Diskussion um Photovoltaik-Förderung bremst Nachfrage nach Solarstromanlagen
Wenn die EEG-Umlage wirklich die Ursache für höhere Strompreise ist, müssten jetzt die Strompreise gesenkt werden. Noch ist davon nichts zu lesen oder hören.
In diesem Jahr werden in Deutschland voraussichtlich erheblich weniger neue Solarstromanlagen ans Netz gehen als angenommen. Nach übereinstimmenden Informationen des Bundesumweltministeriums und des Bundesverbandes Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar) hat sich die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen im Frühjahr dieses Jahres deutlich abgekühlt. Das Bundesumweltministerium beziffert den Zubau an neu installierten Solarstromanlagen für die Monate März bis Mai auf 700 Megawattpeak (MWp) – das wären auf das gesamte Jahr 2011 hochgerechnet lediglich 2,8 Gigawattpeak. Vor diesem Hintergrund warnt der Bundesverband Solarwirtschaft vor weiteren Einschnitten bei der Solarstromförderung, wie sie aktuell im Bundestag diskutiert werden. Aufgrund des geringen Marktwachstums stehen den Verbrauchern zudem Gutschriften für zu viel gezahlte Stromkosten in Höhe von 800 Millionen Euro zu.
„Der deutliche Marktrückgang in den vergangenen Monaten zeigt, dass keinerlei Spielraum mehr für eine noch schnellere Absenkung der Solarstromförderung besteht“, erklärt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar. „Wir warnen die Bundesregierung ausdrücklich davor, der Solarwirtschaft jetzt weitere Kürzungen aufzuerlegen. Das könnte großen Teilen der Branche das Genick brechen und würde die Energiewende ausbremsen“, so Körnig. In den vergangenen zweieinhalb Jahren ist die Solarstromförderung für Neuanlagen von der Bundesregierung in fünf Schritten bereits nahezu halbiert worden. Im Rahmen der aktuellen Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) werden gegenwärtig im Bundestag weitere Kürzungen erwogen.
Weil der tatsächlich erfolgte Zubau von neuen Solarstromanlagen bereits im vergangenen Jahr unter der Prognose der Übertragungsnetzbetreiber blieb und in diesem Jahr voraussichtlich erneut stark unterschreiten wird, muss ein Teil der Stromkosten an die Verbraucher zurückerstattet werden. Anhand ihrer Zubau-Prognose berechnen die Übertragungsnetzbetreiber jeweils für das Folgejahr die finanzielle Umlage für den Ausbau Erneuerbarer Energien („EEG-Umlage“), deren Teil die Solarstromumlage ist. Ist diese Prognose überhöht, werden auch die Stromtarife für die Verbraucher zu hoch angehoben. In einem solchen Fall müssen die Übertragungsnetzbetreiber aufgelaufene Guthaben im Folgejahr verrechnen. Für die Jahre 2010 und 2011 hatten die Übertragungsnetzbetreiber einen Photovoltaik-Zubau von jeweils 9,5 GWp prognostiziert.
Wie hoch fällt diese Gutschrift nun aus? Berechnungen der Prognos AG im Auftrag des BSW-Solar ergaben, dass die Verbraucher aufgrund der Fehlprognosen der Übertragungsnetzbetreiber in diesem Jahr mindestens 800 Millionen Euro zu viel für ihren Strom zahlen. „Rechnerisch steht damit jedem Haushalt eine Gutschrift von rund zehn Euro zu“, sagt Carsten Körnig.