Intersolar 2009: Branche sieht sich gut gerüstet für die nächste Party
Gastbeitrag von: Ralph Diermann, Journalist für Energie und Cleantech
Die Vorzeichen zur diesjährigen Intersolar waren nicht allzu gut: Mehrere Branchengrößen meldeten in den letzten Wochen mäßige bis miserable Quartalszahlen, Analysten und Banken warnen vor einer Stagnation des PV-Marktes, Q-Cells und Sovello schicken tausende Mitarbeiter in Kurzarbeit. Also Grabesstimmung auf der Messe? Mitnichten: Zwar klingen die Prognosen der Unternehmen und Verbände deutlich weniger euphorisch als noch vor im Vorjahr, aber den Optimismus hat sich die Branche nicht nehmen lassen. Gespeist wird die Zuversicht von den mittel- bis langfristigen Perspektiven: „Der internationale Solarmarkt wird 2010 wieder spürbar anziehen. Die USA, China, Japan und Kanada haben Gesetzesinitiativen verabschiedet oder bereits umgesetzt, die Solarstrom fördern, Das schafft gewaltige Exportpotenziale für die deutsche Solarwirtschaft“, zeigt sich Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverband Solarwirtschaft, bei der Eröffnungs-Pressekonferenz der Intersolar überzeugt. Bei einer Exportquote von 46 Prozent im vergangenen Jahr („und die steigt weiter“, so der BSW-Solar-Vorsitzende Georg Salvamoser) sieht sich die deutsche Industrie gut gerüstet, um sich eine dicke Scheibe dieses Kuchens einzuverleiben. Zum Beispiel Schott Solar: „Wir haben unsere Produktionskapazitäten deutlich ausgebaut, um vorbereitet zu sein, wenn die Party in den USA beginnt“, sagte CEO Martin Heming auf der Intersolar. Das Unternehmen hat auf der Messe seine neue Produktionsstätte in Albuquerque, New Mexico, vorgestellt, die jetzt eröffnet wurde. Hier kann das Unternehmen pro Jahr 85 MW PV-Module und 400 MW Receiver für solarthermische Kraftwerke bauen.
Angesichts der Perspektiven also kein Wunder , dass alle wichtigen Photovoltaik-Hersteller mit großen Ständen in München vertreten sind. Ob Solarworld, Q-Cells, SMA, Ersol oder auch mittelgroße Anbieter wie Avancis, Gehrlicher oder Odersun: Die aufwändigen, ästhetisch ansprechenden Stände spiegeln den Erfolg wie die Professionalisierung der Branche in den letzten Jahren. Nicht ganz so prominent besetzt ist die Solarthermie-Sparte; hier fehlen wichtigen Unternehmen wie Vaillant oder Viessmann. Warum diese Lücken in der Ausstellerliste bei der solaren Wärme? „Da müssen Sie die Firmen selber fragen“, zeigt sich Messesprecher Markus Elsässer ratlos. In Anbetracht der Rekorde, die die diesjährige Intersolar verzeichnet, ist deren Fehlen in den Augen der Veranstalter aber nur ein kleiner Wermutstropfen: Die Ausstellerzahl stieg um 31 Prozent auf 1.414, die Fläche um 37 Prozent. Jeder zweite Aussteller kommt aus dem Ausland – allein 200 Unternehmen stammen aus China. Die Besucherzahl wird um etwa 18 Prozent auf circa 60.000 steigen, erwarten die Veranstalter – dem dichten Gedränge in den neun voll belegten Messehallen nach zu urteilen eine realistische Einschätzung.
Kommt das Gespräch auf die kurzfristigen Perspektiven der Photovoltaikbranche, klingen die Töne aus den Unternehmen allerdings nicht mehr ganz so freudvoll. Die Finanzkrise macht auch vor den Solarfirmen nicht halt: „Viele Unternehmen berichten von verschlechterten Finanzierungskonditionen bei Großprojekten und der Firmenexpansion“, so Carsten Körnig. Dies zeigt sich auch im „PV Geschäftsklimaindex“, deren aktuelle Zahlen die Marktforscher von EuPD Research auf der Intersolar vorgestellt haben: Die befragten Unternehmen beurteilen die gegenwärtige Geschäftslage als so schlecht wie nie zuvor seit Start des Index Anfang 2005. Das die Werte nicht völlig abgestürzt sind, ist der nahezu ungebrochenen Nachfrage von Privatpersonen und Landwirten nach Solarmodulen zu verdanken. „Hier ist die Kreditvergaben weitgehend stabil geblieben oder hat sich in einigen Fällen sogar verbessert“, sagt Körnig. Allerdings bestätigt der PV-Geschäftsklimaindex die mittelfristig positiven Erwartungen des BSW-Solar: So sind die Geschäftserwartungen im ersten Quartal dieses Jahres sprunghaft angestiegen und erreichen ein neues Rekordhoch.
Zwar belegen die Photovoltaikfirmen sieben der neun Messehallen und dominieren damit die Wahrnehmung der Messe – doch auch für die Solarthermieunternehmen ist die Intersolar die weltweit wichtigste Branchenausstellung, wie Intersolar-Sprecher Elsässer betont. Von Krise ist hier gar nichts zu spüren: Im ersten Quartal stieg der Absatz der heimischen Solarthermiefirmen um zehn Prozent. „Die Abwrackprämie für Heizkessel und das EEWärme-Gesetz zeigen Wirkung“, so Carsten Körnig vom BSW Solar.
Intersolar 2009: Branche sieht sich gut gerüstet für die nächste Party http://is.gd/I4U8, Gastbeitrag von @ralphdiermann #Intersolar