 Millionen Heizungsanlagen entspricht nur etwa ein Viertel dem Stand der Technik“, so Manfred Greis, Präsident des BDH. „Das neue Bestandslabel für Altanlagen ist ein gutes Instrument, um den bisher schleppenden Modernisierungsmarkt im Heizungsbereich in Schwung zu bringen“.
BDH und ZVSHK haben die Umsetzung des Effizienzlabels maßgeblich durch den ständigen Dialog mit der Politik unterstützt. Beide Verbände begrüßen, dass das Label für den Betreiber einer Altanlage kostenlos ist und dass auf Zwangsmaßnahmen bei der Heizungsmodernisierung verzichtet wird. Wichtig sei es nun, dass mit dem Ausstellen des Labels auch eine neutrale Beratung über die technischen Möglichkeiten neuer Heizsysteme sowie über die Möglichkeit der Einkopplung von erneuerbaren Energien erfolge. Zudem müsse über Möglichkeiten der Förderung durch KfW und BAFA informiert werden.
„Das deutsche Heizungsbauerhandwerk steht in den Startlöchern, zum einen, um das Heizungslabel anzubringen und zum anderen, um moderne energieeffiziente Heizungsanlagen einzubauen“, so Manfred Stather, Präsident des ZVSHK. „Handwerk und Industrie werden eng zusammenarbeiten, um diese für den Klima- und Ressourcenschutz wichtige Aufgabe gemeinsam zu meistern.“
Weitere Beiträge zum Thema Heizungslabel für Bestandsanlagen
- Sonne, Wind & Wärme: „Das Heizungslabel für Bestandsheizung kommt“
- Baulinks: „Neues Effizienzlabel für alte Heizkessel kommt zum 1. Januar 2016“
- Cornelius Ober GmbH: „Einführung des Effizienzlabels für Heizungsaltanlagen wird von Verbänden begrüßt“
Was interessiert mich die Effizienz des Heizgerätes? Der größte Kostenpunkt ist doch der Verbrauch des Hauses und seiner Bewohner!
Wenn die Hydraulik vermurkst ist, eine zeitgemäße Dämmung nicht vorhanden und das Verhalten der Bewohner einer effizienten Nutzung der Heizenergie entgegen steht, nutzt mir auch ein Klasse A+ Heizgerät genau nix um am Ende des Jahres eine kleine Rechnung für die Beheizung meines Hauses zu haben.
Da kann rein monetär gesehen auch ein 35 Jahre alter Ölkessel an einer vernünftigen Hydraulik mit einer zweckmäßigen Dämmung und Bewohnern die mit der Energie sinnvoll umgehen am Ende des Jahres die kleinere Rechnung für die Beheizung des Hauses dabei herauskommen!