Solarenergie ist kein Selbstläufer
Von der Windenergie sind schon lange die Gegeninitiativen bekannt und bekannt ist auch, dass diese oft von den großen Stromversorgern finanziert wurden. Aber auch die Solarenergie bekommt Gegenwind, wie ich bereits in mehreren Artikeln aufgezeigt habe. Das Photovoltaik-Magazin berichtete diese Woche von einem weiteren Fall in der bayerischen Gemeinde Reichenberg. Dort wurden Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern des Ortskerns verboten.
Die Begründung lieferte der Ortsbürgermeister in dem Artikel:
Photovoltaik-Anlagen dienten der gewerblichen Stromerzeugung. Ein direkter Verbrauch des Solarstroms vor Ort finde nicht statt. Anders als solarthermische Anlagen, die in Reichenberg weiterhin erlaubt sind, rentierten sich Photovoltaik-Anlagen erst ab einer erheblichen Größe, schreibt Bürgermeister an die Einwohner. „Sie verdecken bzw. verfremden den Dach/Ziegelcharakter (in unserem Falle) fränkischer Dachlandschaften grundlegend.“ Die Systeme seien daher nicht auf großen Dachflächen historischer Gebäude oder ganzer Ortskerne geeignet, sondern sollten in Gewerbegebieten oder außerhalb von Ortschaften aufgestellt werden. Das Verbot betreffe aber nicht bestehende Anlagen. Diese genießen Bestandsschutz, wie der Bürgermeister schreibt.
Offiziell ist die Begründung für das Verbot, die Installation von Photovoltaik-Anlagen im Altort Reichenberg vertrage sich nicht mit der staatlichen Städteförderung. Diese Gebäude seien aus der staatlichen Finanzhilfe ausgeschlossen.
Dieses Verbot löste große Proteste bei Grünen-Politiker Hans-Josef Fell und dem örtlichen Bund Naturschutz aus. Immerhin, so Hans-Josef Fell, würden Handwerker wegen der Verbote und Behinderungen in der Gestaltungssatzung keine Aufträge mehr von investitionswilligen Hausbesitzern bekommen. Als Lösung zeichne sich ab, so heißt es in dem Artikel, dass man sich auf eine große Photovoltaik-Anlage vor den Toren der Stadt einigen könnte.
Ist aber nicht ein großer Vorteil von Photovoltaik, dass man vorhandene Flächen nutzen kann und keine zusätzlichen Flächen benötigt? Unverständlich für einen, das muss ich zugeben, der in einer Region lebt, in der PV-Anlagen noch auffallen, weil sie selten sind.
Keine Frage, große Dachflächen müssen genutzt werden. Aber es kann kein Eigentümer dazu gezwungen werden. Wenn es aber wirtschaftlich interessant ist, oder wenn der Eigentümer des Hauses eine PV-Anlage möchte, so sollte sie ihm nicht verwehrt werden.
Es wird aber nicht mehr lange dauern bis die eigene Stromerzeugung günstiger sein könnte, als der Strombezug aus der Steckdose. Dann müssen wir uns noch mehr Gedanken machen, wo wir PV-Anlagen wollen und wo nicht und es wird noch wesentlich mehr solche Diskussionen geben. Oft wird es dann leider wieder heißen, nur nicht vor meinen Augen – sonst gerne.
Also ich finde Solaranlagen auf dem Dach ebenfalls eher als Verschandelung, denn als sinnvolle Ergänzung. Dennoch gibt es ja genügend Mittel und Wege dennoch beiden Seiten eine Alternative zu geben. Es finden sich in jeder Stadt genügend Gewerbebauten, die so hoch sind, dass man die Anlagen gar nicht sehen würde. Hier würde auch eine Beteiligungsgesellschaft Sinn bringen, die jedem Bürger erlaubt einen Wunschbetrag zu investieren.
So fallen auch die Probleme kleiner Anlagen (nicht rentabel) wie auch die in fast allen Fällen nicht durchgeführte Wartung (und Säuberung) der Anlagen weg, da dieses von der Betreibergesellschaft erledigt werden könnte.
Es finden sich also genügend praktikable Möglichkeiten effizient mit Solarstrom zu arbeiten, ohne dass auf jedem Dach so ein Ding stehen muss.
Ein Teil der Aussage des Bürgermeisters ist schlicht falsch: der Strom wird selbstverständlich lokal verbraucht. Strom nimmt immer den kürzesten Weg. PV Strom von der Anlage meines Nachbarn „verdrängt“ den „Normalstrom“ vom lokalen Stromerzeuger.
Und die Gewerbesteuer, die gezahlt wird, wird lokal abgeführt! Nur aus steuerlichen Gründen fahren auch Privatleute eine PV-Anlage oft als Gewerbe.
Dass sich u.U. eine kleine PV Anlage nicht rechnet (wegen den „Sockelkosten“ wie Aufbau, Gleichrichter usw.) ist eine andere Sache, das sollte man aber denen überlassen, die dafür die Investition tätigen. Ist ja schließlich mein Geld!
Neue Flächen vor den Toren der Stadt… wie sinnlos. Aber da gibt es bestimmt schon einen interessierten Anbieter und der tut sicher auch was für den Bürgermeister…
Bei der großen Anlage stehen dann womöglich Anwohner auf der Matte und beklagen die Verschandelung der Natur oder Aussicht. So etwas passiert bei uns in der Gegend in letzter Zeit gehäuft. Wichtig für alle ist scheinbar nur, dass der Strom aus der Steckdose kommt und die Erzeugung möglichst weit weg geschieht.
Schade eigentlich, denn zusätzlich zum Zweitnutzen bereits bebauter Flächen, ist die dezentrale Struktur der Solarstromerzeugung eigentlich auch eine begrüßenswerte Sache.
Photovoltaik bekommt immer häufiger einen Gegenwind zu spüren, mit fadenscheinigen Argumenten: http://tinyurl.com/5appjj